Beschreibung
Die Grundthese dieser Arbeit ist, dass der Leviathan von Hobbes nicht in erster Linie ein Buch der philosophischen Theorie ist. Vielmehr sollte er wirken, nämlich auf die Imagination seiner Leser. Es steht zuerst im Dienst einer Strategie der Beeinflussung, und die Suche nach Wahrheit hat dabei nicht selten das Nachsehen. Allerdings ist diese Verflüchtigung der Wahrheit wiederum systematisch begründet, denn die Rolle, die die Imagination im Leviathan spielt (im Gegensatz zu Hobbes' früheren Büchern), untergräbt von Anfang an sowohl die empiristischen als auch die materialistischen Grundlagen, auf denen Hobbes steht. Erkenntnis und Wirklichkeit geraten im Licht einer unkontrollierbaren Imagination ins Schillern. Und doch kann das Opfer der Wahrheit, das Hobbes bringt, ihn nicht kalt lassen. Seine kuriose Eschatologie lässt sich dann als Versuch lesen, mit der eigenen Sünde, dem Götzendienst am sterblichen Gott Leviathan, seinen Frieden zu machen. Hobbes steht so als Vorbild des Großinquisitors bei Dostojewski da, der ebenfalls das ultimative Opfer bringt und den Menschen die Verantwortung der Freiheit, der sie nicht gewachsen sind, auf seine eigene Gefahr hin abzunehmen sucht.
Autorenportrait
Robert Hugo Ziegler studierte Philosophie, Latein und Geschichte an der Universität Würzburg und Philosophie an der Universität Paris IV. Seit 2005 lehrt er an der Universität Würzburg. Er forscht über die Philosophie der Frühen Neuzeit und des 20. Jahrhunderts, über Phänomenologie, Metaphysik und Politische Philosophie.