Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783862414185
Sprache: Deutsch
Umfang: 240 S., vierfarbig, zahlreiche Abb.
Format (T/L/B): 1.5 x 24 x 19 cm
Einband: kartoniertes Buch
Beschreibung
Es war die erste erfolgreiche Hausbesetzung in Hamburg seit Jahrzehnten: Im August 2009 enterten 200 Künstler und politisch Aktive die Reste des historischen Gängeviertels in der Innenstadt, um es vor dem Abriss durch einen Investor zu retten und dort einen Freiraum zu schaffen für Kunst, Kultur und Politik. Gegen die Investorenlogik von Senat und Wirtschaft forderten sie ein 'Recht auf Stadt' für alle. Zehntausende Besucher aus aller Welt haben seitdem in den Häusern Ausstellungen gesehen, Konzerte gehört oder darüber diskutiert, wie sie sich ein zukünftiges Leben vorstellen. In diesem Buch schreiben die Aktiven erstmals über sich selbst: über die Vorbereitung und den Tag der Besetzung, über die Verhandlungen mit der Stadt, die Gründung ihrer Genossenschaft und über Kunst als politische Waffe. Ein einzigartiger Einblick in die 'temporäre autonome Zone' Gängeviertel.
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Leseprobe
Alle sind voller Adrenalin. Zu diesem Zeitpunkt sendet der Reporter einer Nachrichtenagentur bereits die unglaublichen Geschehnisse im Gängeviertel in Deutschlands Redaktionen. Es ist wie ein Rausch. Es gibt keine Zeit zum Nachdenken, zur Reflexion. Dafür treffen sich immer ihre Blicke. Bestätigung. Alles ist gut. Sie bewegen sich unter Hunderten von Besuchern. Wenn Polizei kommt und sagt: Schluss jetzt, raus hier. Was würden sie tun? Demonstrieren? Eskalieren? Gehen? Die Besucher bekommen von alldem nichts mit. Sie sehen Kunst aus Streichholzschachteln in der Druckerei. Sie klettern im Kupferdiebehaus durch eine kleine Luke in ein Zimmer und werden darin mit Sekt und Konfetti begrüßt. Sie hören in der Butze eine Collage aus Alltagsgeräuschen, die einer alten Wohnung neues Leben einhauchen, Geschirrklappern, Elektrorasierer, Kinderhörspiele. Linoldrucke. Computergrafiken. Piraten. Luftballons füllen einen Raum. Auf einem Gemälde wird ein Schmetterling zum Mund einer Frau. Draußen wird getanzt. Es wird eine Leiter an die Wand gelehnt, und eine Künstlerin hängt ein Bettlaken über den Eingang. Denkmalschutz statt Glas, Stahl & Putz steht darauf. Was niemand an diesem Tag ahnt: Es wird viele Monate dort hängen bleiben. Busse von Stadtrundfahrten werden davor anhalten, Touristen werden es fotografieren und zu Hause zeigen in Lüdenscheid oder Bamberg: Guck, das ist dieses Gängeviertel in Hamburg. Das haben Künstler besetzt.