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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442129966
Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S., mit Abbildungen
Format (T/L/B): 2.7 x 19 x 12.7 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die besten Reportagen neu herausgegeben Die besten Reportagen aus der Feder des großen Journalisten Tiziano Terzani, der Jahrzehnte in Asien verbrachte und von dort für den SPIEGEL berichtete. Wunderbar anschaulich schildert er die großen Umbrüche der Politik ebenso wie die Freuden und Nöte des Alltags, das Leben der Mächtigen wie der einfachen Leute. Seine Frau Angela Terzani und sein ehemaliger Kollege Dieter Wild haben die Auswahl getroffen und führen in die Texte ein.

Leseprobe

Als wir Anfang 1972 nach Asien aufbrachen, war die Welt voller Hoffnungen. Den Zweiten Weltkrieg hatten die Alliierten gewonnen. Hitler und Mussolini, die beiden kriegerischen Diktatoren, waren tot. Die 1945 gegr?ndeten Vereinten Nationen sollten dazu beitragen, den Frieden zwischen den V?lkern zu sichern. Neue Verfassungen versprachen Demokratie, Gleichheit und Menschenrechte f?r alle. In diesem Geiste hatte auch die Entkolonialisierung in Afrika und Asien begonnen. Die sogenannte Dritte Welt wurde zu einer neuen, vielversprechenden politischen Kraft. Tiziano, der wie so viele Studenten seiner Generation f?r die Menschenrechte auf die Stra? gegangen war, wollte sich als Journalist in den Dienst der neuen Ideale stellen. Das gro? Vorbild war f?r ihn Mao Tsetung, doch China war hermetisch abgeriegelt, ein Arbeitsvisum zu bekommen unm?glich. Das andere gro? Ideal war Gandhi mit seinem Pazifismus, aber zun?st hatte Tiziano anderes im Kopf: Er wollte nach Vietnam, wollte ?ber diesen Krieg schreiben, den seine Generation als zutiefst ungerecht empfand. Die Amerikaner k?ften dort, um, wie sie behaupteten, die weltweite Ausbreitung des Kommunismus einzud?en, doch Ho Chi Minhs Kommunisten im Norden des Landes und die mit ihnen verb?ndeten Vietcong im S?den leisteten seit Jahren heroisch Widerstand, um ihr Recht auf Unabh?igkeit und Selbstbestimmung zu verteidigen. Ansonsten gab es in der westlichen Welt damals kaum Interesse f?r Asien. Nicht einmal gro? Bl?er wie DER SPIEGEL hatten dort B?ros. Als in seiner Hamburger Redaktion aber pl?tzlich ein junger Journalist aus Florenz in der T?r stand, zwei Universit?abschl?sse in der Tasche und f?nf Sprachen im Kopf, darunter Chinesisch und Deutsch, und sich als Mitarbeiter f?r S?dostasien anbot, stellte ihn das nach der Strau?Aff? euphorisch gewordene Blatt ohne zu z?gern ein. Er wurde freier Mitarbeiter auf Probe, bekam aber schon Ende des Jahres einen festen Vertrag als Auslandskorrespondent. In den 25 folgenden Jahren machte Tiziano jedes neue SPIEGEL-B?ro in Asien auf: erst in Singapur, dann in Hongkong, Peking, Tokio, Bangkok und schlie?ich in Delhi. Mit vier Koffern und zwei winzigen Kindern brachen wir 1972 nach Singapur auf. Bis wenige Jahre zuvor war die ?uatorinsel eine britische Kolonie gewesen. Wir fanden einen wei?n Bungalow im Alexandra Park, dem Park, in dem die Familien der letzten britischen Offiziere gewohnt hatten, und richteten uns mit den M?beln ein, die sie zur?ckgelassen hatten. In den m?tigen, orange oder violett bl?henden B?en waren die Schreie seltsamer V?gel zu vernehmen, und die ewige Hitze, die t?ich von pl?tzlichen Sturzregen unterbrochen wurde, legte uns einen langsamen, ruhigen Lebensrhythmus auf, der uns neu war. Die Kontakte zu Hamburg waren eher sporadisch. Es gab damals ja noch keine Computer, Faxger? oder Handys, und Telefonverbindungen mit dem Ausland waren noch sehr umst?lich. Der SPIEGEL schickte seine Marschgenehmigungen also per Telex an die Nachrichtenagentur Reuters in Singapur, von wo Tiziano dann angerufen wurde: "Meldung f?r dich aus Hamburg: Flieg sofort nach Saigon, schick Story bis Donnerstagabend." Tiziano sprang vor Freude in die Luft und brach nach Bangkok auf, im Gep? seine alte Olivetti-Schreibmaschine Lettera 22, einen Stapel wei?s Papier und eine Nikon mit zwei Objektiven, denn von Anfang an hatte er sich vorgenommen, wenn irgend m?glich auch die Fotos f?r seine Artikel selbst zu machen. Unweigerlich in Wei?gekleidet, da er sich - schon sicherheitshalber - von den amerikanischen GIs in ihren kakifarbenen Uniformen unterscheiden wollte. In Bangkok besorgte er sich die n?tigen Visa, bestieg eine klapprige Caravelle-Maschine der Air France und flog seinem Ziel entgegen. Es waren seine gl?cklichsten Jahre. Er entdeckte Vietnam, Laos und Kambodscha, die drei Kolonien des ehemaligen Franz?sisch-Indochina, und verlor sein Herz an sie. Er wurde Kriegskorrespondent, sah die Schlachten, die Toten, die Gefahren der Front und eines B?rgerkri Leseprobe

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