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Auf Liebe stand Tod

eBook - Novellen

Erschienen am 21.06.2015, 1. Auflage 2015
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783956552601
Sprache: Deutsch
Umfang: 375 S., 0.45 MB
E-Book
Format: EPUB
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Drei Novellen über deutsche Soldaten im 2. Weltkrieg und ihre sich allmählich ändernde Einstellung zu den Menschen in dem Land, das sie überfallen haben. Ihre Liebe zu einer sowjetischen Frau spielt dabei keine unwesentliche Rolle.Ljuba ist tot. Dass Hellriegel es durch Gitta, seine geschiedene Frau, erfährt, hat Ljuba selbst so gewollt. Und auch, dass er nach Moskau zu ihrem Begräbnis kommt, wo er Andrej, ihrem und seinem Sohn, begegnen wird.Drei Jahrzehnte sind vergangen. Doch was im Jahr 1944 an der bjelorussischen Front mit Hellriegel und Ljuba geschah, rückt plötzlich wieder sehr nah. Ein Tag, fast schon Legende, kettete sie auf Tod und Leben aneinander, zwang sie gemeinsam zum Widerstand, erzwang ihre Kraft, Trennendes zu überwinden."Mich interessiert die Möglichkeit des Menschseins mitten im Hass", sagt Max Walter Schulz. In seiner neuen Novelle gestaltet er die ungewöhnliche Liebe zwischen einer sowjetischen Fliegerin und einem einstigen faschistischen Soldaten, der sein Vaterland verliert und sich selber gewinnt.Welcher Anstrengung bedarf es für Gitta, die Bedeutung jenes einzigen fernen Tages im Leben Hellriegels zu verstehen, und welch langen Weges bedarf es für ihn, sich ganz zu befreien?Tief in der Steppe, mitten im Zweiten Weltkrieg, begibt sich eine außergewöhnliche Geschichte: Der Soldat Röder, der als Gefangener mit einem Kommando die gefallenen Soldaten begräbt, wird von dieser Gruppe getrennt, und er findet sich wieder allein in der Nähe eines Dorfes, nunmehr als Gefangener von Frauen, die beginnen, ihre Häuser und Höfe wieder aufzubauen. Was erwartet ihn, was kann er erwarten? Er erwartet Hass und erfährt zunächst Hass. Aber im Verlauf des Geschehens verwandelt sich der Hass, und auch er selbst gewinnt neue Erfahrungen, und er wird nicht nur überleben, sondern eigentlich erst wirklich zu leben beginnen.INHALT:Unser WermutDer Soldat und die FrauDie Fliegerin oder Aufhebung einer stummen Legende

Autorenportrait

Max Walter Schulz Professor Dr. h.c. Max Walter Schulz wurde am 31. Oktober 1921 in Scheibenberg/Erzgebirge geboren und ist am 15. November 1991 in Berlin verstorben.Von 1939 bis 1947 nahm er als Soldat am 2. Weltkrieg teil, anschließend amerikanische Kriegsgefangenschaft.1946 bis 1950 Pädagogikstudium in Leipzig, danach Lehrer. 1987 Verleihung der Ehrendoktorwürde der Pädagogischen Hochschule Leipzig.1957 bis 1958 Studium am Literaturinstitut"Johannes R. Becher" in Leipzig, von 1964 bis 1983 Direktor dieses Instituts.1969 bis 1990 Vizepräsident des Schriftstellerverbandes der DDR.Seit 1969 Mitglied der Akademie der Künste.1983 bis 1990 Chefredakteur der Zeitschrift"Sinn und Form".Auszeichnungen:1963: Literaturpreis des FDGB1964, 1980 Nationalpreis der DDR1978: Vaterländischer VerdienstordenBibliografie:Wir sind nicht Staub im Wind, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1962Stegreif und Sattel, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1967Kontakte, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1970Triptychon mit sieben Brücken, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1974Das kleine Mädchen und der fliegende Fisch, Kinderbuchverlag, Berlin 1978Pinocchio und kein Ende, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1978Der Soldat und die Frau, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1978Die Fliegerin oder Aufhebung einer stummen Legende, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1981Auf Liebe stand Tod, Verlag Neues Leben, Berlin 1983

Leseprobe

Ich hielt mich seitlich hinter ihr. Wie beim Pilzesammeln. Die ersten Täublinge tellerten in der Nadelstreu. Nach der zweiten weg- und steglosen Stunde stießen wir auf eine Erdhütte. Wild oder Wind oder Regen hatte Löcher in ihr Heudach gefressen. Im Innern nichts als faulendes Laub und eine verrostete Kabeltrommel, der Nachlass eines Telefons. Ljuba hatte nur einen flüchtigen Blick durchs zerlöcherte Dach geworfen. Sie ging ohne Zaudern und Zögern. Sie ging einfach ihrer Nase nach. Sie ging, als wäre der weglose, steglose, hüglige Wald mit Pfeilen Richtung Heimat ausgeschildert. - Ihrer Heimat. Manchmal war mir, als hörte ich dürre Zweige knacken. Nicht unter ihrem Fuß, nicht unter meinem. Immer hinter mir. Der Wald ist eine Flüstertüte. Schon wieder. Ich dachte, es könnte ein Wolf sein. In den russischen Wäldern sollte es noch Wölfe geben. Gesehen hatte ich nie einen. Und wenn es hier Wölfe gab - hier war kein Kampfgebiet -, im Sommer sind die Wölfe satt. Ein Eichelhäher schrie. Er hatte auf unserem Weg schon oft geschrien. Eichelhäher schrein, wenn Leute durch den Wald gehn. Sie warnen das Getier. Werden wir sehen, werden wir leben. Einer von Vaters vielen Sprüchen. Also wollen wir mal sehen. Ich verhielt. Nichts. Keinen Laut. Aber grade eben hatte ich's doch erneut gehört. Das Knacken von dürren Reisern hinter mir. Wölfe sind gewieft. Der Wolf, der dich beschleicht, steht und duckt sich, wenn du stehen bleibst. Aber Wolf bleibt Wolf. Er hechelt. Mein Vater, der selber kein Waldmensch war, hatte mir weisgemacht, man müsste sich mit dem Rücken an einen gesunden Baum lehnen, wenn man im Wald ein feines Geräusch ausmachen will. Da hätte man die Resonanz des Holzes als Verstärker. Mein Vater übernahm sich auch mit seinen Weisheiten. Trotzdem setzte ich mich zwischen die Läuferwurzeln einer gesunden Fichte. Den Rücken am Stamm, die MPi, einstens dem Fahrer gehörig, schussbereit auf den Knien. Die schwarze Haube hatte ich längst weggeworfen. Wollte nicht vom Hals an aufwärts für einen Russen gehalten werden. Das feine Geräusch, das ich ausmachte, kam von den Schritten des Mädchens. Sie schaute sich nach mir um. Weil sie meine Schritte nicht mehr hörte. Sie sah mich sitzen. Ich sah, es gefiel ihr nicht, überhaupt nicht. Einen Augenblick wartete sie auf mich. Ich rührte mich nicht. Gehorsam aufstehen, weil ihre Blicke mich straften? Beinahe hätte ich ihr was gepfiffen: Ich bin ein freier Wildbretschütz und hab' ein weit Revier... Beinahe. Schubberte aber doch lieber das Kreuz an Borke und Stamm. Besser das Allerfeinste hören als pfeifen: ihre Gedanken, ihre Scheltworte. Vielleicht schwang in ihren Scheltworten noch der letzte Ton von jener ungeheuer vergangenen, großen, fröhlichen Gelassenheit. Von dem, was uns so findig und so entschlossen gemacht hatte.Reiß dich zusammen! schrie der Fichtenstamm. Keinen Ton gab der Fichtenstamm von sich. Eine Maschinenpistole belferte. Ljuba schrie. Schrie gellend. Es riss ihr die Ellbogen hoch. Sie stürzte nieder. Vornüber. Erst jetzt schrie der Fichtenstamm. Schrie unter der Kugelpeitsche, die ihn traf. Ein Tod, ein Teufel im Tarnanzug mit schwarzer Haube schlug mit der Kugelpeitsche zu. Beim Schlag der ersten Kugel war ich schon zur Seite gerollt. In Decke hinter einem andern Fichtenstamm. Eins lehrt der Krieg die aus Lebensangst Gelehrigen, wenn sie Glück haben: Die Dauer einer einzigen Sekunde, ein Mauseloch der Zeit in eine Schutzburg zu verwandeln. Werden wir sehen, werden wir leben. Werden wir leben, werden wir sehen. Ich sah und erkannte das Totenkopfgesicht des großen Denkers. Ich hörte ihn brüllen:"Komm raus, du krummes Geficke! Stirb wenigstens wie ein entlaufner Hund! Oder wir lassen dich deine Klöten fressen!" Er bluffte. Wollte mich glauben machen, ich wäre umstellt. Wäre ich umstellt gewesen, wäre ich längst erledigt. Ich regte mich nicht. Er konnte nicht mit Bestimmtheit wissen, ob er mich getroffen oder nicht getroffen hatte. Er bluffte weiter."Hierher, Kameraden!", brüllte er. Ach, mein Mädchen. Wer hat uns nur das Märchen erzählt vom Rotkäppchen und dem Wolf... Hörst du mich nicht mehr... Kannst du mich nicht mehr hören... Mit heiserer Stimme schrie ich hinüber zum großen Wolf:"Ich kann nicht mehr." Er schoss aus der Deckung auf mich. Eine Kugel durchschlug meine Gasmaskenbüchse. Wozu schleppte ich eigentlich die Gasmaskenbüchse mit mir herum? Ich hörte, wie er das Magazin wechselte. Er musste also auch den Schlag der Kugel gegen meine Gasmaskenbüchse gehört haben. Nein, während er feuerte, konnte er das nicht gehört haben. Konnte es höchstens gesehen haben. Glaubte jetzt wahrscheinlich an einen Blattschuss in die Niere. Denn er zeigte sich. Ich wartete, bis er sich ganz zeigte. Ganz, ein wenig geduckt, schussbereit.

Inhalt

Unser WermutDer Soldat und die FrauDie Fliegerin oder Aufhebung einer stummen Legende

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