Beschreibung
Wer ein Kind verliert, wird Einsamkeit neu kennenlernen. Weil niemand gerne über dieses Kind spricht. Keiner stellt sich freiwillig diesem Schmerz. In einer Gesellschaft, die von ewiger Jugend träumt und in der Krankheit und Tod als mit allen Mitteln zu vermeidendes Unglück gelten, ist das Sterben von Kindern bis heute ein Tabu. 'Lilium Rubellum' begleitet eine Frau auf diesem Weg: Eine ungewollte Schwangerschaft. Die Diagnose, nicht mit dem Leben vereinbar. Der Abschied. In dem auf Tatsachen basierenden Roman, der allen Genrezuweisungen entkommt, hat die Autorin eine enorme lyrische Kraft gebündelt. Diese vereint sie geschickt mit Informationen und Erfahrungen, die sie die letzten Jahre durch Betreuung betroffener Eltern und Interviews mit Fachpersonal gesammelt hat. Die zentrale Frage nach dem Wert des Lebens in unserer Zeit, wird hier radikal vor Augen geführt.
Autorenportrait
Kathrin Schadt studierte Philosophie, Lateinamerikanistik und Komparatistik in Berlin und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Preise, Nominierungen und Stipendien, darunter das Stipendium für journalistische Nachwuchsförderung (KAS/2005-2010) und das Aufenthaltsstipendium Can Serrat Barcelona (Teilzeit, 2013). Im Oktober 2014 erscheint ihr erstes Kinderbuch und im Mai 2015 ein Sachbuch. Sie ist gemeinsam mit Christian Ingenlath Veranstalterin des Kultursalons "Madame Schoscha" sowie Herausgeberin der hierzu erschienen Anthologie "Ragufeng". Momentan bewegt sich ihr Leben zwischen Berlin und Barcelona, worüber monatlich eine Kolumne auf FIXPOETRY erscheint. 2009 gründete sie die Initiative Erste Hilfe Köfferchen Berlin und betreut seitdem ehrenamtlich Eltern von kranken und verstorbenen Kindern, während und nach der Schwangerschaft.
Leseprobe
Begleiten wir deinen einzigen Morgen durch die Nacht hindurch. Durch die Jalousien das Licht, das der Tag mit sich bringt. Zwischen gestern und heute, jeder Handgriff schon jetzt ein vermisstes Gefühl. Zwischen Anfang und Ende, wenn die Welt ein paar Stunden farblos bleibt. Irgendwo da dazwischen, wenn die Ruhe im Raum anwächst, als würdest du jedes Geräusch mit dir nehmen. Wächst die Stille um alles was bei uns zurückbleibt. Machst du deine Augen ein letztes Mal auf. Weit auf. Sind nur noch du und ich. Und dein Blick tief in meinem, als versenktest du einen Anker in mir. Atmest du aus, nicht wieder ein. Und meine Arme das Boot, in dem du dem Morgen entgegen treibst.