Leseprobe
Der Heißluftballon Es war einmal ein Aquarellmaler, der glaubte, er könne einen Fallschirm erfinden. Das war noch in den Kindertagen der Fallschirme. Draußen in den Feldern, wo er seine Staffelei aufgestellt hatte, sah er einen dieser frühen Fallschirmspringer vom Himmel tröpfeln. 'Wie war's, wie war's?', rief er, als er zu der versammelten Menge Schaulustiger rannte. 'Oje', klagte der in seinen Fallschirm verwickelte Fallschirmspringer. 'Mir ist speiübel.' Da sich diese Szene in Paris abspielte, sprachen sie natürlich Französisch. Damals hatten die Fallschirme noch einen Konstruktionsfehler: Sie schwebten nicht sanft dem Boden entgegen, sondern wirbelten mit Schwindel erregendem Tempo durch die Luft, so dass die Fallschirmspringer olivgrün waren, bis sie landeten. Der Aquarellmaler ging nach Hause und legte die Füße hoch, trank einen Kaffee und überlegte. 'Wie lässt es sich vermeiden, dass diesen mutigen, vom Himmel fallenden Männern schlecht wird?' Nachdem er fünfunddreißig Jahre gegrübelt hatte, fand er die Lösung. Er stellte seine Kaffeetasse ab, nahm seinen Zeichenblock und rief nach seiner Frau. 'Sieh mal', sagte er ruhig und stolz, als er ihr die Skizze hinhielt. Seine Frau kniff die Augen zusammen, und ihre Brauen schnellten in die Höhe - sein Fallschirm stand auf dem Kopf. Statt >nu<-förmig. 'Das soll funktionieren?', zweifelte sie. 'Aber natürlich', rief er. Um es ihr zu beweisen, bastelte er einen Fallschirm aus ihrem Stofftaschentuch. Das Taschentuch flatterte zu Boden, jedoch - wie er unbedingt betonen musste - ohne dabei ins Trudeln zu geraten. So sehr war er überzeugt, die Erklärung für das Pendeln des Fallschirms gefunden zu haben, dass er beschloss, selbst einen zu bauen. Auf der Nähmaschine seiner Frau schneiderte er die Stoffbahnen zusammen. Dann überredete er einen Freund, ihn aus dem Korb von dessen Heißluftballon abspringen zu lassen. Vor lauter Aufregung dachte er gar nicht daran, es zunächst mit einer sonst üblichen Puppe (oder einer Katze) zu versuchen. Er zurrte sich einfach fest und sprang. Er stürzte geradewegs in die Tiefe - wie eine Vase, die jemand vom Regalbrett gefegt hat - und war tot. Als sie zum ersten Mal diese Geschichte hörte, war Maude Sausalito (die zu diesem Zeitpunkt elf Jahre alt war) erschüttert von dem traurigen Los des Malers. Anschließend malte sie sich (sehnsüchtig) all die Dinge aus, auf denen er hätte landen können und die ihm das Leben gerettet hätten: Ein Heuhaufen; ein Teich; ein ganz frisch umgegrabenes Gartenbeet! Ein Fass voll Maulbeeren! Ein saftiger Buttermilchkuss. Ein Berg Blaubeermuffins. (Sie hatte Hunger.) Wenn dieser dumme, übereifrige Mensch - dachte sie damals und denkt sie auch heute noch oft - mit seinem nutzlosen Fallschirm doch bloß einen Aufwind erwischt hätte. Der Aufwind hätte ihn einfach davongetragen, hoch hinaus in den tiefblauen Himmel, über Hügel aus schaumig gerührter Butter, hinweg über einen Teich aus Ahornsirup. Und schließlich hätte er ihn sanft abgesetzt, auf einem Bett aus Buttermilchpfannkuchen. Heutzutage haben Fallschirme oben einen Luftschlitz, der dafür sorgt, dass sie nicht ins Trudeln geraten. Stellen Sie sich vor, Sie hätten keine Knie! Beim Bergabgehen neigt sich der Körper automatisch nach vorn. Unbewusst lehnt man sich zurück und beugt die Knie, indem man die vier vorderen Oberschenkelmuskeln anspannt. Die Knie sind dazu da, dass man nicht hinfällt. Und jetzt nehmen Sie mal an, Ihre Oberschenkelmuskulatur wäre so schwach, dass sie den sich beugenden Knien keinen Widerstand bieten könnte. Würden sich die Knie ungehindert immer weiter beugen, würden Sie mitten aufs Gesicht stürzen. INSTITUT FÜR ARTHROSKOPISCHE CHIRURGIE, SOUTH DAKOTA Die Sportveranstaltung Cath Murphy (Lehrerin der Klasse 2B) hält ein Ende des Zielbandes fest und sucht dabei die Zuschauerreihen nach den Zings ab. Aha. Da auf der Picknickdecke liegt eine der Zings und probiert ihre Handyklingel Leseprobe