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Die Spielregel / Krempel

Die Spielregel 2

Erschienen am 01.09.1985
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783882211030
Sprache: Deutsch
Umfang: 360 S.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Inventar der Erinnerungen "Mors "Wolkenvorhang" Stets hat dieser Ausdruck, der im Geist einen ins Unendliche sich ausdehnenden Bühnenraum heraufbeschwört, starken Anklang bei mir gefunden, wenn ich ihn im Libretto, wo er die Zäsur zwischen zwei Akten bildete, eines Werkes von Wagner oder jedes anderen Komponisten las, der wie Nietzsches berühmter Freund die Oper in den Dienst der Mythologie zu stellen sucht. Wenn ich - vielleicht schon mehr als ich dachte - eine Schrift wieder aufnehme, die ich (sagen wir pauschal, um nicht schon wieder in die alte Leier zu fallen, aus pessimistischen Gründen) auf unbestimmte Zeit ruhen lassen wollte, so schwebt mir dieser "Wolkenvorhang" vor, ein vor den Augen aufgespanntes Wolkengebilde, das die Unterbrechung des Zeitstroms auf doppelte Weise bezeichnen soll: zunächst der Vorhang selbst, aus bemaltem Tuch oder fast durchsichtigen Gazestoffen, sich überlappend wie die Rüschen eines Tüllrocks; dann als vages Bild, das Chaos suggerierend, die Verneinung der zeitlichen und räumlichen Welt, in der unsere Koordinaten den Ton angeben."

Autorenportrait

Michel Leiris wurde 1901 in Paris geboren. Er identifizierte sich in den 1920er Jahren mit der kulturellen und politischen Revolte der Surrealisten, zuerst in der Gruppe um André Breton, dann an der Seite von Georges Bataille. Nach seinem Studium der Ethnologie (1933-1938) arbeitete er bis 1971 im Musée de lHomme. Reisen führten ihn auf die Antillen, nach China und nach Kuba. Als Autobiograph und Ethnograph, Dichter und Essayist begeisterte er sich für subversive Wortspiele, den Jazz, die Malerei, den Stierkampf wie für die Oper und war zudem ein früher Kritiker von Kolonialismus und Rassismus. 1950 erschien 'Ethnographie und Kolonialismus', die erste kritische Analyse der kolonialen Verstrickung des Faches. Nach Phantom Afrika (1934) spaltete er sein Werk, verfasste die ethnographischen (vor allem afrikanistischen) Arbeiten u.a. über die Geheimsprache der Dogon oder den äthiopischen zar-Besessenheitskult in seinem Büro im Souterrain des Musée de lHomme und die autobiographischen und literarischen Schriften im Schlafzimmer seiner Wohnung. Beide Seiten seines Werks waren dennoch immer aufeinander bezogen. Bei Matthes & Seitz erschienen zwischen 1982 und 1999 die Übersetzungen der vier Bände von Die Spielregel (Streichungen, Krempel, Fibrillen und Wehlaut , dt. von Hans Therre), außerdem der surrealistische Roman Aurora (1979) und Der Spiegel der Tauromachie (1982). Michel Leiris starb 1990 in Paris, seine zentrale literarische Maxime lautete: 'Keine schöne Lüge produzieren, sondern eine Wahrheit, die ebenso schön wäre wie die schönste Lüge.'

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