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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570306406
Sprache: Deutsch
Umfang: 448 S.
Format (T/L/B): 3.4 x 18.4 x 12.5 cm
Lesealter: 12-99 J.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Endlich im Taschenbuch: Hilke Rosenbooms hinreißender Mädchenschmöker 1859, zur Zeit der Opiumkriege: In der Verkleidung eines Jungen tritt die 15-jährige Betty Henningson eine Handelsfahrt nach Kanton an, um eine Teelieferung entgegenzunehmen. Als entdeckt wird, dass Betty ein Mädchen ist, muss sie in Kalkutta von Bord gehen. Betty beschließt, sich nach Darjeeling durchzuschlagen - und trifft dort unverhofft ihre große Liebe, John Francis Jocelyn, wieder. Welche Pläne aber verfolgt der geheimnisvolle junge Teehändler? Eine starke Heldin, deren Schicksal zum Mitfiebern, Mitleiden und Mitschwärmen einlädt.

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Hersteller:
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DE 81673 München

Autorenportrait

Hilke Rosenboom stammt aus einer uralten Seemannsfamilie. Sie verbrachte ihre Kindheit auf den Inseln Juist und Baltrum, studierte in Kiel und besuchte die Journalistenschule in Hamburg. Nach 15 Jahren als Reporterin beim 'Stern' und ausgedehnten Reisen in viele Ecken der Welt begann sie, Romane für Kinder und Jugendliche zu schreiben. Hilke Rosenboom verstarb im Sommer 2008.

Leseprobe

Seehafenstadt Emden, Montag, den 31. Mai 1858, früher Morgen, bis Hansestadt Hamburg, Dienstag, 18. März 1859, später Abend. Ping, ping, ping, ping. Das Klopfen des Silberhammers klingelte in ihren Ohren, noch bevor sie die Augen aufgeschlagen hatte. Draußen glitzerte eine milchige Sommersonne und schickte ihre Strahlen durch die Lochstickereien der weißen Gardinen bis in ihr Gesicht. Trotz der frühen Stunde war es schon warm. Winzige Staubkörnchen flirrten durch die Kammer. Unter dem dicken Federbett mit dem fast starren weißen Leinenbezug war es kaum noch auszuhalten. Betty Henningson reckte sich und stellte zufrieden fest, dass sie bereits mit der ganzen Fußsohle das hölzerne Fußteil des Bettes berühren konnte.Sie streckte die Arme aus und drückte fest gegen das Kopfteil, so als wolle sie das Bett auseinanderdrücken. Es knackte leise. Sie war groß für ihre vierzehneinhalb Jahre, fast schon so groß wie ihr bester Freund Anton.Ping, ping, ping, ping. Betty hielt sich die Ohren zu. Natürlich drang das feine Klingen der Silberhämmer trotzdem in ihren Kopf. Warum musste sie jeden Morgen vom Schlagen der Silberhämmer aufwachen? Warum konnte es in diesem Haus fast niemals still sein? Betty richtete sich seufzend auf und suchte mit den Füßen nach ihren Holzpantinen.Viele der Mädchen in der Schule hatten sie darum beneidet, dass sie die Tochter eines Silberschmieds war. Bettys silberne Haarspangen waren die schönsten der ganzen Schule gewesen. Und die größten. Wahrscheinlich hätte man ihre dicken Locken auch gar nicht anders bändigen können als mit einer Metallschließe. Die anderen Mädchen hatten immer nur Hornspangen im Haar getragen, aber dafür konnten sie morgens schlafen, bis der Hahn krähte. Oder bis ihnen die Magd einen Tee brachte. Betty nicht. Betty wachte immer von dem gleichen Geräusch auf. Ping, ping, ping, ping.Es war fünf Uhr. In der Schmiede fing die Arbeit neuerdings um 5 Uhr an, statt um 6 Uhr, was Betty allerdings auch schon immer früh vorgekommen war. Der frühe Arbeitsbeginn lag aber nicht etwa daran, dass sie so viel zu tun hatten. Sie hatten immer gleich wenig zu tun, seit Jahren schon. Der frühe Arbeitsbeginn hing damit zusammen, dass Elkhuber, der neue Wandergeselle aus dem Schwäbischen, als Lehrling im Betrieb seines eigenen Vaters auch stets so früh mit der Arbeit angefangen hatte und sich nicht umstellen wollte. In Gmünd nämlich florierten die Geschäfte. Halb Bayern und halb Österreich ließ sich dort Silberwaren schmieden. Zumindest war es das, was Elkhuber immer verkündete. Der hagere junge Mann mit dem Pferdegesicht war niemand, dem man gern zuhörte, und sicher war er auch niemand, den man gern für sich arbeiten ließ. Aber Elkhuber war der erste Wandergeselle seit vielen Jahren gewesen, der mit seinem Wanderstab an die Werkstatttür von Berthold Henningson geklopft hatte. Was hätte man anderes tun sollen, als ihm Kost, Logis und Arbeit zu bieten, so wie es der Sitte der Silberschmiede entsprach?Die Hafenstadt Emden schien den Frühsommer des Jahres1858 zu verschlafen. Es war warm und alles schien zu dösen. Sie alle hatten schon bessere Zeiten gesehen. Doch seit in China wieder ein Opiumkrieg herrschte, kamen kaum noch Waren in der Hafenstadt an, und die Bürger hatten einen Igel in der Hosentasche, wie Bettys Vater es immer nannte, wenn Kunden nicht gern nach ihrem Geldbeutel greifen mochten. Es war in allen Gewerben dasselbe.Seit dem Frühling saßen auch die Arbeiter am Kai fast den ganzen Tag lang auf Holzkisten und starrten übers Meer. Viele der jungen Kapitäne blieben lange fort, weil es schwierig geworden war, in Ostindien Waren zu laden. Die alten Kapitäne hockten in ihren guten Stuben, schmauchten ihre Pfeifen und haderten mit dem Leben. Zumindest aber bestellten sie zurzeit keine schweren silbernen Tafellöffel und keine Aussteuerbestecke für ihre hochnäsigen Töchter.Hinter ihnen lag ein Winter der Stürme. Allein drei Emder Kaufmannsfamilien hatten jeweils ein Schiff und einen Sohn auf See verloren. Fa Leseprobe