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Wiener Tod

Ein Fall für Max Liebermann, Die Max-Liebermann-Krimis 3

Erschienen am 03.03.2008
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442734658
Sprache: Deutsch
Umfang: 472 S.
Format (T/L/B): 4.1 x 20.7 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ein toter Schüler, versteckte Obsessionen und eine Mauer des Schweigens Eine Militärschule in der Nähe von Wien: Ein Schüler wird tot aufgefunden, aber es kann keine Todesursache festgestellt werden. Der junge Psychoanalytiker Max Liebermann, den Inspektor Rheinhardt zu Hilfe ruft, stößt bei den Mitschülern auf eine Mauer des Schweigens. Aber mit seinem psychologischen Geschick spürt er ein Netzwerk von Abhängigkeiten und Gewalt auf. Und von amourösen Verwicklungen, die er in seinem dritten Fall nur allzu gut verstehen kann - ist er doch selbst von Eifersucht gegenüber der von ihm verehrten Engländerin Miss Lydgate getrieben, die sich mit einem geheimnisvollen Fremden trifft. Der dritte Teil der Erfolgsserie um den Psychoanalytiker und Detektiv Max Liebermann.

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DE 81673 München

Autorenportrait

Frank Tallis ist Schriftsteller und praktizierender klinischer Psychologe. Für seine Romane, vor allem für seine Erfolgsserie um den Psychoanalytiker und Detektiv Max Liebermann, erhielt er zahlreiche Preise, u. a. den "Writers' Award from the Arts Council of Great Britain" und den "New London Writers' Award". Tallis lebt in London.

Leseprobe

ERSTER TEIL Das Geheimnis von St. Florian Der barocke Ballsaal war mit Blumen geschmückt. Über hundert Paare kreisten synchron unter drei strahlenden Kronleuchtern. Die Männer trugen schwarze Fräcke, Pikeehemden und weiße Handschuhe, die Frauen Kleider aus Tüll und Crepe de Chine. Auf einem Podium spielte ein kleines Orchester 'Rosen aus dem Süden' von Strauß, und als die berühmte, zu Herzen gehende Melodie des Walzerkönigs wiederholt wurde, summten einige der Zuschauer, die das Stück kannten, gerührt mit. Liebermann spürte, wie sich Amelia Lydgates rechte Hand in seiner linken verkrampfte. Eine vertikale Falte tauchte auf ihrer Stirn auf, als sie versuchte, sich von ihm führen zu lassen. 'Entschuldigen Sie, Dr. Liebermann, ich bin so eine schlechte Tänzerin.' Sie trug ein schulterfreies Ballkleid aus grünem Samt, und ihr flammend rotes Haar war mit Silberbändern hochgebunden. Ihre blassen, makellosen Schultern erinnerten den jungen Arzt an italienischen Marmor. 'Überhaupt nicht', erwiderte Liebermann. 'Sie machen das für eine Anfängerin ganz großartig. Ich würde jedoch vorschlagen, dass Sie genauer auf die Musik hören, auf den Takt.' Die Engländerin sah ihn ratlos an. 'Den Takt', wiederholte sie. 'Ja. Können Sie ihn denn', Liebermann unterbrach sich und versuchte seine Fassungslosigkeit zu verbergen, 'nicht spüren?' Liebermann unterstrich den ersten akzentuierten Ton jedes Taktes mit einem sanften Druck der Hand, die auf Amelias Rücken ruhte, was jedoch folgenlos blieb. 'Nun gut', meinte Liebermann. 'Vielleicht helfen Ihnen ja folgende Hinweise weiter: Die Rechtsdrehung wird mit drei Schritten durchgeführt, dabei bewegt man sich vorwärts, mit dem rechten Bein beginnend, und dreht sich gleichzeitig um 180 Grad im Uhrzeigersinn. Darauf folgen drei Schritte rückwärts und wiederum eine Drehung von 180 Grad. Für die Linksdrehung gilt dasselbe, nur wird gegen den Uhrzeigersinn getanzt.' Amelia blieb stehen, legte den Kopf zur Seite und überlegte kurz. Dann sah sie Liebermann in die Augen und sagte: 'Danke, Dr. Liebermann, das war eine ausgezeichnete Erklärung. Lassen Sie uns weitermachen.' Bemerkenswerterweise waren Amelias Bewegungen, als sie weitertanzten, bedeutend flüssiger. 'Ausgezeichnet', meinte Liebermann. 'Wenn Sie sich jetzt etwas zurücklehnen, könnten wir noch schneller tanzen.' Amelia folgte seiner Anweisung, und sie kreisten schneller. 'Ich glaube', fuhr Liebermann fort, 'dass die ideale Geschwindigkeit für einen Wiener Walzer etwa dreißig Umdrehungen pro Minute beträgt.' Als er bemerkte, dass Amelia auf seine Armbanduhr schaute, fügte er rasch hinzu: 'Ich glaube jedoch nicht, dass wir uns unbedingt nach diesem Ideal richten müssen.' Sie tanzten am Orchester vorbei und wurden von einem korpulenten Paar überholt, das - trotz Körperfülle - mit einer Anmut tanzte, die die Gesetze der Schwerkraft in Frage zu stellen schien. 'Meine Güte', sagte Amelia erstaunt. 'War das Inspektor Rheinhardt?' 'In der Tat', erwiderte Liebermann und zog eine Braue hoch. 'Er und seine Frau tanzen. formvollendet.' 'Das stimmt', sagte Liebermann. 'Wenn ich es richtig sehe, dann haben Inspektor Rheinhardt und seine Frau mehr Übung als die meisten hier. Während des Faschings nehmen sie nicht nur am Ball der Detektive teil, sondern besuchen auch den Ball der Kellner, den Ball der Hutmacher und den Philharmonischen Ball. Und natürlich hat der Inspektor, man würde es kaum für möglich halten', Liebermann lächelte übermütig, 'eine besondere Vorliebe für den Ball der Konditoren.' Als sie an einer vergoldeten, geschnitzten Flügeltür vorbeitanzten, sah Liebermann, wie ein Gendarm den Ballsaal betrat. Seine einfache blaue Uniform und seine Pickelhaube hoben sich von den eleganten Fräcken und Ballkleidern ab. Seine Wangen waren gerötet, und es hatte den Anschein, als sei er gerannt. Der junge Mann ging direkt auf Kommissar Brügel zu, der neben dem tadellos gekleideten Inspektor Victor von Bülow und einigen Gästen vom ungarische Leseprobe

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