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Finsternis

Roman

Erschienen am 01.09.2009
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453354128
Sprache: Deutsch
Umfang: 368 S.
Format (T/L/B): 2.6 x 18.5 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Wer ist dein Feind, wer dein Freund? Als Birgit den charmanten Jef kennenlernt, ahnt sie nicht, in welche Gefahr diese neue Liebe sie bringen wird. Denn Jef ist auf der Suche nach seinem Vater Nicolaas, einem berühmten Ägyptologen, der eine bahnbrechende Entdeckung machte und dann plötzlich verschwand. Ohne zu wissen, ob sie ihm vertrauen kann, verfolgt Birgit an der Seite von Jef die Spur eines der bestgehüteten Geheimnisse der Menschheit - und muss feststellen, dass sie beide nicht die Einzigen sind, die den Schlüssel zu diesem Geheimnis suchen .

Leseprobe

Die Entdeckung ist reiner Zufall. Schon seit vielen Wochen forscht er in Karnak und ist unzählige Male an dieser Wand vorbeigegangen. Hätte sein Handy nicht geklingelt, als er durch das verfallene Heiligtum im Tempelkomplex ging, wäre er nicht hier stehen geblieben. Jetzt aber steht er vor mehreren Malereien an der östlichen Wand eines Raums im Tempel des Chons und nimmt das Handy aus der Tasche seiner kurzen Hose. Das Telefonat dauert nicht lange, zumal dem Archäologen allmählich klar wird, was er da vor Augen hat. Schnell verliert er das Interesse, murmelt einen Abschiedsgruß und drückt das Gespräch weg. Langsam geht er auf die Wand zu und betrachtet die jahrtausendealten Abbildungen. Die Darstellung einer Sphinx fesselt seine Aufmerksamkeit. An sich ist sie nichts Besonderes, in Ägypten wimmelt es geradezu von Sphinx-Darstellungen, doch meist handelt es sich um Skulpturen. Er wundert sich, dass ihm das bisher noch nie aufgefallen ist. An Wänden und Säulen findet man die Sphinx nicht oft, und wenn doch, kann man sicher sein, dass es damit eine besondere Bewandtnis hat. Eine ganz besondere Bewandtnis. Der Archäologe steckt das Handy wieder ein und betrachtet aufmerksam die Wandmalereien. Die erste zeigt Pharao Ramses IV., wie er der Göttin Amaunet eine kleine Statue überreicht. Die Göttin hält eine Art Schlüssel in der rechten Hand, ein Kreuz mit einem Kreis daran. Sie hält ihn dem Pharao entgegen. Vor den beiden kniet ein Kind: Osiris' Sohn Horus. Er hat die rechte Hand erhoben und den Zeigefinger an die geschlossenen Lippen gelegt - eine unmissverständliche Aufforderung zu schweigen. Hinter Horus liegt die Sphinx. Mit steigender Erregung betrachtet der Archäologe die Szene. Würde er sie einem Ägyptologen zeigen, bekäme er zweifellos eine fundierte Erklärung dafür, gegen die sich nichts einwenden ließe. Er bekäme zu hören, dass der Pharao Amaunet eine Opfergabe überreicht und ihm dafür eine besondere Gunst zuteil wird - nichts Aufregendes. Aber dank seiner langjährigen Erfahrung weiß er, dass Abbildungen mit einer Sphinx im alten Ägypten eine sehr viel tiefere, geheime Bedeutung hatten, insbesondere in den heiligsten Tempeln des Landes. Das Kreuz mit dem Kreis, das die Göttin vor Ramses' Augen hält, ist das Ankh-Zeichen, das Symbol des Lebens. Ein Ägyptologe würde sagen, dass Amaunet den Pharao für seine Treue mit dem ewigen Leben belohnt. Oberflächlich betrachtet, stimmt das auch, er weiß jedoch, dass der Schlüssel darüber hinaus auf alte, sorgfältig bewahrte Geheimnisse verweist. Geheimnisse, die von Hohepriestern gehütet und nur ausnahmsweise enthüllt wurden, allenfalls einem Pharao. Auf der Wandmalerei wird Ramses IV. für würdig befunden, an dem geheimen Wissen teilzuhaben. Das Kind Horus mit dem Finger an den Lippen bestätigt diese Vermutung. Die Haut des Archäologen beginnt zu prickeln, die Härchen an seinen Armen stellen sich auf. Er ist einem Geheimnis auf der Spur, das fühlt, ja weiß er. Sein Blick gleitet über das Bild und bleibt an der Sphinx hinter Horus hängen. Die Sphinx, das bekannteste Symbol Ägyptens. Jeder kennt sie - die Steinskulptur mit den blicklosen Augen vor den Pyramiden von Giseh, und bei jedem löst ihr Anblick Fragen aus: Wer hat sie aus dem Stein gehauen, diese riesige Löwengestalt mit Menschenkopf, die über dreiundsiebzig Meter lang und zwanzig Meter hoch ist und deren Vorderbeine allein fünfzehn Meter einnehmen? Die Archäologen haben viele Theorien dazu entwickelt und wieder verworfen. Seit Jahrhunderten versucht man, das Geheimnis der Sphinx zu entschlüsseln. Sie musste Bohrungen und eine Vielzahl anderer Untersuchungen über sich ergehen lassen, mit modernster Technik hat man Scans erstellt, aber nicht einmal Untersuchungen mit Infrarotstrahlung haben Hinweise auf unterirdische Räume oder versteckte Gänge ergeben. Reglos und unerschütterlich liegt die Sphinx wie ein Wachtposten vor den Pyramiden, die aus der endlosen Sandebene aufragen. Wahrscheinlich ist genau das ihr Sinn und Z