Beschreibung
In jeder Schule gibt es stotternde Schülerinnen und Schüler. Für viele von ihnen bedeutet die Sprechbehinderung eine große Belastung im Schulalltag - nicht zuletzt, weil oftmals das Bewusstsein und die Kenntnis für einen förderlichen und positiven Umgang mit Stottern in der Schule fehlen. Dieser Ratgeber schafft Abhilfe. Er vermittelt in übersichtlicher Form Grundlagen über Stottern und zeigt praxisnahe Unterstützungsmöglichkeiten für betroffene Schülerinnen und Schüler auf, selbstverständlich auch mit konkreten Anregungen zur Umsetzung des Nachteilsausgleichs bei Stottern. Etliche Tipps und Fallbeispiele konkretisieren die Inhalte und liefern wertvolle Impulse für einen inklusiven und unterstützenden Unterricht. Der Ratgeber richtet sich an Kolleginnen und Kollegen, die im pädagogischen, psychologischen und therapeutischen Kontext arbeiten, wie auch an Angehörige stotternder Kinder. Er darf in keiner Schulbibliothek fehlen.
Autorenportrait
Georg Thum ist als akademischer Sprachtherapeut (M.A.) seit 1996 ausschließlich in der Stottertherapie tätig. Er konzipierte mit Ingeborg Mayer die Intensivtherapie 'Stärker als Stottern' (Thum & Mayer 2014, Thum & Hiederer 2023) und führt den methodenkombinierten Ansatz auch ambulant in eigener Praxis in München-Pasing durch. An der Ludwig-Maximilians-Universität München ist er seit vielen Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent im Bereich Redeflussstörungen tätig und leitet die Stotterberatungsstelle. Zudem ist er Mitautor der 2016 erschienenen AWMF S3-Leitlinie Redeflussstörungen. Fachwissenschaftlich engagiert er sich seit vielen Jahren in zahlreichen Fortbildungen, Workshops, Vorträgen und diversen Veröffentlichungen unter anderem für die BVSS (Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe), deren wissenschaftlichem Fachbeirat er angehört. Er lebt, lehrt und praktiziert in München.
Leseprobe
1 Stottern 1.1 Kurz und knapp Das erfahren Sie in diesem Kapitel Stottern ist eine Redeflussstörung, der Sprechablauf wird unterbrochen. Stottern hat eine körperliche (neurologische) Ursache und eine hohe vererbte (genetische) Veranlagung. Stotternde wissen, was sie sagen möchten, doch sie erleben einen Kontrollverlust und haben phasenweise keinen Zugriff auf ihre Sprechmotorik. Kernsymptome: Der Kontrollverlust erfolgt in Form von Wiederholungen, Blockierungen oder Dehnungen. Begleitsymptome: Als Reaktion auf das Stottern treten häufig meist unterbewusst angelernte Symptome auf. Diese können offen erkennbar (z.B. körperliche Mitbewegungen, angespannte Atmung), aber auch für Außenstehende nicht sichtbar sein (z.B. sprachliche Vermeidestrategien, emotionale Reaktionen wie Angst- und Schamgefühle oder negative Gedanken). Jedes Stottern ist einzigartig, ebenso seine Auswirkungen auf die Lebensqualität und der individuell erlebte Leidensdruck. Auch scheinbar selbstbewusste Schüler*innen können unter hoher Belastung leiden. Gutgemeinte Tipps (Atme durch, Sprich langsam, Denk erst mal nach) verstärken die Belastung und helfen nicht weiter. 1.2 Bedeutung für die Schule Lernen Sie in diesem Kapitel Stottern besser zu verstehen. Pädagogen und Pädagoginnen fällt im Lebensraum Schule eine wichtige Schlüsselfunktion zu. Viele stotternde Schüler*innen werden in der Schule nicht wahrgenommen, insbesondere diejenigen, die ihr Stottern aus unterschiedlichen Gründen nicht offen zeigen wollen oder können. Oft erfahren sie nicht die Unterstützung, die sie benötigen. Diese Gruppe ist gefährdet, als leistungsschwach, sozial auffällig, störend, introvertiert oder zurückgezogen beschrieben zu Lernen Sie, wie Sie stotternde Schüler*innen besser wahrnehmen. Abbau von Stereotypen und Mythen: Falsche Annahmen und Mythen über die Ursachen des Stotterns, zugeschriebene Persönlichkeitsmerkmale oder kontraproduktive Tipps verunsichern Stotternde und deren Angehörige oftmals und führen immer wieder zu einem negativen Selbstbild. Erweitern Sie Ihre Kompetenz in der Beratung stotternder Kinder und Jugendlicher, um aufklärend zu informieren und Ängsten, (Selbst-)Vorwürfen und negativen Gedanken entgegenzutreten. Erfahren Sie mehr über den individuell erlebten Kontrollverlust und dessen Begleitsymptome.