0
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783627002275
Sprache: Deutsch
Umfang: 125 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 21 x 13.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Jean-Philippe Toussaint hat ein besonderes Buch über Fußball geschrieben, eine Liebeserklärung, ein Staunen über das Einmalige und Faszinierende dieser Sportart, eine Hommage an die Stadien, an die Leidenschaft der Zuschauer, die unvergleichlichen Farben der Nationaltrikots und an das absolute Grün des Rasens im hellen Schein des Flutlichts. Meisterhaft versteht sich Toussaint auf die Details der Details und zeigt dabei jene äußeres Unheil abwendende, wundervolle Wirkung des Fußballspiels im Moment des Betrachtens.

Autorenportrait

Joachim Unseld, geboren 1953, lebt in Frankfurt am Main. Von 1983 bis 1991 war er geschäftsführender Gesellschafter der Verlage Suhrkamp und Insel. In den Jahren 1988 bis 1991 arbeitete er neben Siegfried Unseld als gleichberechtigter Verleger der Verlage Suhrkamp und Insel. Am 1. Oktober 1994 übernahm Unseld die Frankfurter Verlagsanstalt (FVA). Er übersetzte die folgenden Bücher Jean-Philippe Toussaints aus den Französischen: »Das Badezimmer« (2004), »Der Photoapparat« (2005), »Fliehen« und »Zitates Melancholie« (2007), »Die Wahrheit über Marie« (2010), »Die Dringlichkeit und die Geduld« (2012) sowie »Nackt« (2014).

Leseprobe

Vielleicht liegt die verborgene Herausforderung dieser Zeilen im Versuch, den Fußball aus seiner niedrigen, gewöhnlichen und leichtverderblichen Materie in eine unverrückbare Form zu verwandeln, die den Jahreszeiten, oder der Melancholie, der Zeit und der Kindheit nahekommt. Niemals habe ich so wie damals in Japan 2002 eine derartig perfekte Übereinstimmung der Zeiten erlebt, wo die abstrakte und heilende Zeit des Fußballs für die Dauer eines Monats die wirkliche Zeit zwar nicht ersetzte, aber in ihren weit größeren Fluß geglitten und hineingeschmolzen war, und ich das Vergehen der Zeit wie eine lange und schützende Liebkosung wahrnahm, wohltuend, beschützend, apotropäisch. Nichts kann uns geschehen, während wir ein Fußballspiel betrachten: gleichsam wie in wohltuender nächster Nähe des Geschlechts einer Frau in den verschiedenen Stellungen des Liebesaktes, wo instantan jede Angst vor dem Tod verfliegt und betäubt wird und in die Feuchte und Süße der Umarmung schmilzt, so hält Fußball, während wir ihn betrachten, uns radikal auf Distanz vor dem Tod. Ich erwecke den Anschein, als schreibe ich über Fußball, aber ich schreibe, wie immer, über die Zeit, die verrinnt.

Weitere Artikel aus der Kategorie "Belletristik/Erzählende Literatur"

Alle Artikel anzeigen