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Gebrauchsanweisung für Irland

Erschienen am 01.04.2010
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783492275941
Sprache: Deutsch
Umfang: 215 S.
Format (T/L/B): 2 x 19.4 x 12.3 cm
Einband: Englische Broschur

Beschreibung

Die Insel in Europas Nordwesten: vielleicht der Flecken Erde mit den meisten Klischees pro Quadratmeter. Was aber erwartet den Irlandreisenden wirklich? Eine der jüngsten Bevölkerungen, die nach zwanzig Jahren Wirtschaftsboom wieder auf den Boden der Tatsachen geholt wurde. Doppelt so viele Schafe wie Menschen. Viel Regen, schwarzes Bier, Bingohallen und eine eigentümliche Sprache. Größen der Weltliteratur von Joyce bis McCourt. Hier sind Sagen und Legenden lebendig, schwebt die Feenfrau Banshee noch immer durch verwitterte Ruinen; hier erfand ein Dubliner den Grafen Dracula. Ralf Sotscheck erzählt mit irisch inspirierter Fabulierlust und lässt das bunte Mosaik einer Nation zwischen keltischer Tradition und Zukunftsfragen entstehen.

Autorenportrait

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Leseprobe

Vorwort Es gibt drei große Lügen in Irland, so behaupten jedenfalls die Einheimischen - und die müssen es ja wissen. Erstens: ' Das ist wirklich das letzte Bier für heute. ' Zweitens: ' Der Scheck ist bereits unterwegs. ' Und drittens: ' Wir treffen uns um halb neun. ' Die Iren drücken damit selbstironisch aus, dass sie alkoholischen Getränken nicht abgeneigt sind, gerne ein wenig flunkern und grundsätzlich zu spät kommen. Mit diesem Wissen könnten Sie sich schon getrost auf den Weg nach Irland machen. Allein, in Klischees steckt meistens nur die halbe Wahrheit. Zwar ist die ' Grüne Insel ' übersät mit Kneipen, die ein dichtes Netz sozialer Knotenpunkte bilden, doch daneben gibt es eine viertel Million Abstinenzler, sodass die Iren im Alkoholverbrauch längst nicht an der Spitze in Europa liegen. Auch zögern die Iren die Bezahlung von Rechnungen gerne bis zur letzten Sekunde - und manchmal noch länger hinaus, bei telefonischer Mahnung beruhigt man jedoch den Gläubiger, um ihm nicht den Tag zu verderben; er erfährt ja früh genug, dass es mit dem Scheck wieder nicht geklappt hat - was man zur Not dann immer noch auf die Post schieben kann. Und schließlich sind die Iren bei Verabredungen nur selten pünktlich, aber man verabredet sich im Pub, damit es dem Wartenden nicht langweilig wird. Womit wir wieder bei der ersten Lüge wären. Vielleicht liegt es ja an einem Missverständnis, wenn Sie glauben, man habe Sie versetzt. Wenn Iren half four sagen, so ist damit half past four gemeint - also halb fünf. Sie können dann ab fünf mit der Person rechnen, mit der Sie verabredet sind. Ein spanischer Tourist fragte einmal einen Iren, ob es in Irland ein ähnlich dehnbares Zeitverständnis gebe, wie das spanische mañana. ' Um Himmels willen ', antwortete der Ire entsetzt. ' So etwas Dringliches gibt es bei uns nicht. ' Es mag an der agrarischen Struktur und der späten Industrialisierung liegen, dass die Iren immer Zeit für eine Tasse Tee und ein Schwätzchen haben. In Dublin und den anderen Großstädten Cork, Limerick, Dun Laoghaire, Galway und Waterford macht sich indes langsam ein mitteleuropäischer Zeitbegriff breit - allerdings nicht zulasten des small talk im Pub. Es gibt ja genügend Leute, über die man reden kann. Kämen Sie als Berliner auf die Idee herauszufinden, ob Sie gemeinsame Bekannte haben, wenn Sie einen anderen Berliner kennenlernen ? Obwohl auch in der Republik Irland fast vier Millionen Menschen leben, forschen zwei Iren, die sich irgendwo in der Welt begegnen, sogleich nach Berührungspunkten - fast immer mit Erfolg. Zumindest kennt man den Nachbarn des Klempners, der bei der Tante des Gesprächspartners den Rohrbruch beseitigt oder gar verursacht hat. Und wenn nicht, lässt sich über Politiker und andere 'Stars' reden. Die Ehrfurcht vor großen Namen ist in Irland völlig unterentwickelt. Schließlich ist die Insel so klein, dass man den Finanzminister im Pub, den Nachrichtensprecher beim Friseur und den Rockstar im Supermarkt treffen kann. Niemand findet das ungewöhnlich oder käme gar auf die Idee, einen Prominenten mit übertriebener Aufmerksamkeit zu belästigen. Vermutlich haben sich deshalb eine ganze Reihe internationaler Rock- und Filmstars einen Wohnsitz in Irland zugelegt: Jerry Lee Lewis, Jeremy Irons, David Bowie, Marianne Faithful, Mick Jagger, Steve Winwood, Tom Cruise, Nicole Kidman, Harrison Ford, Anjelica Houston, Julia Roberts und Kevin Costner, um nur einige zu nennen. Diese Leute haben freilich den Vorteil, dass sie jederzeit in ein Flugzeug springen können, wenn sie dem irischen Wetter entfliehen wollen. Der häufige Regen hat die Insel vor Massentourismus und Hotelhochhäusern bewahrt. 'Im vergangenen Jahr fiel der Sommer auf einen Montag', erklärte mein Nachbar einem sonnenhungrigen Touristen. Ein Sprichwort besagt, dass die Iren zwei Tage im Jahr besonders genießen: Weihnachten und den Sommer. Auch das ist natürlich nur ein Vorurteil, Gene

Schlagzeile

Schwarzes samtenes Bier und saftig grüne Hügel.

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