0

Principia

Barock-Trilogie 3 - Roman

Erschienen am 20.10.2008
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442546077
Sprache: Deutsch
Umfang: 1118 S.
Format (T/L/B): 5.5 x 23.3 x 16.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

London, 1714: Der Naturphilosoph, Puritaner und Querdenker Daniel Waterhouse kehrt als alter Mann nach England zurück. Er hat der hohen See und berüchtigten Piraten getrotzt, um in der Heimat im erbitterten Streit zwischen Newton und Leibniz zu vermitteln. Doch kaum angekommen, sieht Waterhouse sich bereits in ein Komplott verstrickt. Ein wahrhaft teuflischer Anschlag auf den Londoner Tower zielt auf die Vernichtung der sich entwickelnden modernen Geldwirtschaft im Empire, und damit letztlich auf die Zerstörung der neuen Weltordnung. Im Zentrum dieser Umtriebe steht Jack Shaftoe, König der Vagabunden und Newtons Nemesis. Allerdings treibt ihn nicht sein Hang zu perfiden Schurkenstreichen in dieses finstere Spiel, sondern seine Liebe zu der einzigartigen Eliza. Deren Lebensweg führte von einem türkischen Harem erst an den Hof des Sonnenkönigs und schließlich sogar zu einer eigenen Grafschaft. Nun aber setzt Ludwig XIV. Eliza als lebendes Unterpfand in seinem Ringen um die Macht in Europa ein .

Autorenportrait

Neal Stephenson wurde 1959 in Fort Meade, Maryland, geboren. Für "Diamond Age" wurde ihm der Hugo Award verliehen, und bei der Ars Electronica 2000 erhielt er für sein bisheriges Gesamtwerk die Goldene Nica. Seit seinem frühen Roman "Snow Crash" gilt er als eines der größten Genies der amerikanischen Gegenwartsliteratur. "Cryptonomicon", seine fulminante Barock-Trilogie - "Quicksilver", "Confusion", "Principia" - sowie der Roman "Anathem" stießen weltweit auf euphorische Begeisterung und wurden sensationelle Bestseller.

Leseprobe

Dartmoor 15. JANUAR 1714 Es gibt im Leben nichts Törichteres als das Erfinden. James Watt »Die bittere Kälte in dieser Einöde hat schon Männer dahingerafft, die halb so alt waren wie Ihr und doppelt so viel wogen«, sagte der Earl of Lostwithiel, Oberster Aufseher der Zinngruben und Forst-und Jagdherr von Dartmoor, zu einem seiner beiden Mitreisenden. Der Wind hatte innegehalten, als habe Boreas sich verausgabt und holte von irgendwo über Island frisch Atem. Daher konnte sich der junge Earl in sachlichem Ton äußern. »Mr. Newcomen und ich sind Euch für Eure Gesellschaft sehr dankbar, aber -« Der Wind schlug sie alle mit Taubheit, als wären die drei Männer Kerzenflammen, die es auszublasen galt. Sie wankten, stellten die dem Wind abgekehrten Füße fester auf den schwarzen, steinigen Boden und stemmten sich dagegen. Lostwithiel brüllte: »Wir werden Euch nicht für unhöflich halten, wenn Ihr zu meiner Kutsche zurückkehrt!« Er wies mit dem Kopf auf eine schwarze Equipage, die ein kurzes Stück entfernt auf dem Fahrweg stand und auf ihrer französischen Federung schaukelte. Sie war mit großer Kunstfertigkeit so gestaltet worden, dass sie leichter wirkte, als sie war, und sah so aus, als verhindere einzig das an sie angeschirrte, buntscheckige Gespann von Zugpferden, deren zottige Mähnen waagrecht im Wind standen, dass sie, sich überschlagend, über das Moor rollte. »Es erstaunt mich, dass Ihr das als bittere Kälte bezeichnet«, antwortete der Alte. »In Boston würde es, wie Ihr wisst, ohne Bemerkung hingehen. Ich bin für Boston gekleidet.« Er war in einen rustikalen ledernen Umhang gehüllt, den er vorn kurz auseinanderschlug, sodass sich ein aus den Fellen vieler Waschbären zusammengenähtes Futter zeigte. »Nach jener Fahrt durch die Darmwindungen der Gorge of Lyd brauchen wir alle frische Luft - besonders, wenn ich die Anzeichen richtig deute, Mr. Newcomen.« Thomas Newcomen bedurfte keiner weiteren Aufforderung. Sein Gesicht, das so fahl war wie der Mond, senkte und hob sich ein einziges Mal, was einer förmlichen Verbeugung so nahe kam, wie es dieser Grobschmied aus Dartmouth nur vermochte. Nachdem er sich derart verabschiedet hatte, kehrte er ihnen den breiten Rücken zu und trottete rasch in Windrichtung davon. Bald war er nur noch schwer von den zahlreichen Menhiren zu unterscheiden - die sich als Kommentar zu seiner Statur, zur Düsterkeit des Tages oder zu Daniels schlechten Augen deuten ließen. »Die Druiden haben schrecklich gern Steine aufrecht gestellt«, bemerkte der Earl. »Zu welchem Zweck, ist mir schleierhaft.« »Indem Ihr die Frage stellt, habt Ihr sie schon beantwortet.« »Wie beliebt?« »Da sie nun einmal an diesem gottverlassenen Ort wohnten, taten sie es, damit zweitausend Jahre nach ihrem Tod jeder, der auf diese Steine stieße, wüsste, dass sie hier gewesen sind. Der Herzog von Marlborough hat mit der Errichtung von Blenheim Palace, jenem berühmten Gebäude, nichts anderes getan.« Der Earl of Lostwithiel hielt es für klug, diese Bemerkung unkommentiert zu lassen. Er drehte sich um und trat einen Pfad durch steifes, welkes Gras bis hin zu einer seltsamen Erhebung aus flechtenbedecktem Stein. Daniel, der ihm folgte, begriff, dass es sich um eine Ecke eines zur Ruine zerfallenen Gebäudes handelte. Der Boden gab unter ihren Füßen nach. Er lag als dünne Schicht über einem heillosen Durcheinander aus herabgestürzten Balken und zerfallenden Torfsoden. Immerhin bot ihnen der Winkel Schutz vor dem Wind. »Ich spreche nun in meiner Eigenschaft als Oberster Aufseher der Zinngruben und heiße Euch, Daniel Waterhouse, im Namen des Gutsherrn in Dartmoor willkommen.« Daniel seufzte. »Wenn ich die letzten zwanzig Jahre in London gewesen wäre, mich in den Arkana der Heraldik auf dem Laufenden gehalten und regelmäßig mit einem der Wappenherolde Tee getrunken hätte, wüsste ich jetzt, wer zum Teufel das ist. Doch wie die Dinge liegen -« »Dartmoor wurde 1338 dem Herzogtum Cornwall zugeschlagen und ging demzufolge in den Besitz des P Leseprobe