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Piper Verlag GmbH
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Autorenportrait
Alexey Pehov, geboren 1978 in Moskau, studierte Medizin. Seine wahre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen. Er ist neben Sergej Lukianenko der erfolgreichste fantastische Schriftsteller Russlands. »Die Chroniken von Siala« wurden zu millionenfach verkauften, mit mehreren Preisen ausgezeichneten Bestsellern. Zuletzt erschien seine neue Serie »Die Chroniken von Hara«. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, lebt Pehov in Moskau.
Leseprobe
Kapitel 1 'Da platzt doch die Kröte!', stöhnte Luk unter der Kapuze hervor. 'Nicht schon wieder!' 'Nicht schon wieder was?', fragte Ga-nor, der sich das zu einem Zopf zusammengebundene Haar auswrang. 'Nicht schon wieder Regen! Falls du es noch nicht bemerkt hast: Das geht jetzt schon zwei verfluchte Wochen so.' Ganor murmelte nur etwas, das Luk nicht verstand. 'Ist dir dieses Wetter wirklich einerlei?', hakte er nach. 'Solange mich der Regen nicht umbringt, ja.' Darauf folgten ein gewaltiger Nieser und weitere Nörgelei vonseiten Luks. In letzter Zeit lag er Ga-nor unaufhörlich damit in den Ohren, wie sehr ihm die ewige Reiterei zuwider sei, noch dazu bei diesem miserablen Herbstwetter. 'Ich hab dir schon hundertmal gesagt, wir sollten uns irgendwo verkriechen, wo wir ein Dach überm Kopf haben. Mir erzählt doch niemand, dass es hier nirgends eine Schenke gibt. Da könnten wir wenigstens im Trockenen sitzen. Und bekämen was Gutes zu essen, heißen Shaf .', schwärmte er - und sein Magen fing erbärmlich an zu knurren. 'Die Hauptsache wär aber, nach diesem ständigen Regen endlich mal durchzutrocknen. Sieh dir bloß mal mein Pferd an. Ja, genau, mein Pferd. Meinst du nicht auch, es verwandelt sich allmählich in Wasser? Hör auf zu lachen. Falls ich nicht demnächst in dieser Saukälte verrecke, wachsen mir bestimmt Kiemen, du wirst schon sehen.' 'Wir dürfen unsere Zeit nicht in einer Schenke vertrödeln', entgegnete Ga-nor, der sich jetzt ebenfalls die Kapuze über das nasse Haar zog. 'Glaub mir, mich entzückt dieses Wetter auch nicht. Aber wir müssen weiter. Der erste Herbstmonat neigt sich bereits dem Ende zu, und wenn der dritte erst einmal vorbei ist, sind die Pässe durch die Katuger Berge zugeschneit. Dann kommen wir da nicht mehr durch, sondern müssen bis zum Frühjahr hier unten im Süden bleiben. In Gesellschaft der Herren Nekromanten. Würde dir das vielleicht gefallen?' Für den wortkargen Nordländer war dies eine außergewöhnlich lange Rede. Luk nieste erneut und schnäuzte sich geräuschvoll. 'Ich habe es schon einmal gesagt, doch ich wiederhole es gern', brummte er schließlich. 'Wir kommen nie im Leben über die Treppe des Gehenkten. Die Nabatorer mögen vielleicht unfähig sein - blind sind sie nicht. Der Pass ist zu schmal, als dass wir uns da unbemerkt rüberstehlen könnten.' 'Dann mach halt einen anderen Vorschlag', verlangte Ga-nor gelassen. Und beendete damit die Auseinandersetzung. Im Grunde wusste Luk selbst, dass es nur diese eine Möglichkeit für sie gab, nach Norden vorzustoßen: die Treppe des Gehenkten. Der zweite Pass, bei Burg Donnerhauer, lag zu weit westlich. Der Weg dorthin würde sie noch mehr Zeit kosten, obendrein führte er durch die Bluttäler, was die Sache zusätzlich erschweren würde, denn vor Gash-shaku und Altz dürfte es inzwischen von Nabatorern nur so wimmeln. 'Wenn du nicht durch die Berge willst, bliebe uns nur, uns irgendwo zu verkriechen und abzuwarten', hielt Ga-nor fest. 'Alles, nur das nicht! Da würden uns mit Sicherheit irgendwann Untote oder Ascheseelen aufspüren. Nein, die ganze Zeit in irgendeinem Versteck zu hocken und in Erwartung dieser ehrenwerten Gäste mit den Zähnen zu klappern, das ist nichts für mich', wehrte Luk ab. 'Wie weit ist es denn eigentlich noch bis zur Treppe des Gehenkten?' Ganor richtete sich in den Steigbügeln auf, sah sich aufmerksam um und zuckte die Achseln. Das war die Antwort, die er in letzter Zeit auf alle Fragen Luks am häufigsten gab. 'Aber wir reiten in die richtige Richtung?' 'Ja.' Luk seufzte. Mitunter brachten ihn die einsilbigen Äußerungen seines Freundes schier um den Verstand. War es denn zu viel verlangt, sich ein wenig miteinander zu unterhalten? Statt immer nur mit sich selbst? Die Gegend, durch die sie ritten, trug auch nicht gerade zu ihrer Aufmunterung bei: spärlicher Wald, wenige gelbe Blätter an den Zweigen, meist aber kahle Bäume, ein grauer Himmel, eine blasse Sonne, die sich kaum durch die Wolken brach, ganz zu schweigen vom Regen, de