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Die Ungehorsame

Historischer Roman

Erschienen am 18.10.2010
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442371570
Sprache: Deutsch
Umfang: 442 S.
Format (T/L/B): 3.3 x 18.3 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Autorenportrait

Andrea Schacht (1956 - 2017) war lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin und Unternehmensberaterin tätig, hat dann jedoch ihren seit Jugendtagen gehegten Traum verwirklicht, Schriftstellerin zu werden. Ihre historischen Romane um die scharfzüngige Kölner Begine Almut Bossart gewannen auf Anhieb die Herzen von Lesern und Buchhändlern. Mit »Die elfte Jungfrau« kletterte Andrea Schacht erstmals auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, die sie auch danach mit vielen weiteren Romanen eroberte.

Leseprobe

r hatte das Gefühl für die Zeit verloren, die er schon in der Finsternis der Höhle lag. Gefesselt, verwundet, auf felsigem Boden. Dabei hatte er gehofft, in der alten Mine Zuflucht zu finden, aber der andere hatte ihn gefunden und überwältigt. Er würde wiederkommen, ohne Zweifel, denn noch hatte er ihm nicht verraten, was er wissen wollte. Ein kluger Mann, ihn hier im Ungewissen zu lassen. Dadurch hatte er genügend Möglichkeiten gehabt, sich auszumalen, welches Schicksal ihm bevorstand. Gnade war nicht darunter. Nur der sichere Tod. Die Frage war, wie qualvoll er zu sterben bereit war. Und wem diese Qual etwas nützte - vermutlich weder den Toten noch den Mächtigen. Dass der andere jedoch willens war, ihm jegliche Form von Qual angedeihen zu lassen, dessen war er sich sicher. Hatte er selbst einen Vorteil davon, wenn er sein Wissen preisgab? Einen schnellen Tod? Vielleicht. Über gewisse Phasen verlor er das Bewusstsein, dann aber schreckten ihn Schmerzen auf. Jemand zerrte ihn an seinen Fesseln hoch, und ein grelles Licht blendete seine an die Finsternis gewöhnten Augen. "Und, hast du es dir überlegt, mein Lieber?' Trotz aller Benommenheit kochte bei dem süffisanten Ton die Wut in ihm hoch. Er unterdrückte sie. Es galt zu spielen. "Wer gibt dir die Gewähr, dass ich dir die richtigen Daten nenne?' Seine Stimme war heiser vom Durst und dem langen Schweigen. 'Das Wissen darum, dass, wenn es die falschen sind, mein Freund, deine Teuersten und Liebsten nicht lange deinen Tod beweinen werden.' Leider ein sehr kluger Mann, der um seine Verwundbarkeit auch in diesem Fall wusste. Er schwieg, beobachtete. Der andere hatte, wie schon zuvor, einen Dolch in der Hand, und was er damit zu tun gedachte, war ihm aus vorherigen Unterhaltungen durchaus klar. Jetzt hielt er die Klinge in die Flamme der Petroleumlampe. 'Ich denke, wir beginnen mit dem rechten Auge. Du brauchst es in der Dunkelheit hier ja nicht.' Wie viele Qualen ertrug ein Mann? Wahrscheinlich war er ein Feigling. Er nannte ihm Längen- und Breitengrad. Der andere lachte und warf das rot glühende Messer in den Schutt an der Wand. 'Kluger Junge. Das gibt dir eine Frist von - sagen wir-zehn Tagen. Leb wohl!' Der Mann ging davon, ohne den Gefesselten noch eines Blickes zu würdigen. Als das schwankende Licht verschwunden war, stöhnte er auf, dann aber machte er sich ungeachtet der höllischen Schmerzen und der wieder aufbrechenden Wunden daran, zu dem Dolch zu kriechen. Sehen konnte er zwar nichts mehr, doch die Hitze, die das Metall ausströmte, konnte er wahrnehmen. Die rote Glut der Klinge mochte erloschen sein, doch in ihm glühte eine weit hellere - die der Rache. Sie gab ihm Kraft, letzte verzweifelte Kraft. Dann hörte er das dumpfe Rumpeln und wusste, dass der Ausgang nun verschüttet war. 25. Mai 1842: Hochzeit Wähle also mit Vorsicht die Gefährtin Deines Lebens, wenn Deine künftige häusliche Glückseligkeit nicht ein Spiel des Zufalls sein SOLL. Freiherr von Knigge: Von dem Umgange unter Eheleuten Der fünfundzwanzigste Mai des Jahres 1842 war ein leuchtender Frühlingstag. Im großen Salon im Bonner Stadthaus der Familie Gutermann hatte man sich versammelt. Ein kleiner Kreis der Angehörigen nur, denn der Anlass entbehrte nicht einer gewissen Delikatesse. Der Eheschließung zwischen einem Protestanten und einer Dame aus streng katholischem Haus lag zwar rechtlich gesehen kein Hindernis im Weg, seit die preußische Regierung die Religionsfreiheit geboten hatte, aber zum guten Ton gehörte es wahrhaftig noch nicht in allen Kreisen. Also hatte man auf die Trauung in der Kirche verzichtet und sich nach dem schlichten, bürokratischen Akt auf dem Standesamt im Haus der Braut versammelt. Hier würde sowohl der zur Familie gehörende Pastor als auch der mit dem Brautvater befreundete Pfarrer dem Paar den Segen spenden. Dem Pastor gebührte in diesem Fall der Vortritt, denn er war der Onkel der Braut. Vor ihm knieten also Mann und Frau, und er sprach mit angem

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