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Das Leben geht weiter

Ein Holm-Roman - Manhattan

Erschienen am 26.01.2009
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442546541
Sprache: Deutsch
Umfang: 368 S.
Format (T/L/B): 3.4 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Helden wie Holm braucht das Land! Holm ist 38 Jahre alt, lebt in seinem alten Kinderzimmer und hört Reinhard Mey. Nachdem Holms Ausflug ins Berufsleben und die bislang einzige Beziehung zu einer Frau gescheitert sind, kehrt er zurück zu seinen Eltern. Zu Hause am Berliner Stadtrand wohnt Holm wieder in seinem Kinderzimmer und hört Tag ein Tag aus Reinhard-Mey-Schallplatten. Lange kann es so natürlich nicht weitergehen, und tatsächlich hat Holm schließlich eine zündende Geschäftsidee. Eigentlich sollte ihn diese nach Frankreich führen, stattdessen endet seine Reise aufgrund unglücklicher Umstände im Ostteil Berlins. Was ihn zunächst völlig aus dem Konzept bringt, erweist sich jedoch als Wink des Schicksals. Holm lernt den Lebenskünstler Elie Glick kennen, und plötzlich geschieht etwas Außergewöhnliches: Holm entspannt sich, sieht Dinge, die ihn vor kurzem noch in Panik versetzten, lockerer. Er findet sogar einen Job, und er verliebt sich: in die Mitarbeiterin eines Stripteaseclubs. Kann das gutgehen? Die langerwartete Fortsetzung des Überraschungserfolges »Ein Mann wie Holm«.

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Leseprobe

Holm lag im Bett und starrte in das Gesicht von Reinhard Mey. Er war wieder in seinem Kinderzimmer unter dem Dach des Elternhauses im Rudower Klettenweg. Seit gut zehn Jahren sah Reinhard Mey nun unverändert von der Dachschräge seines Zimmers herab. Sein leicht tadelnder Gesichtsausdruck erinnerte Holm unmissverständlich daran, dass sein Projekt, sich auf der Welt einzuleben, gescheitert war. Der Zigarrenladen war pleitegegangen, seine Freundin Ulrike hatte ihn wegen schwerwiegender Differenzen aus der Wohnung geworfen, ob hier die dreckigen Unterhosen eine Rolle gespielt hatten, konnte Holm bis zum heutigen Tag nicht sicher beantworten, und seine Tante hatte sich beleidigt geweigert, ihn wieder bei sich aufzunehmen. Das hätte er sich vorher überlegen müssen, erklärte sie mit schnarrender Stimme durch die Gegensprechanlage, als Holm eines Tages mit zwei Koffern in der Fritz-Erler-Allee klingelte und um Einlass bat. Zu bester »Tagesschau«-Zeit, im Schatten der Weltnachrichten, war Holm in das Haus seiner Eltern zurückgekehrt. Mit achtunddreißig Jahren war er wieder dort angekommen, von wo aus er vor nicht einmal einem Jahr in die Welt aufgebrochen war. Das Projekt Frau war gescheitert, und eine neue Aufgabe, die ihm das Leben ein wenig näherbrachte, weit und breit nicht in Sicht. Es war fast Mittag, und Holm lag reglos im Bett und wartete darauf, dass ihn Mutter zum Essen rief. Dabei hatte er an diesem Morgen noch nicht viel getan. Jedenfalls nichts, was eine körperliche Erschöpfung erklärte. Holm wunderte sich, wie man schon nach drei Stunden vollkommen erschöpft sein konnte. Punkt halb neun war er aufgestanden, hatte sich, nachdem er minutenlang entsetzt aus dem Fenster in den neuerlich wolkenlosen, blauen Himmel geschaut hatte, seit Tagen herrschte nun schon das Hoch »Hannelore« über der Stadt, als wollte es sein Scheitern auch noch verhöhnen, er hatte sich also gewaschen und angezogen, kurz gefrühstückt und sich dann mit dem »Tagesspiegel« in sein so genanntes Arbeitszimmer gesetzt, das sich seit zwanzig Jahren nur unwesentlich verändert hatte. Naturholzmöbel der Marke Flötotto, die von den Kämpfen seiner Jugend stark gezeichnet waren. Die Schrammen auf dem Schreibtisch glichen den Jahresringen eines Baumes mit dem einen, aber entscheidenden Unterschied: Holm fühlte sich dieser Zeit nicht wirklich entwachsen. Während er die Hauptnachrichten studierte, Mindestens dreitausend Tote bei Erdbeben in Pakistan, sang Reinhard Mey über den Hauptbahnhof Hamm: »Am Abend wenn der Wartesaal im Hauptbahnhof zur Piazza wird.« Nach der Zeitungslektüre, die er durch mehrmaliges Lesen interessanter Artikel bis kurz vor die Mittagpause strecken konnte, fing er an, zwischen Arbeits- und Schlafzimmer hin- und herzupendeln. Holm ging mit energischen Schritten geschäftig auf und ab, um seinen Eltern deutlich zu machen, dass ihr Sohn keineswegs tatenlos zuhause herumsaß und auf das Mittagessen wartete, sondern sich schlicht nicht in der Lage sah, auch nur die Hälfte der zahllosen Arbeiten vor dem Mittagstisch zu erledigen. Unser Sohn ist schwer beschäftigt, wie soll er da noch einen Beruf ausüben. In Wahrheit war Holms größtes Problem die Langeweile. Holm langweilte sich, kaum dass er aus dem Bett gestiegen war. Er hatte einfach nichts zu tun. Wenn seine Füße den kalten Boden berührten, spürte er wieder das unbarmherzige Leben, das ihn jeden Morgen aufs Neue aufforderte, etwas aus sich zu machen. Tu was, Holm, sagte das Leben, vertreten durch den kalten Fußboden, nutze deine Zeit und lies nicht nur den »Tagesspiegel«. Dabei ging es ihm gut. Holm hatte im Prinzip keine Sorgen. Er hatte ein Dach über dem Kopf, und es gab täglich ein warmes Mittagessen, kurz, er lebte das Leben eines achtzehnjährigen Gymnasiasten ein Jahr vor Abschluss der Schule. Doch während die meisten Gymnasiasten ein Jahr vor ihrem Abschluss eine Menge Pläne hatten und weitgesteckte Ziele verfolgten, hatte sich Holm von seiner Zukunft im Grunde verabschiedet. Das heißt Leseprobe

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