Beschreibung
Die globale Erwärmung der Erdatmosphäre wird zu Recht mit dem Treibhauseffekt in Verbindung gebracht, der wiederum auf den stetigen Anstieg der Konzentration an CO2 zurückzuführen ist. Zu diesem Anstieg leisten zwar die Industrienationen den hauptsächlichen Beitrag, allerdings sind auch die Länder der so genannten Dritten Welt maßgeblich daran beteiligt, denn die Menschen dort nutzen zur Zubereitung warmer Mahlzeiten vorwiegend Holz. Die damit verbundene Abholzung von Baumbeständen erfolgt bereits seit vielen Jahren deutlich schneller als das natürliche Nachwachsen und Aufforstungsmaßnahmen zusammen genommen.Solarkocher haben sich in den letzten Jahren als adäquater Ansatz erwiesen, diesem Problem zu begegnen. Hoher Materialpreis und komplexer Aufbau sind allerdings Kriterien, die sowohl für Nutzer als auch für Entwicklungshelfer mit Multiplikatorfunktion große Schwierigkeiten darstellen. Ein möglicher Weg, diese Störfaktoren zu beseitigen, stellen Low-Cost-Solarkocher dar, die zudem einfach aufgebaut sind und auch leicht nachgebaut werden können. Allerdings muss ein Multiplikator den Bau eines solchen Solarkochers zunächst selbst erlernen und sein Prinzip verstehen, um diese Inhalte vermitteln zu können. Die bisher bekannten didaktischen Konzepte sind in verschiedenem Ausmaß nachhaltig. Als besonders effizient gelten die Lehrmethoden aus dem Bereich des Konstruktivismus.Die vorliegende Arbeit zeigt am Beispiel eines einfachen Solarkochers aus Wellpappe und Reflektorfolie, wie sich ein Baukurs auf der Basis der hermeneutischen Methode unabhängig von der Zielgruppe konzipieren und durchführen lässt.
Autorenportrait
Torsten Schneider, Bachelor of Science, Jahrgang 1975, studierte Physik, Chemie, Erziehungswissenschaften und Philosophie an den Universitäten Koblenz, Bonn und Dortmund. Fragen zu Energie und Umwelt bildeten wesentliche Schwerpunkte seines Studiums. Von 1999 bis 2003 arbeitete der Autor im Verein ÖKOSTADT Koblenz e. V. im Bereich Solarenergie mit und trug über das Thema'Kochen mit der Sonne' zur Förderung des gesellschaftlichen Bewusstseins bezüglich der erneuerbaren Energien in Koblenz bei. Er entwickelte im Rahmen seiner Mitarbeit an einem generationenübergreifenden Wohnprojekt ein solartechnisches Beleuchtungskonzept. Der Autor sammelte während seines Studiums auch praktische Erfahrungen im Bereich des ökologischen Bauens. Um seine Fachkenntnisse im Bereich des solaren Kochens zu erweitern und zu vertiefen, engagiert sich der Autor bei der LAZOLA-Initiative zur Verbreitung des solaren Kochens in Paderborn und bietet darüber hinaus auch freie Solarkocherbaukurse an.
Leseprobe
Textprobe:Kapitel 3, Die Konzeption des Baukurses für den Solarkocher:Der Baukurs für den Solarkocher bedient sich der hermeneutischen Methode, einem didaktischen Prinzip, das auf dem Konzept des Konstruktivismus basiert. Die Teilnehmer sollen durch Nachdenken und Überlegen die einzelnen Arbeitsschritte weitgehend selbst entwickeln und dadurch das Hauptziel des Kurses, nämlich den Bau des Kochers, selbst erarbeiten. Die Kursteilnehmer wenden hierbei bereits vorhandenes Wissen an, um einzelne Arbeitsschritte auszuführen, reflektieren ihr Vorgehen und knüpfen den jeweils folgenden Arbeitsschritt daran an. Dieses Vorgehen kann als Schritt vom Gesamt- zum Detailverständnis angesehen werden.Das Erlernen des Baus von Solarkochern ist ein Beispiel für das so genannte situierte Lernen. Mikelskis beschreibt dieses Prinzip, welches er mit der Benutzung von Werkzeug vergleicht: Wenn der Benutzer eines Werkzeugs dieses nicht handhaben kann, ist das Werkzeug nutzlos. Übertragen auf den Solarkocher-Baukurs, der eine Situation der außerschulischen Vermittlung darstellt, bedeutet dies, dass das dort vermittelte Wissen nur dann nachhaltig vermittelbar ist, wenn es an einer konkreten Situation erworben wird. Der Bau eines Solarkochers stellt eine solche Lernsituation dar, die ein Beispiel für das situierte Lernen ist.Diese Variante des Lernens ist besonders für das Lernziel der Multiplikation vorteilhaft. Multiplikation bedeutet in diesem Kontext die Weitervermittlung des Wissens und der Fertigkeiten, die im Baukurs erworben wurden. Damit verbunden ist auch, dass der Kursteilnehmer selbst Solarkocher-Baukurse durchführt und anderen Rezipienten den Bau eines Solarkochers dieser Art vermittelt. Es muss sich in einem durch den Multiplikator durchgeführten Kurs also nicht exakt um das Modell handeln, das in dieser Arbeit behandelt wird. Dies setzt jedoch voraus, dass der Multiplikator die Funktionsweise eines Solarkochers kennt und sie erläutern kann. Ebenso müssen die Bestandteile eines Solarkochers und deren Zusammenwirken bekannt sein.Die Fertigkeit, Solarkocher weiterer Kategorien zu bauen, wäre ein wünschenswertes Ziel, setzt jedoch tiefer gehende Kenntnisse des Themas sowie deutlich mehr als das hier erforderliche handwerkliche Geschick voraus.3.1, Ziele des Baukurses:Jeder Teilnehmer des Baukurses soll nach seiner Teilnahme folgendes können:Die physikalischen Prinzipien der Nutzung von Sonnenenergie zur Nahrungsmittelzubereitung verstehen und grob reproduzieren.Das im Kurs gebaute Solarkocher-Modell selbst bauen.Den Bau dieses Solarkochers anderen vermitteln.Diese Lernziele lassen sich am einfachsten erreichen, wenn die Kursteilnehmer die einzelnen Arbeitsschritte weitestgehend selbständig reflektieren, statt nach einer vorgefertigten Bauanleitung vorzugehen.Obwohl die Konstruktion des Kochers an sich sehr einfach ist, beinhaltet sie einige Details, die nicht sofort ersichtlich sind und deren Verstehen etwas Überlegung erfordert. Exemplarisch wird an dieser Stelle auf die zum Falten des Kochers notwendigen Abstände zwischen den Reflektorelementen verwiesen.3.2, Durchführung und Auswertung:Das Konzept des Baukurses wurde an zwei Versuchsgruppen erprobt. Die erste Versuchsgruppe bestand aus acht Jugendlichen im Alter von 12 bis 14 Jahren und unterschiedlichem Vorkenntnisstand. Die zweite Gruppe wurde aus 28 jungen Erwachsenen gebildet, die im Rahmen eines internationalen Austauschprogramms an einem Workcamp zum Thema erneuerbare Energien teilnahmen. Die Campteilnehmer kommen aus drei Nationen, nämlich Deutschland, Ungarn und Weißrussland. Ein weiterer Aspekt ist, dass sie unterschiedliche Ausbildungen haben bzw. verschiedene Fächer studieren. Dem gemäß war diese Gruppe wesentlich heterogener als die erste Versuchsgruppe. Der Solarkocher-Baukurs mit den Jugendlichen fand im Maximilianpark (Maxipark) Hamm/Westfalen statt, einem Familienpark auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Maximilian. Seit wenigen Jahren beschäftigt sich der Park nicht nur versorgungstechnisch, sondern auch thematisch mit erneuerbaren Energien. In diesem Rahmen wurden das Schülerlabor MaxiLab und ein so genanntes grünes Klassenzimmer eingerichtet. Letzteres wird sowohl Schulklassen als auch offenen Jugendgruppen mit pädagogischer Begleitung zur Verfügung gestellt. In diesem aus einer Holzhütte bestehenden und ähnlich wie ein regulärer Klassenraum eingerichteten Zimmer fand der Baukurs mit den Jugendlichen statt. Es stand eine Tischgruppe aus vier Tischen in der jeweiligen Größe einer Schulbank zur Verfügung. Die Kursteilnehmer haben in einer Gruppe gearbeitet und die Arbeitsschritte im fliegenden Wechsel gemäß dem Platzangebot ausgeführt.
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