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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783630872957
Sprache: Deutsch
Umfang: 444 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 22 x 14.7 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

In einem Elendsviertel von Lissabon treffen sie aufeinander: eine Jugendgang, die hauptsächlich aus Schwarzen, Farbigen und Osteuropäern besteht, die Polizei, die der kriminellen Jugendlichen nicht mehr Herr wird, die Bewohner des Slums. In seinem neuen Roman fängt Lobo Antunes die sozialen Verwerfungen einer globalisierten Moderne ein und verleiht den Menschen am Rande der Gesellschaft starke, unverwechselbare Stimmen. Kurz vor der Pensionierung verfasst ein Polizist einen Bericht über die kriminellen Taten einer Jugendgang, die in einem heruntergekommenen Viertel am Rande von Lissabon ihr Unwesen treibt. Zugleich erinnert er sich an seine Kindheit in der Provinz, seine gescheiterte Ehe, seine entfernt lebende Tochter. Allmählich mischen sich andere Stimmen ein, verschiedene Bewohner des Elendsviertels, die unter den polizeilichen Maßnahmen mindestens ebenso leiden wie unter den Jugendlichen, die Tankstellen und Supermärkte brutal überfallen und mit Drogen handeln. Und auch die Mitglieder der Gang selbst kommen zu Wort. Hautnah erleben wir die Wut und die Verzweiflung von Menschen, die im Schatten der Welt existieren, deren Leben von den Konflikten zwischen Mann und Frau, Reich und Arm, Schwarz und Weiß bestimmt ist und die sich dennoch zu behaupten versuchen. Wie unter einem Brennglas fängt Lobo Antunes in seinem neuesten Roman die sozialen Probleme der Moderne ein, zeigt, was Migration, Entfremdung und der Zusammenprall verschiedener Kulturen für den Einzelnen bedeuten und findet eindringliche, poetische Stimmen für die Zukurzgekommenen, die überall durch das Raster fallen, nicht nur in Portugal.

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Autorenportrait

António Lobo Antunes wurde 1942 in Lissabon geboren. Er studierte Medizin, war während des Kolonialkrieges 27 Monate lang Militärarzt in Angola und arbeitete danach als Psychiater in einem Lissabonner Krankenhaus. Heute lebt er als Schriftsteller in seiner Heimatstadt. Lobo Antunes zählt zu den wichtigsten Autoren der europäischen Gegenwartsliteratur. In seinem Werk, das mittlerweile mehr als zwanzig Titel umfasst und in vierzig Sprachen übersetzt worden ist, setzt er sich intensiv und kritisch mit der portugiesischen Gesellschaft auseinander. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter den "Großen Romanpreis des Portugiesischen Schriftstellerverbandes", den "Jerusalem-Preis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft" und den Camões-Preis.

Leseprobe

der mir das Leben gerettet hat. Und sie schifften fort in die Gegend der Gadarener, welche ist Galiläa gegenüber. Und als er austrat auf das Land, begegnete ihm ein Mann aus der Stadt, der hatte Teufel von langer Zeit her und tat keine Kleider an und blieb in keinem Hause, sondern in den Gräbern. Da er aber Jesum sah, schrie er und fiel vor ihm nieder und rief laut und sprach: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesu, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Ich bitte dich, du wollest mich nicht quälen. Denn er gebot dem unsauberen Geist, dass er von dem Menschen ausführe. Denn er hatte ihn lange Zeit geplagt, und er ward mit Ketten gebunden und mit Fesseln gefangen, und zerriß die Bande und ward getrieben von dem Teufel in die Wüsten. Und Jesus fragte ihn und sprach: 'Wie heißest du?' Er sprach: 'Mein Name ist Legion.'Lukas, 8: 26-30 Die Verdächtigen, 8 (acht) an der Zahl und im Alter zwischen 12 (zwölf) und 19 (neunzehn) Jahren, verließen um 22:00 (zweiundzwanzig Uhr und null Minuten) den im Nordosten der Hauptstadt liegenden und leider wegen seiner heruntergekommenen Bausubstanz und den damit verbundenen sozialen Problemen bekannten Stadtteil Bairro 1° de Maio in Richtung Amadora, wo sie angenommenermaßen gegen 22:30 (zweiundzwanzig Uhr und dreißig Minuten), was allerdings noch der Bestätigung durch die Verhöre, sei es der Verdächtigen, sei es möglicher, bislang noch nicht festgestellter Zeugen bedarf, mit einer Hauptschlüssel genannten Methode (was ebenfalls späterer Bestätigung bedarf, wir aber als möglich voraussetzen, da wir den Modus Operandi der Gruppe kennen) 2 (zwei) Mittelklassewagen stahlen, die in der Nähe der Kirche nicht weit voneinander auf der Straßenseite geparkt waren, an der die Laternen nicht brannten (Vandalismus oder natürlicher Zustand?) was den Verdächtigen erlaubte, unbeobachtet vorzugehen, wonach sie sich stadtauswärts auf der Schnellstraße in Richtung Autoestrada do Norte begaben, wo, wie aus der beigefügten, übrigens nicht sehr deutlichen Fotokopie ersichtlich, die Kennzeichen festgehalten wurden, da die besagten Pkws nicht über die notwendige Magnetvorrichtung zu deren Befahrung verfügten, und ich möchte in diesem Zusammenhang die Dienstleitung auf die Dringlichkeit der Verbesserung der überalterten Ausrüstung hinweisen: auf Fotokopie Nummer 1 (eins) ist zwar etwas erkennbar, doch nur mit einer ordentlichen Lupe. Aufgrund vorangegangener, diesmal bereits überprüfter Fakten können wir sagen, dass die Verdächtigen sich wie üblich auf die Fahrzeuge verteilten, will heißen, vorn der sogenannte Hauptmann, 16 (sechzehn) Jahre alt, Mischling, der sogenannte Kleine, 12 (zwölf) Jahre alt, Mischling, der sogenannte Blonde, 19 (neunzehn) Jahre alt, Weißer, und der sogenannte Galan, 14 (vierzehn) Jahre alt, Mischling, und die anderen vier, der sogenannte Guerillero, 17 (siebzehn) Jahre alt, Mischling, der sogenannte Hund, 15 (fünfzehn) Jahre alt, Mischling, der sogenannte Dicke, 18 (achtzehn) Jahre alt, Neger, und die sogenannte Hyäne, 13 (dreizehn) Jahre alt, Mischling, ein Junge, der seinen Spitznamen einer Missbildung im Gesicht (Hasenscharte) und seiner offensichtlichen Hässlichkeit verdankt, die wir, obwohl wir nicht zu subjektiven Wertungen neigen, dennoch bedenkenlos als abstoßend zu bezeichnen wagen (wir schwanken zwischen abstoßend und widerlich) und zu der noch eine deutliche Artikulationsschwierigkeit hinzukam, bei der häufig die Worte unmittelbar darauf durch unkoordinierte Bewegungen und Gequieke ersetzt wurden, wobei hervorgehoben werden muss, dass der sogenannte Blonde der einzige Kaukasier ist (Fachbezeichnung für weiße Rasse) und seine Spießgesellen bis auf einen, der Neger ist, alle Halbafrikaner sind und daher zu sinnloser Grausamkeit und Gewalt neigen, was den Unterzeichner veranlasst, sich die Freiheit zu nehmen, am Rande des vorliegenden Berichts die Richtigkeit der Immigrationspolitik des Landes besorgt in Frage zu stellen. Gegen 23:00 (dreiundzwanzig Uhr und null Minut Leseprobe

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