Beschreibung
Die Frage nach dem, was den Menschen ausmacht, stellt sich heute noch drängender als zu den Zeiten von Immanuel Kant. Der französische Philosoph Paul Ricoeur, geboren 1913, ist seit mehr als einem halben Jahrhundert eine der anregendsten Stimmen in den Debatten, die auf sie eine Antwort suchen. Mit der philosophischen Tradition im Rücken hat er sich stets in die aktuellen Diskussionen eingemischt. Nachdem in den 50er und 60er Jahren die Frage nach Freiheit und Schuld im Vordergrund stand, hat er sich später als einer der wichtigsten Vertreter der philosophischen Hermeneutik der Text-, Metaphern- und Erzähltheorie gewidmet, ohne dabei die Frage nach Wesen und Sinn des Menschseins aus dem Blick zu verlieren. Seine Konzeption einer narrativen Identität des Menschen wird in "Das Selbst als ein Anderer" einer genaueren Prüfung unterzogen, die sich der Herausforderung durch den Anderen stellt - und im jüngst erschienenen Band über seine Erinnerungstheorie fortgeführt. Ricoeur, der sich stets gegen eine Vermischung von Philosophie und Theologie wandte, hat sich gleichwohl immer auch auf die biblischen Traditionen bezogen und damit maßgebliche Beiträge zu einer philosophische geläuterten theologischen Anthropologie geleistet. Die Autoren zeichnen diese vielschichtige Besinnung auf den Menschen nach und stellen die Thesen Ricoeurs aus unterschiedlichen Perspektiven auf den Prüfstand.