Beschreibung
Weltgeschichte in Bildern neu erzählt: vom wechselhaften Leben der Objekte zwischen Erwerb, Entwendung und Restitution. Im Zentrum dieses prächtigen Bildatlas steht die Ikonographie von 'Beutenahmen' und 'Entwendungen', 'Beschlagnahmungen', 'Zwangsgaben' oder schlicht und einfach: Raubgütern. Erzählt wird Weltgeschichte hier nicht nur über Objekte im Kontext ihrer Entstehung oder Präsentation, sondern im Spiegel der wechselhaften Eigentumsverhältnisse, in denen sie sich befanden, und der Besitzansprüche, die an sie gestellt werden. Diese den Gegenständen eingeschriebenen Beziehungen sind bis heute geprägt von Macht- und Überlegenheitsansprüchen. Und: Weltgeschichte kann nicht ohne Kolonialismus erzählt werden, die europäische Moderne nicht ohne Rassismus. Dieser verblüffende Bildatlas enthüllt diese Geschichte und zeigt, dass über alle Zeiten hinweg Darstellungen solcher Entwendungen auch Unrecht dokumentiert haben. Die Bilder sind gekonnt inszeniert und immer mit der Absicht verbunden, die eigene Sammlungstätigkeit als Ausweis der eigenen Überlegenheit zu entwerfen. In ihrer Zusammenschau, die einen weiten historischen Bogen spannt - vom neuassyrischen und römisch-antiken Relief über Karikaturen und Gemälde aus Zeiten Napoleons bis hin zu den Kolonialismus dokumentierenden Fotografien und aktueller Kunst -, wird ein System sichtbar, von dem Museumssammlungen und -bestände im Globalen Norden profitiert haben und das dieser Band mutig ins Bewusstsein holt: Es gilt zuweilen nicht nur zurückzublicken, sondern auch zurückzugeben. Immer schon entstand Eigentum auch durch Diebstahl. Und das Sammeln war selten unschuldig.
Autorenportrait
Bénédicte Savoy, 1972 in Paris geboren, lehrt Kunstgeschichte an der TU Berlin. Ihre Forschungsinteressen sind Kunst und Kulturtransfer in Europa, Museumsgeschichte sowie Kunstraub und Beutekunst. 2016 erhielt sie den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Zusammen mit Felwine Sarr wurde Bénédicte Savoy vom Time Magazin zu den 100 einflussreichsten Menschen 2021 gewählt. Merten Lagatz studierte Kunstwissenschaft, Theaterwissenschaften und Neuere deutsche Literatur. Er koordinierte zwischen 2017 und 2020 den Forschungscluster translocations und arbeitet an der Technischen Universität Berlin zu Cultural Activism, queeren Kollektiven und den Künsten im Jetzt. Philippa Sissis studierte Geschichte und Kunstgeschichte in Berlin und Paris. Sie promovierte über das SchriftBild von Renaissance-Manuskripten. Seit 2019 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungscluster translocations.