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In aller Unschuld

Thriller

Erschienen am 08.12.2008
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442371273
Sprache: Deutsch
Umfang: 448 S.
Format (T/L/B): 3 x 18.5 x 11.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die brutalen Morde an einer Mutter und ihren zwei Töchtern erschüttern ganz Minneapolis! Unter dem massiven Druck der Medien präsentiert die Polizei sofort einen Hauptverdächtigen: den mehrfach verurteilten Sexualstraftäter Karl Dahl. Und der Staatsanwalt fordert, von der Öffentlichkeit bejubelt, einen raschen und harten Urteilsspruch. Allein die couragierte Richterin Carey Moore zeigt sich von all dem unbeeindruckt. Für sie ist Karl Dahl unschuldig - bis zum Beweis des Gegenteils. Aber bald schon muss Carey sich fragen, ob sie bereit ist, für ihre rechtsstaatlichen Prinzipien in den Tod zu gehen .

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Leseprobe

Noch bevor er das Haus betrat, wusste er, dass hier etwas nicht stimmte, ganz und gar nicht stimmte. Es war August. Der Himmel lastete schwer wie Blei über der Stadt - drohend, grau und schwarz. Der Tag neigte sich seinem Ende zu, aber es war noch nicht Abend. Und trotz allem schien die Zeit aufgehoben zu sein. Die Luft stand still, als hielte der Tag in einer Vorahnung des Kommenden den Atem an. Totenstill. Im Westen zuckten Blitze über den Himmel. Donner grollte, ein Trommelwirbel in der Ferne. Er erinnerte sich nicht an irgendwelche anderen Häuser in der Nachbarschaft des quadratischen holzverschalten Hauses, dessen grüner Anstrich abblätterte und dessen vordere Veranda sich in der Mitte wie zu einem schiefen Lächeln durchbog. Alles andere ringsherum verschwand, zog sich zwischen die Bäume zurück, stürzte über den Horizont. Er sah das Haus, den Garten, überwuchert von Unkraut, das in der Hitze verdorrt war. Er sah hinten bei den Gleisen die Bäume, deren Blätter im Wind rauschten. Es war niemand zu sehen. Keine Autos auf der Straße hinter ihm. Keine Kinder, die auf ihren Rädern Runden drehten. Es gab keine Hunde, keine Vögel, keine Eichhörnchen oder Kaninchen. Kein Laut war zu hören außer diesem Donnergrollen, das immer näher rückte. In seiner Erinnerung ging er nicht auf das Haus zu. Das Haus kam auf ihn zu. Dann ein Knall. Das Herz blieb ihm stehen. Sein Kopf fuhr nach links. »Sie sollten besser in den Keller gehen! Der Tornado hat uns bald erreicht!« Der Nachbar, dessen armseliges Häuschen im Ranchstil sich heimlich in sein Gesichtsfeld geschmuggelt hatte, stand auf seiner rückwärtigen Veranda. Er hatte eine Elvis-Tolle und einen riesigen Bierbauch. Mit der Hand, in der er einen Camcorder hielt, deutete er nach Westen. Ein mächtiger Sturm braute sich zusammen. Die Luft war elektrisch aufgeladen. Die Farben waren klarer, leuchtender. Alles erschien in einer die Augen fast schmerzenden Schärfe. Das Haus sprang auf ihn zu. Er stolperte über die erste Stufe und taumelte auf die Veranda. Die Angeln der Fliegengittertür quietschten, als er sie aufzog und ins Haus trat. Krach! Bumm! Der Blitz war so hell, dass er für einen kurzen Moment das gesamte Wohnzimmer in gleißendes Licht tauchte. Er rief. Niemand antwortete. Er erinnerte sich nicht, sich bewegt zu haben, aber plötzlich stand er im Esszimmer, dann in der Küche und dann im Fernsehzimmer im hinteren Teil des Hauses. Das Zimmer war eng und dunkel und komplett mit billigen Holzpaneelen verschalt. An den Fenstern hingen schwere, alte Vorhänge, die nicht passten; sie waren für andere Fenster in einem anderen Haus genäht und dort ausgemustert worden, als sich die Einrichtungsmode änderte. Das Licht drang an den Seiten herein und auch in der Mitte, wo die Bahnen nicht ganz aneinanderstießen. Der Fernseher lief. Sturmwarnung. Draußen frischte der Wind auf. Es blitzte. Da sah er die erste Leiche. Sie saß auf dem Sofa, an das Polster gelehnt wie eine übergroße Puppe, die Augen offen, so als sähe sie immer noch fern. Ein breiter Streifen Klebeband lief über ihren Mund und war um ihren Kopf gewickelt. Die Haare waren mit einer Schere oder einem Messer abgesäbelt worden. Unter dem getrockneten Blut mussten sich Wunden an der Kopfhaut verbergen. Ihre Kleidung war in der Mitte zerschnitten und zur Seite geschlagen worden, so dass sie vom Hals bis zur Scham entblößt war. Der Sturm kam. Krach! Bumm! Auch sie selbst war aufgeschnitten worden. Das Messer war durch die Haut, die Muskeln, die Knochen gefahren, als wäre sie ein Fisch, den man ausnehmen musste. In ihrer Brust steckten Gänseblümchen, die zu verwelken begannen. Übelkeit stieg in ihm auf, und gleichzeitig schnürte es ihm die Kehle zu. Der Schock legte sich wie zwei riesige, knochige Hände um seinen Hals und drückte zu. Er taumelte ein paar Schritte zurück, drehte sich um und lief in eine Stehlampe, sprang zur Seite, stolperte über einen Hocker, fiel hin und schlug sich den Kopf am Sofatisch an. Krach! Bumm! Kr Leseprobe