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Torkelnd um den Bodensee

Schräge Menschen in ihrem natürlichen Umfeld

Erschienen am 04.09.2013
11,95 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783939408208
Sprache: Deutsch
Umfang: 112 S.
Format (T/L/B): 0.7 x 21.5 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eine Reiseerzählung der etwas anderen Art - ironisch, komisch und ideenlos*. In Überlingen winden sich Menschen in weißen Laken um Bäume, in Friedrichshafen treten Ken und Barbie beim Hafenkonzert auf und in Immenstaad empfiehlt ein Landwirt Bodensee-Obst als Viagra-Ersatz. Ein Ober begrüßt seine Gäste mit den Worten Scheiße, o je. Hier erleben Sie philosophierende Nonnen, eine völlig aus dem Ruder laufende Weinprobe, die Hesse-Rezischluderin aus Gaienhofen, eine Gesprächsbelauschung auf der Otto-Dix-Terrasse und den Erzähler auf der Flucht vorm Nebel. Mit dem Herzblatthubschrauber geht es ins Teddybärenhotel, mit dem veralteten Reiseführer den Berg hinauf in ein Lokal, das keines mehr ist. * = Alles fußt auf wahren Begebenheiten. Daher ist dies ein im Sinne von Loriot ideenloses Werk. Denn der große Komiker Loriot sagte: Ideen braucht man nur, wenn man nichts erlebt.

Autorenportrait

Mike Bartel ist Journalist und Schriftsteller. Er wurde 1962 in Pforzheim geboren und lebt in Remchingen (Baden-Württemberg). Zu seinen bisherigen Buchveröffentlichungen zählen satirische Kurzgeschichten-Bände wie "Fräulein Müllers Gespür für genmanipulierte Gartenzwerge" (1998) und "Wie uns Froschschenkel die Orientierung erleichtern" (2005). Daneben ist er einer persönlichen Einladung von Robert Gernhardt zum Buch "Bilden Sie mal einen Satz mit..." gefolgt (2007) und schrieb sich mit dem Geschenkbuch "Wir vom Jahrgang 1962" bei Amazon kurzzeitig unter die Top 5000. Ausgezeichnet wurde er u. a. mit dem Förderpreis des Kunstministeriums Baden-Württemberg. Bartel ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Leseprobe

Wie mir ein Zuhörer den Einstieg verdarb und weshalb ich trotzdem auf ein Vorwort verzichtet habe. Überlingen, Ortsteil Nußdorf. Das letzte Haus in der Straße. Vorn führt die Hirnverbrannten-Rennstrecke namens Bodensee-Radweg vorbei. Spazierengehen ist hier so entspannend wie ein Picknick auf der Autobahn. Hinterm Haus das krasse Gegenteil. Idylle pur. Grünpflanzen, Blumen, Naturstrand. Nichts zu hören außer dem Bodensee, wie er schmatzend das Ufer küsst. Es ist der Ort, an dem ich meine Lust am Schreiben wiederentdeckt und einen Hass auf Radfahrer entwickelt habe. Beides tut mir sehr gut. Ich dachte eigentlich, das sei ein guter Anfang. Doch als das Buch noch im Entstehen, also gewissermaßen in seiner embryonalen Phase war, und ich den Abschnitt probehalber bei einer Lesung zu Gehör brachte, da erzeugte der pränatale Eingriff eines Zuhörers in mir auf einmal die Furcht vor einer Fehlgeburt. Fragte mich doch der Mann aus dem Publikum, was Radfahren mit Heiraten zu tun habe. Das irritierte mich, da ich doch gar nichts übers Heiraten geschrieben hatte und folglich auch nichts übers Heiraten vorgelesen haben konnte. Der ältere Herr beharrte jedoch darauf, aus meinem Text den besagten Zusammenhang herausgehört zu haben. Ich konnte mir das nur so erklären, dass er bei dem Wort Liebe gleich ans Heiraten gedacht hat (ältere Menschen tun das ja bisweilen noch) und dass er im weiteren Verlauf nicht mehr richtig zugehört hat (was eher typisch für Jüngere wäre), wodurch er kurzzeitig den Faden (meines Textes) verlor, und ihn genau in dem Moment wiederfand, als ich von Radfahrern las. Weil er diese Radfahrer sodann (fragen Sie mich bitte nicht weshalb) mit dem Heiratsgedanken verknüpfte, der freilich nur in seinem Kopf herumschwirrte, dachte er wohl, beides sei von mir, das Heiraten und das Radfahren. In wohlgesetzten Worten versuchte ich, das gedankliche Wirrwarr des Zuhörers zu entzerren und den Schmerz meiner vorzeitigen Geburtswehen auf ein erträglicheres Maß zu reduzieren. Mit mäßigem Erfolg. Er war nur schwer vom Heiraten abzubringen. Das übrige Publikum zeigte sich amüsiert. Zunächst. Nach einiger Zeit wurde es unseres gepflegten Aneinander-Vorbeiredens müde. Obwohl. es war ja nicht so, dass wir gar nicht weitergekommen wären. Wir hatten uns inzwischen immerhin in eine neue Frage verheddert. Zum wiederholten Male reckte er seinen rechten Zeigefinger in die Luft, gerade so hoch, dass ich nicht umhin konnte, ihm erneut das Wort zu erteilen. "Ist es nicht so", begann er, "dass Schreiben das Leben beeinflusst? Oder umgekehrt? Irgendwie hängt doch alles mit allem zusammen, das Leben, das Schreiben. Was war denn bei Ihnen zuerst?" "Ja, das Schreiben, das Leben", wiederholte ich, um Zeit zu gewinnen, "das hängt natürlich zusammen, und ich denke, beides bedingt sich gegenseitig." Worauf er ohne vorherigen Einsatz seines Zeigefingers rief: "Aber was war zuerst?" Ich weiß nicht mehr, was ich daraufhin alles erzählt habe, um ihn endlich ruhig zu stellen und ob die Zuhörerin neben ihm tatsächlich irgendwann seinen Mund zugehalten hat oder ob es nur so aussah. Aber wissen Sie: Wenn so etwas dabei herauskommt, dann fragt man sich als Autor schon, ob man den Anfang seines Buches nicht doch noch mal neu schreiben sollte. In einem Dateiordner mit zurückgestellten Texten fand ich tags darauf folgende Passage: "Es geschah auf dem Weg von Überlingen nach Allensbach. Beinahe hätte ein dummdreist in die Fahrbahn geschobenes Fahrrad meinen Kotflügel touchiert. Eine Millimeter-Entscheidung. Derweil setzte der Mann im Autoradio, der von alledem nichts mitbekommen hatte, seine Ausführungen ungerührt fort. "95 Prozent aller Bücher", hörte ich eine Stimme dozieren, die jener des Literaturkritikers Denis Scheck sehr nahe kam, "sind Schrott". "Na dann versuchen wir doch mal, die Quote auf 96 Prozent zu treiben", sagte ich zu meiner Beifahrerin, fuhr rechts ran und notierte mir die ersten Sätze für dieses Buch." Das wäre eine andere Einstiegsmögl

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