Beschreibung
S/w illustriert. Ab 8 Jahre. Lena hasst ihr neues Leben. Seit sie im Rollstuhl sitzt, ist nichts mehr, wie es war. Sie mag ihre Freunde nicht sehen, nicht mehr aus dem Haus gehen und schon gar nicht mit ihren Eltern in die Kirche! Doch Tom, den sie eigentlich gar nicht kennt, kommt sie einfach besuchen und zeigt ihr ein mysteriöses Nintendo-Spiel, mit dem man angeblich in eine andere Welt eintauchen kann. Das klingt absolut verrückt und Lena ist mehr als skeptisch - vor allem, weil sie ausgerechnet eine Bibel mitnehmen soll. Als Tom sie überzeugt, dass er die Wahrheit sagt, überlegt sie allerdings nicht lange. Hals über Kopf stürzt sie sich in die Welt von Jabando. Aber kann sie die Aufgaben überhaupt meistern? Finde mit Lena den richtigen Weg durch ein abenteuerliches Labyrinth voller Herausforderungen, kniffliger Entscheidungen und Begegnungen, die ihr Leben verändern!
Autorenportrait
Annette Spratte lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen im Westerwald. Aus einer tiefen Liebe zum geschriebenen Wort heraus arbeitet sie als Autorin und Übersetzerin. Es ist ihr schon seit vielen Jahren ein Herzensanliegen, die Liebe Gottes als das lebendig gewordene Wort an andere Menschen weiterzugeben und damit Leben positiv zu verändern.
Leseprobe
Kapitel 1 Das Mädchen hatte die Arme verschränkt und starrte mit zusammengezogenen Augenbrauen vor sich hin. Es verzog keine Miene, lächelte nicht und sah auch nicht auf, egal wer es ansprach. Die Eltern des Mädchens wirkten angesichts seines versteinerten Gesichts hilflos, zuckten die Schultern und murmelten Entschuldigungen, während sie von vielen freundlichen Menschen begrüßt oder umarmt wurden. "Wer is 'n das?", fragte Jojo und legte neugierig den Kopf schief. Er hatte noch nie jemanden im Rollstuhl gesehen - na ja, jedenfalls nicht aus der Nähe. "Oh Mann, das ist ja Lena!", rief Hannes. "Die hatte vor ein paar Monaten einen schlimmen Unfall. Ein Laster hat sie vom Fahrrad geholt und jetzt kann sie nicht mehr laufen." Die Jungen schoben sich zwischen den anderen Gottesdienstbesuchern hindurch und setzten sich in die erste Reihe. Als Tom an dem Mädchen vorbeikam, sah es ihn ganz kurz an, bevor es wieder vor sich hinstarrte. Tom schluckte. Er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie entsetzlich verloren und hilflos er sich gefühlt hatte, als er blind gewesen war. Dem Mädchen ging es bestimmt ähnlich. Bei ihm war es in einem Spiel passiert und hatte nur einige Stunden gedauert. Dieses Mädchen würde wohl den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen. Nachdenklich setzte er sich neben seinen Bruder Jojo. Hannes rammte ihm sofort seinen Ellenbogen in die Seite. "He, was ist los? Was guckst du so trübe?" Tom zuckte die Schultern und schüttelte sich, als könne er damit den Gedanken an das fremde Mädchen vertreiben. Andere Kinder gesellten sich zu ihnen. Sie saßen gern vorn, da, wo die Erwachsenen nicht hinwollten. Wenn dann der Kindergottesdienst anfing, konnten sie durch den ganzen Saal stürmen, denn die Türen waren hinten. Jojo maulte zwar immer etwas rum, dass sie am Anfang im Gottesdienst der Großen sitzen mussten, aber Tom fand das nicht so schlimm. Manchmal gab es ganz interessante Dinge zu hören, manchmal war es allerdings auch ziemlich langweilig. Das Singen mit der ganzen Gemeinde fand er schön, auch wenn er selten mitsang. Nach dem Gottesdienst ging Tom auf das Mädchen im Rollstuhl zu. Es war nicht im Kindergottesdienst gewesen und guckte noch immer genauso finster wie am Anfang. Er hatte die ganze Zeit überlegt, ob er es ansprechen sollte oder nicht. Eigentlich traute er sich nicht. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, er sollte es ansprechen. Es war so, als hätte ein Erwachsener ihn beiseitegenommen und ihm vorgeschlagen, doch mal mit dem Mädchen zu sprechen. Und als stünde er jetzt mit erwartungsvollem Blick im Hintergrund und wartete darauf, dass Tom es tat. Das war nur gar nicht so leicht, wenn jemand so knurrig dreinschaute. Tom kaute unentschlossen an seiner Unterlippe. Wenn das Mädchen wenigstens mal hochschauen würde! Aber es kam ihm eher so vor, als würde es sich immer mehr in sich selbst verkriechen, je mehr Leute versuchten, mit ihm zu reden. Einige Erwachsene hockten sich sogar vor den Rollstuhl, um dem Mädchen in die Augen sehen zu können. Dann drehte es den Kopf weg. Nach einer Weile versuchte es niemand mehr. "Was machst du hier drinnen?", fragte Jojo atemlos, der plötzlich neben Tom auftauchte. "Los, komm! Wir spielen draußen Fangen!" Schon war er wieder weg. Mit klopfendem Herzen sah Tom, dass das Mädchen Jojo hinterherguckte. Er ging zu ihm. "Hallo. Das war mein kleiner Bruder Jojo. Ich bin Tom", sagte er. Bevor er noch irgendetwas hinzufügen konnte, traf ihn ein eiskalter Blick. "Wen interessiert das?", fragte das Mädchen schroff und stierte wieder vor sich hin. Tom machte den Mund ein paarmal auf und zu, aber ihm fiel einfach nichts mehr ein, was er noch hätte sagen können. Er zuckte mit den Schultern, wandte sich ab und ging nach draußen. Ihm war zwar eigentlich nicht nach Fangen spielen zumute, aber es war auf jeden Fall besser, als mit diesem Mädchen zu reden. Die Sache ging Tom einfach nicht mehr aus dem Kopf. Abends im Bett versuc