Beschreibung
Lucy zieht mit ihrer Familie aufs Land in ein altes Fachwerkhaus mitten in einem verwunschenen Garten. Während ihre Mutter damit beschäftigt ist, einen Blumenladen zu eröffnen und ihre Schwester immer unausstehlicher wird, stromert Lucy durch das grüne Paradies. Als die Pflanzen ihr dunkle Warnungen zuraunen und finstere Gestalten im alten Kloster herumschleichen, traut Lucy ihren Sinnen kaum. Eine üble Verschwörung ist im Gange. "Einfühlsam und ideenreich beschreibt Nina Ruge Lucy und das fantastische Eigenleben der Pflanzen. Spannend für Klein und Groß!" Bild am Sonntag
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Autorenportrait
Nina Ruge wurde in München geboren. Zunächst studierte sie Biologie und Germanistik, um eine Laufbahn als Lehrerin einzuschlagen. 1987 gab sie ihre Arbeit als Studienrätin auf, um in Berlin bei RIAS TV zu moderieren. Seit 1989 arbeitet sie für das ZDF, zunächst als Nachrichten-Moderatorin im "heute Journal", von 1994 bis 1997 hatte sie ihre eigene Nachrichtensendung "heute Nacht" - seitdem präsentiert sie das tägliche Gesellschaftsmagazin "Leute heute". Ihr im Marion von Schröder Verlag veröffentlichtes Buch "Alles wird gut" sowie ihr Kinderbuch "Lucy im Zaubergarten", erschienen im Heyne Verlag, wurden auf Anhieb große Erfolge.
Leseprobe
So hatte Lucy noch nie jemand angegrinst. Schneidezähne so groß wie die Blätter eines ausgewachsenen Orangenbaums! Lucy kannte sich da aus. Mit allem, was grün war. Nicht nur mit Orangenbäumen. Allerdings roch der Luftstrom, der hinter den XXL-Zähnen hervorgequollen kam, nicht gerade nach Orangenblüten. Lucy fiel keine bessere Beschreibung ein: Er stank! Dieses Pferd stank bestialisch aus dem Maul. Aber es lächelte sehr nett. Und eigentlich musste Lucy ja stolz sein auf den Gestank. Schließlich war das ja sozusagen ihr eigener Stallgeruch, denn hier, wo der Hengst vor sich hinscharrte, war sie jetzt zu Hause! Lucy kribbelte ein Wonneschauer hinterm Ohrläppchen: Ja, endlich hatten sie ein eigenes Haus. Von Opa Friedrich geerbt. Und der hatte immer "knorke Stall" genuschelt, wenn er von dem Häuschen in Lichterfelde sprach. Früher, vor vielen, vielen Jahren, hatten dort auch wirklich mindestens fünf Pferde und zwei Stallburschen gehaust, und die gehörten wiederum zu einem verwunschenen Kloster nebenan. Na, auf jeden Fall war das Haus seit ein paar Wochen im Besitz von Lucys Eltern und schon lange kein Stall mehr. Uaaaah! Lucy zuckte zusammen. Jetzt hatte ihr dieses Tier doch glatt einmal quer über das Gesicht geschleckt! Das fühlte sich vielleicht komisch an. Wie ein nasser Waschlappen, aber ein olympiareif durchtrainierter! Jetzt zuckte Lucy gleich noch einmal. Eine Hand hatte sich sanft auf ihren Scheitel gelegt. 'Fräulein Labahn belieben mal wieder, ihre Träume zu satteln und hinaus in die Ferne zu reiten?!' Zunge, Pferd und Haus waren verschwunden. Frau Kochs Stimme hatte einigermaßen genervt geklungen. Woher wusste sie überhaupt von dem Pferd??? Lucy schielte schuldbewusst nach oben und wurde von stahlblauen Augen auf den Schulstuhl genagelt. Frau Biologielehrerin Koch - eigentlich war die ganz nett. Lucy hatte auch immer super Noten. Nur eins hasste Frau Koch: Wenn man sich nicht für ihren Unterricht interessierte. Und das schien bei Lucy öfter der Fall zu sein. 'Lucy, erkläre uns bitte, welche Pflanze du uns heute mitgebracht hast.' Das große Donnerwetter blieb also aus. Eilfertig hob Lucy ein grün verknäultes Etwas auf die verkratzte graue Tischplatte vor sich. Ein Bild des Jammers: Schlaffe Blättchen von einem Grün, als wären sie bei 90 Grad in der Waschmaschine geschleudert worden, schienen mit allerletzter Kraft über den vermoosten Rand des Tontopfs zu hecheln. 'Das ist Johanniskraut. Von meinem Opa Friedrich gezüchtet.' Stille. Lucy blickte sich um - in siebenundzwanzig mitleidig dreinblickende Gesichter. 'Unglaublich!' Die schöne Amanda warf sich mit dramatischer Gebärde auf das graue Resopal und hinterließ einen ölig schimmernden Schminke-Abdruck: 'Leute, Lucy ist echt stolz auf dieses grünliche Nichts! Die weiß eben, was gut ist!' Grölendes Gelächter. Amanda wackelte triumphierend mit ihrer blonden Föhnmähne und schoss unter den getuschten Wimpern einen vernichtenden Blick in Richtung Lucy. 'Das ist richtig, Amanda!' Frau Kochs Stimme zerschnitt den Lärm. 'Das Johanniskraut hat uns vor kurzem sehr wichtige Forschungsergebnisse beschert. Dass es im Augenblick so aussieht, wie es aussieht, liegt schlicht und einfach an der Tatsache, dass wir Februar haben.' 'Und Johanniskraut löffeln Leute, die mies drauf sind. Die schlechte Laune verbreiten. Die grün um die Nase sind', zischte Amanda. Lucy schlug die Augen nieder. Amanda hänselte sie ständig, weil sie so blass war. "Alabaster", meinte Mutti immer, und Mutti fand das toll. Lucys "Rehaugen" und ihr "Mahagonihaar" würden bei diesem "Teint" besonders gut zur Geltung kommen. Na, Amanda und ihre mächtige Clique sahen das anders. 'Gute Laune, gute Laune, hicks!' Was war das denn für eine fistelige Stimme? Mitten in die gespannte Klassenzimmerstille hinein? Lucy spähte verstohlen nach rechts und links. Niemand reagierte. 'Nicht immer, aber immer öfter vertreibe ich Schatten von der Seele, Lucy', fistelte es weiter. ...