Viel Streit - um was? Kaum hatte die evangelische Kirche ihre Orientierungshilfe zur Familie auf den Weg gebracht, brach schon eine Lawine der Kritik los. In der Anerkennung von Patchwork- und Regenbogenfamilien als gelungenen Gemeinschaften sieht so mancher evangelische und katholische Christ eine Degradierung des überkommenen Arrangements. Aber stimmt das Bild von der unverbrüchlichen, biblisch begründeten, lebenslangen Ehe als Fundament familiärer Geborgenheit überhaupt? Sind Ehe und Familie vielleicht gerade deshalb beständige Formen, weil sie sich in den vergangenen 2000 Jahren stets und radikal verändern ließen - immer dem Zeitgeist und seinen Herausforderungen entgegenkommend?

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Der Chefredakteur des Magazins chrismon zeigt in seinem mit spitzer Feder geschriebenen Essay, wie zeitabhängig, ja zeit-geistig das jeweilige Ideal der Familie durch die Jahrhunderte ist. Die Kleinfamilie der Industrialisierung löst die bäuerliche Sippe ab. Mit Wohlstand und Mobilitätsforderung entstehen wiederum neue Familienformen. Und jede Generation beruft sich neu auf die biblischen Geschichten von Fürsorge, Verlässlichkeit und Verantwortung.