Beschreibung
Im August 1928 setzt sich eine 21jährige Dänin in Kopenhagen auf's Fahrrad und fährt nach Paris, um sich einen Lippenstift zu kaufen. Als moderne junge Dame bedient sie nicht nur die Pedale, sondern schreibt exklusiv für die größte Boulevard-Zeitung Dänemarks Reportagen über ihre Erlebnisse, die sie aber üppig mit erfundenen Stories bereichert - Dichtung und Wahrheit liegen hier eng beieinander, in den Texten wie im 'wirklichen' Leben. Diese junge Dänin heißt Ruth Berlau; sie will aus einem gutbürgerlichen Leben ausbrechen, will Journalistin oder Schauspielerin werden. Abenteuerlust und Phantasie haben bei ihr lebenslänglich Hochkonjunktur. Und ganz gleich, was sich die junge Dame in den Kopf setzt, es gelingt. Jedenfalls bis sie Bertolt Brecht trifft, die große Liebe ihres Lebens. In seinem großen Schatten wurde vieles anders: bis heute wird die Existenz von Ruth Berlau ausschließlich durch die Brecht-Brille betrachtet. Dabei gab es viele andere, die ihre Arbeit geschätzt haben: Egon Erwin Kisch, Martin Andersen Nexö, Elisabeth Bergner oder Ingrid Bergman. Tatsächlich war Ruth Berlau als Journalistin, Fotografin, Schauspielerin, Regisseurin eine Frau mit vielen Begabungen - und mit vielen Gesichtern. Die erst kürzlich entdeckten und hier erstmals veröffentlichten Fotos zeigen eine schöne Frau, mal kokett, mal traurig, schelmisch oder herausfordernd.
Autorenportrait
Ruth Berlau 1906 geboren in Kopenhagen, Besuch einer Nonnenschule, dann Arbeit als Arzthelferin, Reporterin und Schauspielerin. 1933 traf sie Bertolt Brecht und war seit dieser Zeit an seiner Seite als Mitarbeiterin und Geliebte. Sie emigrierte in die USA, wohnte dort in New York und folgte Brecht 1949 nach Ost-Berlin, wo sie 1974 starb. Die Herausgeberin Ditte von Arnim, 1951 geboren, studierte in Leipzig Museologie und arbeitete später im Bertolt- Brecht-Archiv. Sie lebt heute als freie Autorin in Berlin. Zuletzt veröffentlichte sie das vielbeachtete Buch 'Brechts letzte Liebe. Das Leben der Isot Kilian' (: TRANSIT 2006)