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Autorenportrait
Christian Weise, 30. 4. 1642 Zittau - 21. 10. 1708 ebd. W. absolvierte das Zittauer Gymnasium, an dem sein Vater unterrichtete, und studierte dann von 1660 bis 1663 in Leipzig Theologie, daneben auch Philosophie, Rhetorik, Politik, Geschichte und Rechtswissenschaft. Nach seiner Magisterpromotion 1663 hielt er Vorlesungen in mehreren Fachgebieten (Rhetorik, Ethik, Politik, Geschichte, Poetik), blieb jedoch ohne Professur und wechselte deshalb 1668 als Sekretär am Hof des ersten Ministers von Sachsen-Weißenfels in Halle in die Praxis hö?scher Politik und Verwaltung. Nach einer kurzen Hofmeistertätigkeit übernahm W. 1670 die Professur für Politik, Rhetorik und Poesie am Gymnasium illustre in Weißenfels, einer Art Ritterakademie, die junge Adelige für den Beamtendienst im absolutistischen Staat ausbildete. 1678 wurde er zum Rektor des Zittauer Gymnasiums berufen. W. gehörte neben C. Thomasius zu den ein?ussreichsten Schriftstellern in der Übergangsphase zwischen Barock und Frühaufklärung. Sein Ziel war es, die humanistisch-gelehrte Tradition den neuen Berufs- und Lebensbedingungen im Fürstenstaat anzupassen und seine Schüler auf ihre künftige Rolle als Beamte im Staats- und Hofdienst oder im Rahmen der städtischen Kaufmannschaft vorzubereiten. Diese neue Praxis steht unter dem Begriff des 'Politischen', der auf der Grundlage einer von akademischer Weltferne befreiten Rhetorik ein auf Erfahrung, Weltklugheit und Selbsterkenntnis basierendes Bildungsideal beschreibt. Diesen Anspruch formulierte W. zum ersten Mal ausführlich im Politischen Redner; zahlreiche weitere politische, rhetorische und philosophische Anweisungs- und Lehrbücher bauten auf diesen Gedanken auf. Auch die umfangreiche poetische Produktion ist der politischen Zielsetzung verp?ichtet. Das gilt v. a. für den von Weise begründeten Typ des satirischen politischen Romans, der eine eher karge Reisehandlung mit einer Narrenrevue verbindet, und für sein mehr als 60 Stücke umfassendes, nur teilweise gedrucktes dramatisches Schaffen im Rahmen des Zittauer Schultheaters seit 1679. Funktion des Schuldramas war es, politische und historische Kenntnisse zu vermitteln und ein Repertoire von situationsgerechten Handlungsweisen in verschiedenen sozialen Kontexten einzuüben. W.s dramatisches Werk umfasst - der Folge des dreitägigen Spielzyklus entsprechend - Bibeldramen meist nach dem AT, historisch-politische Schauspiele von z. T. brisanter Thematik (Masaniello, 1682) und Komödien, die politisches Verhalten auf eine niedrigere soziale Ebene übertragen. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.