Beschreibung
Plädoyer für einen neuen pädagogischen Zeitgeist Eine überraschende Orientierung für angehende, erfahrene oder ausgelaugte Lehrer Eine Ermutigung zu einer kindgemäßen Führung fundiert, knapp und leicht verständlich Die Bildungsdebatte kreist zu sehr um Strukturfragen und Leistungsstandards. Schulerfolg und Chancengerechtigkeit sind aber vor allem eine Frage der Unterrichtsqualität. Angesichts veränderter Kindheiten erweisen sich steuernde Lehrformen der offenen Pädagogik als vielfach überlegen. Gefragt sind heute Führungsfreude, Methodenklarheit und Einfühlsamkeit. Doch: Wie funktioniert Ermutigung? Wann gelingt Motivation? Was ist effiziente Klassenführung? Welche Anstöße helfen bei Lernproblemen? Michael Felten plädiert in seinem Buch eindringlich für einen neuen pädagogischen Zeitgeist: für ein un-verschämtes Besinnen auf Pädagogik, für ein selbst-bewusstes Beschränken im Methodischen und für ein tiefer-gehendes Bemühen um Psychologie in der Schule. Eine überraschende Orientierung für angehende, erfahrene oder ausgelaugte Lehrer - fundiert, knapp und leicht verständlich.
Autorenportrait
Michael Felten, geb. 1951, arbeitet seit 35 Jahren als Gymnasiallehrer für Mathematik und Kunst in Köln. Er ist Lehrbeauftragter in der Lehrerausbildung sowie Autor von Unterrichtsmaterialien, Erziehungsratgebern und pädagogischen Essays. Er berät Schulen bei ihrer Entwicklung. Frühere Buchpublikationen: Auf die Lehrer kommt es an! (2010/³2014); Lernwirksam unterrichten (gemeinsam mit Elsbeth Stern, 2012/³2014); Nur Lernbegleiter? Unsinn, Lehrer! Lob der Unterrichtslenkung (2016)
Leseprobe
Menschen, nicht Strukturen! Hundert entschlossene und tatkräftige Menschen, sagte man früher, könnten eine Revolution auslösen. Nun, manchmal genügen auch weniger. In Schweden haben kürzlich acht Lehrer gezeigt, worauf es in der Schule wirklich ankommt - und die dort gemachten Erfahrungen könnten auch unsere Bildungsdebatte tiefgreifend umwälzen, sofern denn alles mit rechten Dingen zugeht. Auch im Land der Schären steht bildungsmäßig nicht alles zum Besten. Schwedische Achtklässler können heute nur noch so viel wie Siebtklässler vor zehn Jahren, die jüngste PISA-Studie offenbarte einen Leistungseinbruch bei Fünfzehnjährigen, Lehrer klagen über wachsende Disziplinlosigkeit. Gleichwohl konnte eine schwedische Zeitung eine Ausnahme ausfindig machen: Der Mathematiklehrer Louca gewann mit seinen Klassen regelmäßig bei internationalen Mathewettbewerben, mit Schülern, von denen man das ansonsten nicht erwartet hätte. Da kam dem Fernsehproduzenten Thomas Axelsohn eine Idee: Was würde eigentlich passieren, wenn man einmal die besten Lehrer des Landes zusammentrommeln - und sie gemeinsam auf eine schwierige Klasse losließe? Und könnte ein Dokumentarfilm darüber nicht eine wichtige Debatte über die nationale Bildungsmisere anstoßen? Landesweit konnten sich nun Lehrer bewerben, die besten acht wurden ausgewählt und übernahmen für sechs Monate den kompletten Unterricht der 9A an der Johannesskola in Malmö. Es handelte sich dabei um die Abschlussklasse einer Gesamtschule, in der sich viele Schüler schon lange aufgegeben hatten und teilweise schon gar nicht mehr zum Unterricht erschienen. In einer Mischung aus Zugewandtheit, Respekt und Autorität - und weitgehend ohne Strafen - versuchten die Lehrer, den Neuntklässlern den Glauben daran wiederzugeben, dass sie erfolgreich lernen könnten, dass sie mehr vermöchten, als sie sich bislang zugetraut hatten. Mathelehrer Louca etwa stellte sich den Schülern mit folgenden Worten vor: "Ich bin sehr nett, aber gleichzeitig auch sehr anspruchsvoll. Wenn ihr mich auf eine Tasse Kaffee einladet, kriegt ihr von mir drei zurück. Wenn ihr aber schwierig seid, bin ich dreimal so schwierig. Also, es liegt an euch." Nach einem halben Jahr musste sich die Klasse den üblichen nationalen Vergleichstests stellen - und schnitt glänzend ab: Landesweit erster Platz in Mathe, Vierter in Schwedisch, überdurchschnittlich in Englisch. Gute Lehrer in Schweden werden seitdem auch schon 'mal "9A-Lehrer" genannt. Die Rechnung ging übrigens auch für den TV-Produzenten auf: 1,2 Millionen Schweden hatten Woche für Woche die dreizehnteilige Serie verfolgt - ein Quotenhit. Alt sahen dagegen die Vorabkritiker der Bildungsdoku aus: Lehrer, Gewerkschaftler und Politiker waren nämlich vorab Sturm gegen den Schulversuch gelaufen! Wenn diese Nachricht aus dem Norden nicht bildungsrevolutionäres Potenzial hat! Gute Lehrer können anscheinend schier Unmögliches bewirken; sie können negative Entwicklungen nicht nur stoppen, sondern in ungeahntem Ausmaß wenden. Ihre Methode klingt einleuchtend, hat es aber in sich: Sie traten den Schülern mit viel Respekt und Verständnis entgegen, glaubten an deren Entwicklungsfähigkeit, gönnten ihnen anspruchsvollen Unterricht und bereiteten sie tatkräftig auf die Abschlussprüfungen vor. Anscheinend kommt es auf die Menschen an, nicht auf die Strukturen! Erstaunlich allerdings, dass das Experiment von Malmö in der hiesigen Bildungsdiskussion kaum aufgegriffen wurde -Befürworter der Einheitsschule und Freunde des notenfreien Lernens verweisen ansonsten nur allzu gerne gen Norden! Gerade einmal zwei Radiobeiträge von Dieter Wulf, einem Wirtschaftsberater (!), der die Sache für erwähnenswert hielt; das war's aber auch schon! Leider kein Einzelfall - auch andere Beispiele, an denen sich die Kraft des guten Lehrers zeigt, führen ein mediales Schattendasein. Etwa die amerikanischen KIPP-Schulen (knowledge is power program): Unterschichtskinder aus den Vorstadt-Ghettos lernen hier unter strengen Schulregel Leseprobe
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