Beschreibung
Der Mensch beginnt, wo er mit Verstand und Sprache ausgestattet ist. Das gibt ihm Macht über die Natur und beflügelt seine Ausbreitung über die Erde. Mit der Macht formiert sich so eine Kulturgeschichte der Menschheit: der Agrarisierung, Bildung von Eigentum, Wehrhaftigkeit, Urbanisierung, Erfindung der Schrift, imperialer Ausweitung der Machtzonen. Dabei fungiert auch die geistige Form der Religion - insbesondere der Monotheismus - als ein Antrieb zur Expansion von Macht. Die heutige Weltgesellschaft der Industrialisierung, Technisierung und Ökonomisierung ist ein Endergebnis dieser langen Geschichte der Machtexpansion der menschlichen Rationalität. Dabei ist Macht ein ambivalenter Begriff. Er umfasst sowohl die militärische und ökonomische Macht, wie die kontrollierende, soziale, vertragliche Form von Macht, von extremer Brutalität bis zur >Macht der Liebe<. Die Menschheitsgeschichte vollzieht sich - auch zwischen den Geschlechtern - in und zwischen diesem Spektrum -, aber immer in der und als eine Geschichte der Macht. Dabei ist diese Geschichte der Macht gegenüber der Natur wenig nachhaltig gewesen. Entscheidend für die Gegenwart ist: Dass sie nachhaltig wird.
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Autorenportrait
Silvio Vietta ist Professor em. für Literatur- und Kulturgeschichte an der Universität Hildesheim. Studium Germanistik, Philosophie, Pädagogik. Expressionismus-, Romantik-, Moderneforschung sowie Forschungen zur Europäischen Kulturgeschichte und Globalisierung. Nietzsche-Preis des Landes Sachsen-Anhalt 2006/07. Bei K&N ist zuletzt erschienen Novalis. Dichter einer neuen Zeit (2021).