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Blues für Vollmond und Kojote

Roman, Manhattan

Erschienen am 09.06.2008
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442542383
Sprache: Deutsch
Umfang: 415 S.
Format (T/L/B): 2.8 x 18.8 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Der junge erfolgreiche Versicherungsmakler Sam Hunter hat ein Problem und ein Geheimnis. Das Problem: Er hat immer noch nicht die richtige Frau gefunden. Sein Geheimnis: Sam heißt in Wirklichkeit „Samson jagt allein“ und ist Indianer. So ist es kein Wunder, dass der alte indianische Gott und Spaßvogel „Kojote“ auftaucht, um Sam mit der hinreißenden Calliope zusammenzubringen. Doch damit fängt das Chaos erst an … • Vom Autor der Bestseller „Die Bibel nach Biff“ und „Ein todsicherer Job“.

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Leseprobe

Die Verkündigung 1. Kapitel Irgendwann erwischt es jeden Santa Barbara, Kalifornien Während draußen auf dem Gehsteig Zauberpulver verstreut wurde, erledigte Samuel Hunter mechanisch die tägliche Büroroutine - er fertigte Leute am Telefon ab, überprüfte Computerausdrucke und blaffte seine Sekretärin an, damit sie wusste, was sie den Tag über zu erledigen hatte. Diese Art, seinen Tag zu beginnen, war ihm zur Gewohnheit geworden - er agierte wie eine Maschine, bis zu dem Zeitpunkt, wenn er sich auf den Weg zu seinem ersten Kundengespräch machte und in die Rolle schlüpfte, die ihm für einen Geschäftsabschluss am passendsten schien. Seine Bekannten hielten Sam für einen fleißigen, intelligenten Menschen, mit dem gut auszukommen war, und genau das war auch der Eindruck, den er erwecken wollte. Sam hatte ein gesundes Selbstvertrauen, das sich auf seinen geschäftlichen Erfolg gründete, doch trug er diesen nicht zur Schau, und es war nicht zuletzt seine Bescheidenheit, die ihm allenthalben Sympathien eintrug. Er war hochgewachsen und schlank und lächelte gern, und er wirkte in einem Savile-Row-Anzug vor einem Aufsichtsrat ebenso glaubwürdig wie in Jeans am Pier von Santa Barbara, wenn er mit den Fischern Seemannsgarn spann. Ebenjene Unbefangenheit, mit der Sam jedermann begegnete, war andererseits jedoch die einzige Eigenschaft, die manche Leute irritierte. Wie kam es, dass jemand derart mühelos in so viele verschiedene Rollen schlüpfen konnte, ohne jemals den Eindruck zu erwecken, er sei fehl am Platz oder er fühle sich nicht wohl dabei? Irgendwas schien da nicht zu stimmen. Sicher, er war kein schlechter Kerl, doch man kam einfach nicht an ihn heran, konnte ihn nicht einordnen oder mit Bestimmtheit sagen, was für ein Mensch sich hinter dieser Fassade freundlicher Unverbindlichkeit versteckte. Was genau der Effekt war, den Sam erzielen wollte. Er fürchtete, sich eine Blöße zu geben, wenn er sich Gefühle wie Verlangen, Leidenschaft oder sogar Zorn anmerken ließ, und so unterdrückte er diese Emotionen, bis er sie schließlich nicht mehr empfand. Sein Leben verlief in geregelten Bahnen, ohne besondere Höhepunkte oder Tiefen. Und so geschah es nicht ganz zwei Wochen nach seinem fünfunddreißigsten Geburtstag und etwa zwanzig Jahre, nachdem er von zu Hause weggelaufen war, dass Samuel Hunter an einem milden Herbsttag aus seinem Büro auf die sonnendurchflutete Straße hinaustrat - und plötzlich vor Begierde fast umgeworfen wurde. Er sah ein Mädchen, das gerade dabei war, Lebensmitteleinkäufe in einem alten Datsun 280 Z zu verstauen, der am Straßenrand geparkt stand, und er wusste nur noch eines: Dieses Mädchen wollte er haben. Erst später fielen ihm wieder Einzelheiten ein - die Linie ihres sonnengebräunten Schenkels, abgeschnittene Jeans, die untere Partie ihres Busens, die einen Augenblick lang unter ihrem kurzen Top hervorlugte. Ihre strohblonden Haare hatte sie nachlässig aufgesteckt, so dass einzelne Strähnen ihre hohen Wangenknochen umspielten und ihre großen braunen Augen einrahmten. Sie wirkte auf Sam wie ein langer, schmachtender Saxophonton, der wie Öl in jene Hirnsphäre hinabgleitet, die wir mit Echsen gemeinsam haben und in der die Libido ihren Sitz hat. Von dort aus durchströmte er seinen ganzen Körper bis runter in die Leisten und von dort aus zurück zum Magen, der sich so schmerzhaft zusammenzog, dass Sam beinahe zusammengeklappt wäre. 'Willst du sie?' Die Frage kam von irgendwo neben ihm. Es war offensichtlich eine Männerstimme. Diese Tatsache war zwar ein wenig verwirrend, doch auch wieder nicht so sehr, dass er seinen Blick von dem Mädchen losgerissen hätte. Wieder kam die Frage. 'Willst du sie?' Sam, ohnehin schon ziemlich angeschlagen, drehte sich um und trat erschrocken einen Schritt zurück. Ein junger Indianer in schwarzen, mit roten Federn verzierten Hirschlederhosen, saß neben der Tür zu seinem Büro auf dem Gehsteig. Während Sam noch darum bemüht war, seine Fassung wiederzuerlangen, grinste der I Leseprobe

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