Beschreibung
Mit 'Shadowmarch' hat Tad Williams eine faszinierende Welt voller Magie und Geheimnis erschaffen. Ganz im Norden, die Türme im dichten Nebel, dräut die riesige, labyrinthische Südmarksfeste. Keiner kennt ihr Alter, und jahrhundertelang war sie fast vergessen. Doch nun kann ihre einsame Lage an der Grenze zum unheimlichen Reich der Zwielichtbewohner sie nicht länger schützen. Südmark wird bedroht. In der Nebelwelt der Zwielichtzone im Norden wie auch im Reich des machtbesessenen Autarchen im Süden sammeln sich Heere. Und ihr Ziel ist die Südmarksfeste, wo die jungen königlichen Zwillinge, da ihr Vater weit entfernt in Gefangenschaft schmachtet, die Regierungsgeschäfte übernehmen müssen; wo Ferras Vansen, Hauptmann der Königlichen Garde, sich in einer Leidenschaft verzehrt, von der jene, die er zu beschützen hat, nichts ahnen; wo Chaven, der über geheimes Wissen aus den Alten Tagen verfügt, einen magischen Spiegel hütet; und wo der Funderling Chert ein Kind findet - ein Kind, dessen Schicksal ihn ins tiefste Herz des Schattenreiches führen soll.
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Autorenportrait
Tad Williams, geboren 1957 in Kalifornien, ist Bestseller-Autor und für seine epischen Fantasy- und Science-Fiction-Reihen, darunter Otherland, Shadowmarch, und Das Geheimnis der Großen Schwerter bekannt. Seine Bücher, die Genres erschaffen und bisherige Genre-Grenzen gesprengt haben, wurden weltweit mehrere zehn Millionen Male verkauft.
Leseprobe
Eine Lindwurmjagd Der Weg, der sich verengt: Unter Stein ist Erde, Unter Erde sind Sterne, unter Sternen ist Schatten, Unter Schatten sind alle bekannten Dinge Aus: Das Knochenorakel, Buch der Trauer (Qar) Das Gebell der Hunde verlor sich bereits in den Senken, als er endlich kam. Sein Pferd war unruhig, brannte darauf, der Jagd zu folgen, aber Barrick Eddon riß am Zügel, um die tänzelnde Stute zurückzuhalten. Sein ohnehin schon blasses Gesicht wirkte jetzt vor Erschöpfung fast durchscheinend, und seine Augen glänzten fiebrig. "Reite weiter", forderte er seine Schwester auf. "Du kannst sie noch einholen." Briony schüttelte den Kopf. "Ich laß dich nicht allein. Ruh dich aus, wenn du eine Pause brauchst. Dann reiten wir beide weiter." Er guckte mit der ganzen Verächtlichkeit eines Fünfzehnjährigen, wie ein Gelehrter unter Dummköpfen, ein Edelmann unter schlammfüßigen Bauern. "Ich brauche keine Pause, Strohkopf. Ich habe nur keine Lust." "Du bist ein elender Lügner", beschied sie ihren Bruder sanft. Als Zwillinge waren sie sich ähnlich nah wie Liebende. "Und außerdem kann sowieso niemand einen Drachen mit dem Speer töten. Wieso haben ihn denn die Wachen an der Schattengrenze durchgelassen?" "Vielleicht ist er ja bei Nacht herübergekommen, und sie haben ihn nicht gesehen. Und es ist ja gar kein richtiger Drache, nur ein Lindwurm - viel kleiner. Shaso sagt, bei so einem reicht ein ordentlicher Knüppelhieb auf den Kopf." "Was wißt ihr denn von Lindwürmern, du und Shaso?" fragte Barrick spöttisch. "Die kommen doch nicht jeden Tag über die Hügel getrottet. Das sind doch keine blöden Kühe." Briony nahm es als schlechtes Zeichen, daß er sich den verkrüppelten Arm rieb, ohne auch nur den Versuch zu machen, es vor ihr zu verbergen. Er wirkte noch blutleerer als sonst: die Schatten unter den Augen blau, das Fleisch so dünn, daß sein Gesicht an manchen Stellen regelrecht ausgezehrt schien. Sie fürchtete, daß er wieder geschlafwandelt war, und schon bei dem Gedanken schauderte es sie. Sie war auf der Südmarksfeste aufgewachsen, ging aber immer noch nicht gern nach Einbruch der Dunkelheit durch die hallenden, labyrinthischen Gänge. Sie lächelte gezwungen. "Natürlich sind es keine Kühe, du Witzbold, aber der Jagdmeister hat Chaven gefragt, bevor wir losgeritten sind, weißt du nicht mehr? Und Shaso sagt, es gab hier schon einmal so ein Biest, zu Großvater Ustins Zeiten - es hat auf einem Gehöft in Landsend drei Schafe gerissen." "Drei Schafe! Himmel, was für ein Ungeheuer!" Das Gekläff der Meute wurde plötzlich schriller, und beide Pferde traten jetzt nervös auf der Stelle. Jemand blies ein Horn, dessen klagender Ton kaum durch die Bäume drang. "Sie haben etwas gesehen." Auf einmal packte sie Angst. "Oh, barmherzige Zoria! Wenn dieses Untier den Hunden etwas tut?" Barrick schüttelte verächtlich den Kopf, wischte sich dann eine schweißfeuchte Locke dunkelroten Haars aus den Augen. "Den Hunden?" Aber Briony hatte wirklich Angst um die Hunde - zwei von den Hetzhunden, Rack und Dado, hatte sie eigenhändig aufgezogen, und in gewisser Weise waren der Königstochter diese beiden Tiere näher als die meisten Menschen. "Ach, komm mit, Barrick, bitte! Ich reite gern langsam, aber ich laß dich nicht allein hier zurück." Sein spöttisches Lächeln verflog. "Selbst mit einer Hand - dir reite ich jederzeit davon." "Dann tu´s doch!" rief sie lachend und sprengte den Hang hinab. Sie tat ihr bestes, ihn aus seiner Verdrossenheit zu reißen, aber diese kalte, starre Maske kannte sie nur zu gut: Nur die Zeit und vielleicht das Jagdfieber würden ihr wieder Leben einhauchen können. Briony sah sich um und bemerkte erleichtert, daß Barrick ihr folgte, ein schmaler Schatten auf dem grauen Pferd, ganz in Schwarz, als trüge er Trauer. Aber so kleidete sich ihr Zwillingsbruder jeden Tag. Oh, bitte, Barrick, lieber, zorniger Barrick, verliebe dich nicht in den Tod. Sie staunte selbst über diese extravaganten inneren Worte - poetische Inbrunst erzeugte bei Briony Eddon normalerweise nur ein Gefühl, als ob es sie irgendwo juckte, wo sie sich nicht kratzen konnte -, und als sie sich geistesabwesend wieder umdrehte, hätte sie beinah eine kleine Gestalt niedergeritten, die sich gerade noch ins lange Gras werfen konnte. Ihr Herz pochte wild. Sie parierte Schneeflocke und sprang ab, sicher, daß sie um ein Haar irgendein Kätnerskind getötet hätte. "Bist du verletzt?" Es war ein kleiner, schon etwas ergrauter Mann, der sich aus dem strohigen Gras aufrappelte. Er ging ihr gerade bis an den Sattelgurt - ein älterer Funderling mit kurzen, aber muskulösen Armen und Beinen. Er zog den formlosen Filzhut und machte eine kleine Verbeugung. "Alles heil, edles Fräulein. Danke der gütigen Nachfrage." "Ich habe Euch nicht gesehen. " "Das tut kaum jemand, edles Fräulein." Er lächelte. "Und ich hätte auch besser. " Barrick donnerte vorbei, ohne einen Blick für seine Schwester und ihr Beinahe-Opfer übrig zu haben. Bei aller Entschlossenheit schonte er doch den schmerzenden Arm, und sein Sitz war erschreckend wacklig. Briony kletterte so schnell wieder auf Schneeflocke, daß sich ihr Reitrock verwurstelte. "Verzeiht mir", bat sie den kleinen Mann, beugte sich dann tief über Schneeflockes Hals und jagte hinter ihrem Bruder her. [.] Leseprobe
Schlagzeile
Die Tetralogie von Tad Williams - dem 'Tolkien des 21. Jahrhunderts' (Die Zeit)