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Göttin des Todes

Roman

Erschienen am 01.09.2009
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453532946
Sprache: Deutsch
Umfang: 400 S.
Format (T/L/B): 3 x 18.9 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

"Dan Simmons schreibt wie ein Gott! Ich kann kaum sagen, wie sehr ich ihn beneide." Stephen King

Produktsicherheitsverordnung

Hersteller:
Heyne, Wilhelm Verlag Penguin Random House Verlagsgruppe Gmb
ann.schnoor@penguinrandomhouse.de
Neumarkter Str. 28
DE 81673 München

Autorenportrait

Dan Simmons wurde 1948 in Illinois geboren. Er schrieb bereits als Kind Erzählungen, die er seinen Mitschülern vorlas. Nach einigen Jahren als Englischlehrer machte er sich 1987 als freier Schriftsteller selbstständig. Zahlreiche seiner Romane – darunter "Sommer der Nacht", "Die Hyperion-Gesänge", "Ilium" und "Olympos" – wurden zu internationalen Bestsellern. Simmons lebt und arbeitet in Colorado, am Rande der Rocky Mountains.

Leseprobe

Manche Orte sind so böse, dass es sie nicht geben dürfte. Und manche Städte sind so schlecht, dass man sie nicht dulden sollte. Kalkutta ist so eine Stadt. Vor Kalkutta hätte ich über diese Vorstellung gelacht. Vor Kalkutta glaubte ich nicht an das Böse - gewiss nicht als eine von den Taten der Menschen unabhängige Kraft. Vor Kalkutta war ich ein Narr. Als die Römer die Stadt Karthago erobert hatten, töteten sie die Männer, verkauften Frauen und Kinder in die Sklaverei, zerstörten die großen Gebäude, zertrümmerten die Steine, verbrannten die Trümmer und bedeckten die Erde mit Salz, damit dort nie mehr etwas gedeihen sollte. Doch für Kalkutta ist das nicht genug. Kalkutta müsste vom Erdboden getilgt werden. Vor Kalkutta nahm ich an Protestmärschen gegen Kernwaffen teil. Heute träume ich von Atompilzen, die über einer Stadt aufsteigen. Von Bauwerken, die zu gläsernen Seen schmelzen. Von asphaltierten Straßen, die wie Lavaströme fließen, und echten Flüssen, die als gewaltige Wolken verdampfen. Von menschlichen Gestalten, die wie brennende Insekten tanzen, wie obszöne Gottesanbeterinnen auflodern und vor einem feurigen roten Hintergrund völliger Vernichtung bersten. Diese Stadt ist Kalkutta. Die Träume sind nicht unangenehm. Manche Orte sind so böse, dass es sie nicht geben dürfte. Heute passiert alles Mögliche in Kalkutta. Wem soll ich die Schuld geben? SANKHA GHOSH "Geh nicht, Bobby", sagte mein Freund. "Es lohnt sich nicht." Es war Juni 1977, und ich war von New Hampshire nach New York gekommen, um die Einzelheiten meiner Reise nach Kalkutta mit meinen Redakteuren von Harper's abzusprechen. Danach schaute ich bei meinem Freund Abe Bronstein vorbei. Das bescheidene innerstädtische Bürogebäude, in dem unsere kleine Literaturzeitschrift Other Voices ihren Sitz hatte, wirkte alles andere als eindrucksvoll, nachdem ich mehrere Stunden lang von den erlesenen Höhen der Suiten von Harper's auf die Madison Avenue hinuntergestarrt hatte. Abe hockte allein in seinem engen Büro und arbeitete an der Herbstausgabe von Voices. Die Fenster waren offen, aber die feuchte Luft in dem Zimmer roch so schal wie die erloschene Zigarre, auf der Abe herumkaute. "Geh nicht nach Kalkutta, Bobby", wiederholte Abe. "Lass es jemand anders machen." "Abe, es ist alles vereinbart", sagte ich. "Wir fliegen nächste Woche." Ich zögerte einen Moment. "Sie zahlen sehr gut und übernehmen alle Spesen", fügte ich hinzu. "Hmmm", sagte Abe. Er schob die Zigarre in den anderen Mundwinkel und betrachtete stirnrunzelnd den Stapel Manuskripte vor sich. Beim Anblick dieses verschwitzten, zerzausten kleinen Mannes - der in erster Linie an einen überarbeiteten Buchmacher erinnerte -, wäre man nie auf die Idee gekommen, dass er eines der angeseheneren >kleinen Magazine< des Landes herausgab. 1977 hatte Other Voices der alten Kenyon Review nicht den Rang abgelaufen oder The Hudson Review übertrieben Konkurrenz gemacht, aber wir hatten unsere Abonnenten für die vierteljährlichen Ausgaben. Fünf Geschichten, die erstmals in Voices erschienen waren, hatte man in die O'Henry-Award-Anthologien aufgenommen, und Joyce Carol Oates hatte eine Erzählung für unsere zehnjährige Jubiläumsausgabe gespendet. Ich war verschiedentlich stellvertretender Chefredakteur, Redakteur für Dichtung und unbezahlter Fahnenkorrektor für Other Voices gewesen. Jetzt, nachdem ich mich für ein Jahr in die Berge von New Hampshire zurückgezogen hatte, um nachzudenken und zu schreiben, und mit einem gerade veröffentlichten Gedichtband, war ich lediglich ein geschätzter Mitarbeiter. Aber ich betrachtete Voices immer noch als unsere Zeitschrift. Und Abe Bronstein immer noch als engen Freund. "Verdammt, warum schicken sie dich, Bobby?", fragte Abe. "Warum schicken die von Harper's nicht einen von ihren Obermackern? Wenn ihnen die Sache schon so wichtig ist, dass sie alle Spesen übernehmen." Da hatte Abe nicht Unrecht. Obwohl Winter Spirits in der Times eine halbe Spalte lang besprochen worden Leseprobe
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