Organismus als Zellenstaat
Rudolf Virchows Körper-Staat-Metapher zwischen Medizin und Politik, Quellen und Studien 28, Neuere Medizin- und Wissenschaftsgeschichte 28
Erschienen am
09.03.2015, 1. Auflage 2015
Beschreibung
Rudolf Virchow beschreibt in seiner berühmten Zellularpathologie den menschlichen Organismus als einen "freie[n] Staat gleichberechtigter [.] Einzelwesen", deren Zusammenleben auf einem "solidarischen Bedürftigkeits-Verhätnisse zu einander" basiert. Mit seiner Arbeit über den zellulären Aufbau des Körpers verändert Virchow allgemein verbreitete Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Als linksliberale Politiker und Mitbegründer der Fortschrittspartei kritisiert er bestehende Missstände wie die mangelhaften Lebensbedingungen der sozial Schwachen. In seiner Zellularpathologie politisiert Rudolf Virchow den menschlichen Organismus. Die Überschneidungen gesellschaftlicher und zellbiologischer Konzepte bei Virchow spiegeln sich besonders in der Verwendung politisch-biologischer Analogien wider. Die Zelle als Individuum, die alle Merkmale individuellen Lebens in sich trägt, bildet den Ausgangspunkt. Inwieweit reiht sich der berühmte Pathologe damit in die weit zurückreichende Tradition der Körper-Staat-Metaphorik ein? In welchem Verhältnis stehen wissenschaftliche und politische Anschauungen in Virchows Zellenstaat?
Autorenportrait
Kathrin Sander, geb. 1982, studierte Germanstik und Geschichte in Heidelberg, Rennes und Berlin mit Magister in Heidelberg (2007). 2004 nahm sie ein Studium der Humanmedizin in Homburg/Saar sowie in Heidelberg auf. Derzeit arbeitet sie als Assistenzärztin an der Thoraxklinik Heidelberg.