Beschreibung
Die einen würden hier wohl von Amour fou sprechen, andere etwas schlichter von Obsession, Jan Off bleibt beim gewohnten Klartext und titelt dementsprechend: "Unzucht". Aber statt dem üblichen Genitalgeplänkel-trifft-auf-Ablach-Comedy erzählt Off hier ungekünstelt, direkt und substanziell von einer Beziehung, in der die Triebhaftigkeit den Ton vorgibt: Ein in Kultur machender Dropout, dem Toxischen sehr zugeneigt, trifft auf eine junge Frau, die ihre Fit-for-fun-Fassade nur mühsam aufrechterhalten kann. Was sich zwischen den beiden entspinnt, dekliniert alle Freuden und Leiden der körperlichen Liebe durch. Die gemeinsame Lust am sexuellen Kick, hier immer bis an die Grenzen des Bizarren und Abseitigen steigerungsfähig, schweißt die beiden zutiefst ungleichen Charaktere zusammen, ein Entkommen scheint keinem möglich. Die gewohnt präzise Wortwahl Offs, seine genaue Beobachtungsgabe bezüglich der Details der zwischenmenschlichen Verschränkungen sowie seine Fähigkeit, das Kopfkino mit durchaus gefährlichen Bildern zu füttern, erheben "Unzucht" zu einer Erzählung, die in dem Kanon der Literatur nicht fehlen darf, die sich der Abbildung des Balzverhaltens der Westeuropäer verschrieben hat!
Autorenportrait
Jan Off lebt in Hamburg. Obwohl von Tag zu Tag mehr von der Sinnlosigkeit menschlichen Handelns überzeugt, gilt: Kein Buch mehr zu schreiben, ist auch keine Lösung. Wenn du schon mit 180 Sachen auf einen Brückenpfeiler zusteuerst, sollte wenigstens der Soundtrack stimmen. Zuletzt legte Jan Off im Ventil Verlag den Roman »Klara« vor, den er gemeinsam mit Dirk Bernemann und Jörkk Mechenbier verfasste. Davor erschien die LP »Vorkriegsjugend - im Schatten der Chaostage«, eingelesen von Robert Stadlober.