Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783943414165
Sprache: Deutsch
Umfang: 318 S., mit 9 S/W- u. farbigen Abbildungen
Format (T/L/B): 2.2 x 21 x 13.6 cm
Einband: kartoniertes Buch
Beschreibung
Um 1900 gerät das Mensch-Tier-Verhältnis in den Sog evolutionistischer, esoterischer und poetischer Diskurse. Im Grenzbereich von menschlichem und nicht-menschlichem Leben formieren sich wirkmächtige Ideologien und Mythen, die das Differenzschema von Mensch und Tier fundamental angreifen, unterlaufen oder aufkündigen. Der vorliegende Band interessiert sich für jene literarischen und theoretischen Interventionen, die affirmativ bis euphorisch auf die evolutionsbiologisch begründete Nähe zum Animalischen reagieren. Mit dem Sammelband wird eine dezidiert literaturwissenschaftliche Annäherung an die bizarren und mitunter gar erschreckenden Erscheinungsformen anvisiert, in denen sich das Menschliche und das Nicht-Menschliche körperlich, institutionell, geschichtlich und nicht zuletzt semiotisch überkreuzen. Untersucht werden Sprachformen und Sprechweisen, die auf Tiere Bezug nehmen, Diskurse, die die Vorstellungen von Tiersein und Menschsein konstituieren oder eben auflösen, sowie die Variationen einer literarischen Sprache, die Tierisches in Texten zu inszenieren vermag. Gefragt wird zudem nach dem Unheimlichen und Abgründigen, das gerade am Haus- und Dressurtier in Erscheinung tritt. Auf eine verstörende und bislang kaum erhellte Konstellation machen die gesammelten Beiträge so aufmerksam: dass nämlich Mensch-Tier-Beziehungen um 1900, zwischen Liebe und Grausamkeit, Bio-Utopien und sozialer Krisenstimmung oszillierend, Tierliebe und Misanthropie mitunter auf bedenkliche Weise spiegeln.
Autorenportrait
Andreas Lehnardt ist Professor für Judaistik an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz. Er leitet mehrere wissenschaftliche Projekte zur Geschichte und Literatur der Juden in Deutschland, u.a. gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Thyssen-Stiftung. Er hat über Rabbinische Literatur, jüdische Geschichte, Brauchtum und Haskala veröffentlicht. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Forschungen liegt auf der Erschließung hebräischer Handschriftenfragmente in Buch- und Akteneinbänden sowie von Genisa-Funden in Landsynagogen. Er gehört dem Vorstand des Verbandes der Judaisten (VdJ) in Deutschland an und ist Mitglied des Executive Committee der European Association for Jewish Studies (EAJS). 2010 war er Gastprofessor an der École pratique des Hautes Études (EPHE) in Paris.