Beschreibung
Ein gemeiner Mord macht Schlagzeilen Sechs Jahre sind es nun, seit Jack Reacher als Spitzenermittler aus dem Militärdienst ausgeschieden ist. Seitdem ist er unterwegs. Ohne Familie, ohne offizielle Adresse, ohne Telefon, ohne Bankkonto. Bis er eines Abends in Boston zufällig einem Mann begegnet, der eigentlich tot sein müsste. Ein Schatten aus seiner Vergangenheit. Und Jack Reacher hasst unerledigte Geschäfte. Er will wissen, wem der Cadillac gehört, in den Quinn eingestiegen ist - der Mann mit den unverwechselbaren Narben auf der Stirn. Die Anfrage bei seiner alten Dienststelle beschert ihm den Besuch zweier Agenten. Ihr Interesse gilt Zachary Beck, einem Top-Rauschgiftdealer, in dessen Haus Quinn lebt. Und schon findet sich Reacher mitten in einer hochriskanten Ermittlung wieder - als Leibwächter in Becks Haus, das einer Festung gleicht. In einem mörderischen Showdown. Das Ende scheint klar. Alles scheint offensichtlich in diesem Fall - nichts ist es. Denn Lee Child ist ein Meister unerwarteter Wendungen, wenn man sie am wenigsten erwartet - bis zur letzten Seite. "Lee Child schreibt Thriller, die denen von Thomas Harris und John Grisham Konkurrenz machen." Daily Mirror "Bestens aufgebaut - bestens geschrieben - bestens in jeder Hinsicht!" Boston Globe "Großartig - atemberaubend schnell und knallhart!" New York Times
Autorenportrait
Lee Child wurde in den englischen Midlands geboren, studierte Jura und arbeitete dann viele Jahre als Produzent beim Fernsehen. Heute lebt er mit Frau und Tochter im Bundesstaat New York. Er erzielte bereits mit seinem ersten Jack-Reacher-Roman einen Bestseller in England und schuf sich in beeindruckendem Tempo international eine riesige Fangemeinde. In den USA wurde er bereits mit mehreren hoch dotierten Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem "Anthony Award", dem renommiertesten Preis für Spannungsliteratur!
Leseprobe
Genau vier Minuten, bevor er erschossen wurde, stieg der Cop aus seinem Wagen. Er bewegte sich, als kenne er sein Schicksal bereits. Er stieß die Fahrertür gegen den Widerstand schlecht geölter Scharniere auf, rutschte auf dem abgewetzten Kunstledersitz langsam nach links und stellte beide Füße flach auf den Asphalt. Dann packte er den Türrahmen mit beiden Händen und hievte sich nach oben und aus dem Wagen. Er blieb einige Sekunden in der kalten, klaren Luft stehen, bevor er sich umdrehte und die Tür hinter sich abschloss. Verharrte noch einen Augenblick, ging nach vorn und lehnte sich in der Nähe des linken Scheinwerfers an den Kotflügel. Der Wagen war ein sieben Jahre alter Chevy Caprice. Ein schwarzes Fahrzeug ohne Polizeikennzeichnung. Aber es verfügte über drei Antennen und hatte einfache verchromte Radkappen. Die meisten Cops, mit denen man redete, waren davon überzeugt, dass der Caprice das beste jemals gebaute Polizeifahrzeug sei. Dieser Kerl, der aussah wie ein altgedienter Kriminalbeamter, dem der gesamte Fuhrpark zur Verfügung steht, schien derselben Meinung zu sein. Ich konnte diese Art dickköpfiger Oldtimerpersönlichkeit daran erkennen, wie er sich hielt. Er war groß und massig und trug einen schlichten dunklen Anzug aus einem schweren Wollstoff. Ein alter Mann. Er bewegte den Kopf, schaute zuerst die Straße entlang und dann über die Schulter zum Collegetor. Er stand dreißig Meter von mir entfernt. Das Collegetor selbst hatte lediglich symbolische Funktion. Zwei hohe gemauerte Klinkerpfeiler ragten einfach aus der weiten gepflegten Rasenfläche jenseits des Gehsteigs auf. Zwischen ihnen hing ein zweiflügliges Tor aus zu Fantasiegebilden gebogenen, abgewinkelten und verdrehten Eisenstangen. Das Tor glänzte schwarz, wie frisch gestrichen. Wer es nicht benutzen wollte, fuhr einfach über den Rasen. Es stand ohnehin weit offen. Hinter ihm lag eine Zufahrt mit kniehohen kleinen Eisenpollern an beiden Seiten, an denen jeweils ein Torflügel befestigt war. Die Zufahrt führte leicht abfallend zu einer etwa hundert Meter entfernten Ansammlung von Klinkergebäuden mit Moos bewachsenen Steildächern unter überhängenden Bäumen. Die Zufahrt war mit Bäumen gesäumt, ebenso der Gehsteig. Überall standen Bäume. Ihre Blätter waren noch klein, zusammengerollt und lindgrün. In einem halben Jahr würden sie groß, rot und golden sein und den Fotografen Motive für den Collegeprospekt liefern. Zwanzig Meter jenseits des Tors parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Pick-up. Er stand in fünfzig Meter Entfernung mir zugekehrt dicht am Randstein. Irgendwie passte er nicht hierher. Sein roter Lack war verblasst, und vorn hatte er einen wuchtigen Rammbügel, der aussah, als wäre er schon mehrmals verbogen und wieder ausgerichtet worden. Im Fahrerhaus saßen zwei Männer, jung, groß, blond, mit klar geschnittenen Gesichtszügen. Sie saßen völlig unbeweglich da und blickten nach vorn, ohne etwas Bestimmtes anzuvisieren. Ich war im Süden stationiert und parkte mit einem anonymen braunen Lieferwagen vor einem Musikgeschäft - ein Laden, den man in der Nähe eines Collegetors zu finden erwartet. Draußen auf dem Gehsteig standen Tische mit gebrauchten CDs, und in den Schaufenstern dahinter hingen Poster, die für Bands warben, welche kein Mensch kannte. Ich hatte die Hecktüren des Lieferwagens geöffnet. Auf der Ladefläche waren Pappkartons gestapelt. Ich hielt einen Packen Lieferscheine in der Hand, und weil es an diesem Aprilmorgen kalt war, trug ich einen kurzen Mantel. Ich hatte auch Handschuhe an, weil an den bereits aufgerissenen Kartons im Laderaum lose Klammern hingen. Ich trug eine Waffe, weil ich das oft tat. Sie steckte hinten im Hosenbund. Die Waffe war ein Colt Anaconda: ein riesiger Revolver aus rostfreiem Stahl, der 44er-Magnum-Patronen verschoss. Er war fünfunddreißig Zentimeter lang und wog über anderthalb Kilo. Als Waffe nicht gerade meine erste Wahl. Der Colt fühlte sich hart, schwer und kalt an, und ich war ...