Beschreibung
Es beginnt mit einer alten Fotografie und endet mit der Liebe eines Lebens Es war 1923, als sie ihn zum letzten Mal sah. Inmitten der Wirren des marokkanischen Berberaufstandes fand Lucia Osman nach langer Suche den Mann ihres Lebens wieder, den englischen Fotografen Gerald Holbrooke. Der Krieg hatte die beiden Liebenden auseinandergerissen, doch bei ihrem erneuten Zusammentreffen verleugnete Gerald Lucia. Als sie Jahrzehnte später in einer Zeitung eine alte Fotografie ihres Geliebten entdeckt, nimmt sie Kontakt zu dem Journalisten Pablo Ferrer auf. Sie erzählt ihm ihre dramatische Lebensgeschichte und bittet ihn nur um eines - finde meine große Liebe . Ausgezeichnet mit dem IX Premio de Novela Ciudad de Salamanca.
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Autorenportrait
Die Spanierin Marian Izaguirre studierte an der Universität von Madrid und arbeitete danach als freie Journalistin. 1991 veröffentlichte sie ihren ersten Roman, der mit dem angesehenen spanischen Preis für Nachwuchsautoren, dem Premio Sesamo, ausgezeichnet wurde. "Lucias letzte Liebe" ist ihr fünfter Roman.
Leseprobe
Manchmal sehe ich in meinen Träumen ein Dorf. Hinten steht ein Zelt mit der Flagge des Rif, eine weiße Raute, ein grüner Mond und ein Stern, und dahinter liegt, nur undeutlich zu erkennen, das Militärlager der Rebellen, Bündel, Pferde, Waffen und ein diffuser Nebel, der alles zu einem inhaltsleeren, bloß noch referenziellen Raum werden lässt. Die Stille ist erschreckend. Dann sehe ich sie. Die kleine Mestizin, die Gerald Holbrooke für immer unsterblich machte; die vom Schleier bedeckte üppige gelockte Mähne, das strahlende Lächeln und die Schlitzaugen. Sie ist noch jung und schön. Ihre Stimme ist die, die sie später haben wird. Viele Jahre später. Seltsam. Es ging alles so schnell. Miranda verschwand am einundzwanzigsten Juni. Noch am selben Tag lernte ich Lucía Osman kennen. Das war Anfang Sommer 1995. Ich erinnere mich, dass es ein Mittwoch war. Ich kam nach Hause, nachdem ich die ganze Nacht durch eine scheinbar endlose Stadt geirrt war: unbekannte Bars, dunkle, laute Kaschemmen, Straßen in Randbezirken, kurzum ein Labyrinth, in dem man leicht die Orientierung verlieren konnte, vor allem, wenn im eigenen Kopf ein einziges Chaos herrscht. Ich hatte kaum noch die Kraft, mich auszuziehen. Ich warf die Hose auf den Boden und ließ mich auf das Bett fallen. Da sah ich auf einmal den Zettel. Er war gelb und lag sauber gefaltet auf dem Nachttisch. Ich ahnte sofort, dass dieses Stück Papier etwas mit Miranda zu tun hatte. Ich setzte mich auf und versuchte, den Inhalt zu entziffern. Das war nicht weiter schwierig. Die Botschaft war wie ein Faustschlag zwischen die Brauen: Meine letzte Freundin, ein rothaarige Amerikanerin von wildem Aussehen und noch wilderem Charakter, hatte mit meiner Kreditkarte ein Flugticket Madrid-New York-Buffalo gekauft. Sie hielt es nicht einmal für nötig, eine knappe Abschiedsnotiz zu schreiben - du bist ein Mistkerl, ich will dich nicht wiedersehen, verschwinde aus meinem Leben. Nein. Miranda hatte sich aus dem Staub gemacht und mir nebenbei Schulden von fast hunderttausend Peseten hinterlassen. Nun, ich muss zugeben, dass sie Grund genug hatte, sich so zu verhalten, also stand ich auf und zog die Hose wieder an, mit der ich die ganze Nacht im Chaos herumgeirrt war, und ging zu César. Ich muss ziemlich elend ausgesehen haben mit meinem Dreitagebart und der völlig zerknitterten Leinenhose. Ich betrat die Produktionsfirma, winkte der Empfangsdame zu, die mich ansah, als wollte ich ihr gleich die Handtasche klauen, und ging in Césars Büro. Der Videorekorder war an. César saß mit dem Rücken zur Tür auf dem Sofa vor dem Bildschirm und hatte ein Gummiband in den Händen. Es lief die letzte Sequenz einer Reportage, die wir am Tag zuvor erstellt hatten. Ein Bild ohne Ton. Ein Sonnenuntergang in Barbate an der Costa de la Luz. Am Strand lag ein in den Fluten zerschelltes Flüchtlingsboot, im Hintergrund sah man zwei Beamte der Guardia Civil. »Schau an«, rief César, als er mich sah. Es war deutlich herauszuhören, dass er es leid war, zu warten. »Du kommst genau im unpassenden Moment, wie immer. Ich versuche seit heute Morgen neun Uhr, dich auf dem Handy anzurufen, aber es ist ausgeschaltet. Warum trägst du das verdammte Telefon mit dir herum, wenn du es nie einschaltest?« Ich schob die Hand in die Hemdentasche und stellte fest, dass ich es nicht einmal dabeihatte. Einen Moment lang fürchtete ich, es verloren zu haben, aber dann erinnerte ich mich an einen dunklen Gegenstand auf dem Nachttisch, direkt neben dem gelben Notizzettel mit den Reisedaten Madrid-New York-Buffalo. César sah mich ungeduldig an, während ich versuchte, dieses blöde Bild aus dem Kopf zu bekommen. »Was ist mit dir los, zum Teufel? Du siehst furchtbar aus.« Ich winkte ab, um ihm deutlich zu machen, dass ich nicht weiter darüber sprechen wollte. »Ein Kater?« »Wie man es nimmt. Miranda hat mich verlassen.« »Endgültig?« »Ich glaube, ja. Sie ist nach Buffalo geflogen.« »Also endgültig«, befand er gleichgültig. »Schön, kümmern wir uns u