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Achtung, Mama ante portas

Roman

Erschienen am 13.10.2008
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442369560
Sprache: Deutsch
Umfang: 397 S.
Format (T/L/B): 3 x 18.3 x 11.6 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Mütter und Söhne, das ist wie Krieg und Frieden! Was tun, wenn der eigene Sohn um keine Ausrede der Welt verlegen ist, um sich seine Mutter vom Hals zu halten? Einfach vor seiner Tür auftauchen! Schließlich ist es ja das gute Recht jeder Mutter, zu wissen, was der Sprössling so treibt - und mit wem. Gillian, Helen und Carol beschließen, der einseitigen Kontaktsperre ein Ende zu bereiten, und starten den direkten Angriff auf die Gästesofas ihrer Söhne. Überraschung! Fragt sich nur, für wen . Ein launigliebenswertes und urkomisches Generationenporträt Drei Mütter suchen ihre Söhne heim: Chaos vorprogrammiert! Amüsanter, hitziger und lebensnaher haben Mütter und Söhne noch nie aneinander vorbeigeredet . Für alle Leser von Nick Hornby

Leseprobe

»Was ist passiert?« »Ich dachte, ich schaue einfach mal vorbei.« Matt sah seine Mutter völlig entgeistert an. Ihm wollte beim besten Willen nichts einfallen, was sie dazu veranlasst haben könnte, uneingeladen hier, in seiner Wohnung, an einem Abend unter der Woche und ohne ihn vorzuwarnen aufzutauchen. So ein Verhalten hatte sie bisher noch nie an den Tag gelegt, und er ging sofort davon aus, dass irgendetwas Entsetzliches passiert sein musste - etwas, das so schrecklich war, dass man es nicht am Telefon besprechen konnte, irgendein Vorfall, über den man nur mit gedämpfter Stimme, einem Stuhl in Reichweite und einer Tasse überzuckerten, heißen Tees in der Hand reden konnte. »Was ist los?«, fragte er. »Nichts ist los.« »Geht es allen gut?« »Allen geht's prima«, erwiderte sie. Sie sahen sich über die Türschwelle hinweg an, ratlos, was sie als Nächstes tun sollten, wie Wanderer, denen auf einmal bewusst wird, dass sie sich verirrt haben. »Willst du mich nicht reinbitten?«, fragte Carol schließlich. »Ja, natürlich«, sagte Matt. »Komm rein. Ich mach uns einen Tee. Entschuldige bitte. Ich bin nur ein bisschen überrascht, dich zu sehen. Dir fehlt wirklich nichts?« »Nein, nein, mir geht's gut.« Diese Worte aus dem Mund seiner Mutter zu hören -und noch dazu in diesem ganz speziellen, hohen und abgehackten Ton -, versetzte ihn um zwanzig Jahre zurück in seine Jugend, als »gut« eine der schärfsten Waffen im Gefühlsarsenal seiner Mutter gewesen war. Dieses eine Wort hatte abhängig von den unterschiedlichen, feinen Nuancen in der Intonation eine Unmenge verschiedener Bedeutungen, so als wäre es kein englisches, sondern ein chinesisches Wort. »Mir geht es gut« konnte heißen: »Ich bin angespannt« oder »Ich bin ziemlich aufgebracht« oder »Ich bin stinkwütend« oder »Warum hört mir eigentlich nie jemand zu?«, ja sogar: »Siehst du das? Ich räume gerade den Frühstückstisch ab, obwohl du hoch und heilig versprochen hattest, ihn abzuräumen.« »Mir geht es gut« hatte tatsächlich unendlich viele Bedeutungsmöglichkeiten, die alle nur eines gemeinsam hatten - in Wahrheit besagten sie: »Mir geht es alles andere als gut.« Matts Interpretationsfähigkeit war ein wenig eingerostet, aber wenn er hätte raten sollen, hätte er in diesem Fall auf »Ich bin angespannt« getippt. Allerdings beinhaltete auch »Ich bin angespannt« wiederum eine Anzahl subtilerer Unterbedeutungen und verriet nicht allzu viel darüber, in welcher Stimmung seine Mutter denn nun genau war, da Anspannung eine ebenso wesentliche Rolle in ihrem Leben spielte wie Sauerstoff in seinem. Matt konnte sich seine Mutter überhaupt nur schwer in einem nicht angespannten Zustand vorstellen. Sie entspannte sich sogar angespannt - kerzengerade am Küchentisch auf einem harten Stuhl sitzend und die Zeitung vor sich. Und wenn man sie davon überzeugen konnte, es mal mit entspannter Entspannung zu versuchen, indem man sie zwang, sich auf das Sofa und vor den Fernseher zu setzen, dauerte es keine Viertelstunde, bis sie tief und fest schlief. Dann konnte man allerdings sehen, wie ihre Augäpfel unter den Lidern blitzschnell hin- und herschnellten, während sie ihre angespannten Träume träumte. Die einzige Fernsehsendung, bei der sie von Anfang bis Ende wach blieb, waren die Nachrichten, die sie gerne zweimal am Tag von der Sesselkante aus verfolgte, ihr Gesicht eine zuckende Maske des Mitgefühls, des Entsetzens und der Bestürzung darüber, wie die Welt auf immer grässlichere und unvorhersehbarere Weise immer furchterregender wurde. Sich um alles und jeden Sorgen zu machen, hielt Carol zusammen. Ihr diese Sorge zu entziehen, wäre gerade so, als entfernte man den Mörtel aus einer tragenden Mauer. Da sie in diesem Augenblick lediglich angespannt wirkte und nicht so, als stünde sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch, konnte Matt wohl davon ausgehen, dass nichts wirklich Schlimmes hinter ihrem Besuch steckte. In ihrer Vorstellung gab es zwar bestimmt einen ganz furchtbar dringenden Grund - höchstwahrscheinl