Beschreibung
Der 'Alexanderroman' des Pfaffen Lambrecht ist die erste Großerzählung der deutschen Sprache über einen nichtbiblischen, einen weltlichen Stoff. Eine französische Vorlage, die auch zum ersten Mal in der deutschen Literaturgeschichte zum Einsatz kommt, vermittelte die antike Geschichtsschreibung vom kurzen spektakulären Leben des Makedonenkönigs, der einen Eroberungszug bis nach Indien führte. Die Ausgabe enthält die beiden Fassungen des Romans aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mitsamt Neuübersetzung und Kommentar.
Autorenportrait
Pfaffe Lambrecht (Lamprecht), Historisch nicht identi?zierbarer Verfasser eines Alexanderromans und einer Legende in moselfränkischer Sprache. Eine Erwähnung Triers lässt sich vielleicht als Hinweis auf seine Heimatstadt deuten. Als älteres Werk gilt der nur fragmentarisch erhaltene Tobias (274 Verse) nach dem apokryphen Buch Tobias des AT. Das Alexanderlied, entstanden um 1150, ist die älteste Alexanderdichtung in dt. Sprache. Sie beruht auf einer frz. Vorlage des Alberich von Besançon (Pisançon), die sich wiederum auf die antiken und mittellat. Versionen des Stoffes stützt. Erhalten ist L.s Dichtung in der unvollständigen Fassung der Vorauer Handschrift (Ende 12. Jh.; 1533 paarweise gereimte Verse) und in zwei vollständigen Versionen (Basler bzw. Straßburger Alexander), die auf einer nicht erhaltenen Bearbeitung und Fortsetzung von L.s Text von etwa 1160 beruhen. Mit dem dt. Alexanderroman setzt unter dem Ein?uss der weiter fortgeschrittenen frz. Literatur die weltliche dt. Erzählliteratur ein, wenn auch z. T. einer geistlichen Deutung unterworfen. Die weitere Wirkung auf die dt. Literatur ging von der sprachlich verfeinerten Fassung des Straßburger Alexander (um 1170) aus. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.