0
17,90 €
(inkl. MwSt.)

Nicht lieferbar

In den Warenkorb
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783552060210
Sprache: Deutsch
Umfang: 240 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 21 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Eva und Jeff, das Traumpaar, der intellektuelle Lehrer Tom, Skippy, Frauenarzt und Klassenkasperl, und die unattraktive, aber sympathische Innenarchitektin Hujerová sind alte Freunde. Einst haben sie an einem Prager Gymnasium gemeinsam die Schulbank gedrückt, jetzt sind sie alle um die vierzig, doch sind sie auch weiter gekommen auf ihrer Suche nach dem Glück? In seinem neuen Roman inszeniert Michal Viewegh atemberaubende tragikomische Minidramen und erzählt die Geschichte einer Generation, die erkennt: Nicht das System schießt die Menschen aus dem Spiel und aus ihren Lebensträumen, sondern das tun sie selbst.

Autorenportrait

Homepage von Michael Viewegh

Leseprobe

TOM Mit Zwanzig kann es ganz nett sein, sich die Wohnung mit zwei Gleichaltrigen zu teilen; mit Einundvierzig ist es nicht mehr so lustig. Manchmal werden Sie nachts vom beginnenden Kater geweckt. Sie wollen den Brand löschen, klettern aus dem Bett und trinken im Badezimmer das gechlorte Wasser direkt aus dem Wasserhahn, weil es keinen Sinn hätte, im Kühlschrank nach Bier oder Mineralwasser zu suchen. Weil Sie zu faul sind, im Dunkeln nach den Pantoffeln zu tasten, bleiben Ihnen an den nackten Fußsohlen hartgewordene Brotkrümel, Paprikachips, abgeschnittene Fußnägel von Skippy, plattgetretene Oliven in Knoblauchsauce und Weiß-Gott-was-noch kleben. Im nächsten Moment rutschen Sie auf den Eurotel-Prospekten aus, die verstreut auf dem Fußboden liegen. (Skippy kauft sich dreimal im Jahr ein neues Handy und einmal im Monat wechselt er die Tarife. Er zählt ständig seine Freiminuten, obwohl er kaum jemand kennt, den er anrufen könnte. Genauso wie ich - mit Freiminuten könnten Skippy und ich ohne Probleme die ganze Wohnung tapezieren.) Aus Eins und Drei ertönt das Schnarchen der beiden Mitbewohner. Nur ein weißes Blatt Papier mit der letzten vergeblichen Putzplanaufstellung leuchtet matt von der Korkpinnwand in den dunklen Flur hinein. Leise machen Sie die Badezimmertür auf, Ihre Hand ertastet die Gummivagina, die Skippy vor zwei Jahren an einem regnerischen Wochenende statt des Lichtschalters installiert hat, Sie schließen die Augen und knipsen das Licht an. Langsam öffnen Sie sie wieder: Am Rande des unglaublich dreckigen Waschbeckens liegen drei Rasierapparate. Der Spiegel darüber ist mit soviel Zahnpasta bekleckert, dass er allmählich wie ein schlechtes abstraktes Gemälde aussieht. Sie drehen den Wasserhahn auf, lassen das Wasser laufen und untersuchen im Spiegel die eigenen Augenringe und Stirnfalten. Das Wasser gluckert im Abflussrohr: In der Stille der nächtlichen Wohnung klingt es viel bedeutender als am helllichten Tag. Wie eine kodierte Nachricht: Geht so, was? Und das ist erst der Anfang, Freundchen. Ganz neu ist die Botschaft nicht. Vielleicht nicken Sie sogar mit dem Kopf, drehen den Wasserhahn ab und gehen zurück ins Bett. In das eigene Zimmer mit der Nummer Zwei. EVA Nach der Scheidung ist sie alleine geblieben. Damals behaupteten alle, mit Neunundzwanzig und ihrem Aussehen (wie sie diese Worte hasste) fände sie problemlos einen Neuen. Sie sucht aber eigentlich keinen. Einladungen zum Kaffeetrinken oder ins Theater nimmt sie schon an - bloß daraus entwickelt sich nie etwas. Meistens kommt es ihr gleich von Anfang an irgendwie. gezwungen vor. Die Männer sind sehr bemüht, das ist wohl der Fehler. Sie lächelt, beobachtet ihre teuren Krawatten und hört sich eine lustige Geschichte nach der anderen an (Jeff sagt immer, ihr mangelnder Sinn für Humor käme fast einer mentalen Behinderung gleich) und freut sich insgeheim darauf, wie sie nach Hause kommt, Wasser in die Badewanne einlaufen lässt, Mandarinenbadeschaum dazu gibt und sich die neue CD von U2 anhört. Ist das denn so schwer zu verstehen? Die meisten ihrer Freundinnen (geschweige denn Evas Mutter) verstehen es nicht. Bloß sie kommt nicht dagegen an. Als ob ihre Schönheit die Männer von vornherein ganz schwach machen würde. Eva benutzt das Wort Schönheit mit der gleichen Sachlichkeit, mit der die Reichen über Geld reden - armen Leuten kommt das natürlich eingebildet vor. Aber so ist es nicht. Sie ist nicht eingebildet und Komplimente findet sie eher ärgerlich. Warum um Gotteswillen setzt dieser Mensch ein Gesicht auf, als ob er gerade Amerika entdeckt hätte? Ja, sie ist schön, das weiß sie schon lange - und weiter? Sie weiß nicht, wie sie es erklären soll. Viele der Männer, die ihr seit der Scheidung Hof machen, bringen allerlei romantische Gesten zustande: Sie schenken ihr Diamantringe, die sie dankend zurück gibt; sie kaufen ihr Flugtickets nach London, die dann aufwendig storniert werden müssen; sie legen ihr das gesamte Leben (inklusive Ehefrau und Kind Leseprobe

Weitere Artikel aus der Kategorie "Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)"

Alle Artikel anzeigen