Beschreibung
Die Lieder Reinmars bilden die vollendete Formulierung dessen, was "Hohe Minne" genannt wird: die lyrische Proklamation absoluter Dienstergebenheit einer "frouwe", der Minneherrin, gegenüber. Dabei stilisiert der Minnesänger das Leiden an der Unerfüllbarkeit seiner Liebe zur künstlerischen Tugend, er will als Meister der Kunst gerühmt werden, "sîn leit sô schône" zu tragen.
Autorenportrait
Reinmar (auch: R. der Alte), Minnesänger um die Wende vom 12. zum 13. Jh. Worauf sich der Beiname von Hagenouwe bezieht (z. B. Ortsname in Österreich, Kaiserpfalz im Elsass), den ihm Gottfried v. Straßburg im Tristan gibt, ist umstritten. Eine zeitweilige Verbindung zum Wiener Hof ergibt sich u. a. aus der Totenklage auf den am 31. 12. 1194 verstorbenen Herzog Leopold. Im übrigen fehlen konkrete Hinweise auf R.s Lebens- und Schaffensverhältnisse. Er starb, das lässt sich aus der Erwähnung im Tristan erschließen, im ersten Jahrzehnt des 13. Jh.s. Walther v. der Vogelweide, der sich vorher kritisch und parodistisch mit R. auseinandergesetzt hatte, ehrte den Verstorbenen und seine formvollendete sprachliche und musikalische Kunst in Nachrufen. R. führte die Tradition des hohen Minnesangs zu ihrem Höhepunkt. Seine Lieder - vorherrschende Bauform ist die Stollenstrophe - sind durch höchste Spiritualisierung und Abstrahierung gekennzeichnet. Thematisch dominiert die Auseinandersetzung mit dem Wesen und den Wirkungen der Liebe und der prinzipiellen Unerfüllbarkeit des Werbens. Die alles durchdringende Stimmung ist die der Klage, das Leiden wird zur hö?schen Kunstform und Tugend stilisiert. Auch bei anderen Themen - u. a. Frauenpreis, hö?sche Minne- und Tugendlehren - herrschen die abstrakte, unsinnliche Ausdrucksweise und der Klageton vor. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.