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Die MILF-Mädchenrechnung

Wie sich Frauen heute zwischen Fuckability-Zwang und Kinderstress aufreiben

Erschienen am 01.05.2018
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783862656974
Sprache: Deutsch
Umfang: 240 S.
Format (T/L/B): 2 x 20 x 13 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Von »Alles Schlampen außer Mutti« zu »Alles Schlampen, auch Mutti« - die Vereinbarkeitsdebatte hat eine neue Kategorie. Wollen wir das? In den letzten tausend Jahren hat sich nicht viel an den Rollenbildern von Frauen geändert. Die Einteilung in Heilige und Hure gibt es nach wie vor. Die Sexualität von Frauen wird noch immer von kulturellen und wirtschaftlichen Systemen bewertet. Mutterschaft ebenfalls. So weit, so bekannt. Spannend ist allerdings, dass sich die Hure zur Heiligen entwickelt hat. Wer nicht sexy oder für ein männliches Hetero-Auge »fuckable« ist, kann gleich wieder einpacken. Prüde, verklemmt oder gar unrasiert und ungeschminkt zu sein gleicht einem Frevel. Stattdessen gilt, wie Carolin Kebekus formuliert hat: »Fickbar bleiben - von 15 bis 75.« Und davon sind nun auch nicht mehr die Mütter ausgenommen. »MILF« (Mother Id like to fuck) heißt der neue Status, den es zu erreichen gilt. MILF ist seit mehr als 10 Jahren eine anerkannte Pornokategorie, deren Bekanntheitsgrad längst in der Popkultur Wurzeln geschlagen hat. Dieses Buch unternimmt einen Streifzug quer durch die Kulturgeschichte der bösen Frauen und Mädchen und zeigt auf, wie wir bei der MILF als neue eierlegende Wollmilchsau landen konnten. Es geht um die Dreifaltigkeit von Porno, Popkultur und Realität - wie diese miteinander verzahnt sind und sich gegenseitig beeinflussen. Es geht um die Rolle von Kirche, Politik und Wirtschaft, wenn wir uns bewusst oder unbewusst für Yogapants und Gespräche über Kinderkacke entscheiden. Im Zeitalter der Selbstverwirklichung und -optimierung gehen wir auch der Frage nach, ob es schlechten Sex im 21. Jahrhundert überhaupt noch geben darf, ob Frauenkörper erst dann schwabbeln dürfen, wenn Dove die nächste Video-Kampagne rausbringt und ob ich meine Achselhaare auch schon zeigen darf, wenn sie noch nicht wieder en vogue sind. Vor allem aber geht es um die Spielräume zwischen Scheiterhaufen, Freiheit und »Ich muss gar nichts«.

Autorenportrait

KATJA GRACH, geboren 1983, Sexualpädagogin, Geschlechterforscherin, Mutter. Weil sie viel zu sagen hat, ist sie seit gut zehn Jahren in der Erwachsenenbildung tätig - als Trainerin und Projektentwicklerin -, und sie hat ihre Fühler auch immer wieder in Richtung Journalismus ausgestreckt. Aus Gründen der Weltverbesserung forscht sie zu Themen, die alle betreffen, und bloggt darüber auf krachbumm.com.

Leseprobe

Die MILF ist ein Mutant, ein kulturell weiterentwickeltes Mischwesen aus uralten Frauenidealen. Vielen ist sie vom Porno bekannt, anderen begegnet sie in Form von Medienberichten über Stars, die gerade erst geboren haben und schon wieder perfekt erschlankt über rote Teppiche stolzieren. »MILF« als kulturelles Gütezeichen für Mütter, die trotz Babybrei und Kinderkacke-Phasen noch immer zwischen 8 und 10 Punkte auf der Fuckability-Skala erreichen. Die MILF gebiert und zieht Kinder groß, während sie trotzdem das versaute Luder bleibt, das sie immer schon war. Sie pfeift getrost auf den Gegensatz von Heiliger und Hure, weil sie beides sein kann. Die Sexualität der Beziehungspartnerin wird nun nicht mehr mit dem ersten Kind begraben und durch eine jüngere ungebundene Kollegin aus dem Büro ersetzt. Nein, eine richtige MILF will nach wie vor vögeln und sexuell attraktiv bleiben. Sie bringt ihren Körper nach der Geburt schnellstmöglich wieder in Form und sonnt sich in den bewundernden Blicken anderer Mütter, Ehemänner und Pubertierender. Die Bezeichnung »MILF« als verbales Arschgeweih für ein Sexleben »nach« der Mutterschaft. Katja Grach

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