Beschreibung
Ein märchenhaftes und phantastisches Epos vom Großmeister der deutschen Fantasy Dies ist die atemberaubende Geschichte des Sklaven Omar, der mit der Tochter seines Herrn in die Wüste flieht verfolgt von einem finsteren Magier, der nicht eher ruhen wird, bis er Omar für diesen Frevel bestraft hat ...
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Autorenportrait
Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Als Journalist bereiste er den Orient und Mittelamerika, bevor er sich ganz dem Schreiben fantastischer Romane widmete. Mit seiner Elfen-Saga stürmte er alle Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld.
Leseprobe
ERSTER ROMAN Der Tanz der Rose Lichtstrahlen stachen wie goldene Speere durch die Löcher in den Sonnensegeln und durchzogen das Zwielicht der engen Gasse mit einem gleißenden Gitterwerk. Die Sonne stand jetzt im Zenit über den weiß gekalkten Häusern der großen Stadt. Und es war ruhig, wie immer zur Mittagszeit. Die Hitze duldete keine Bewegung und keinen Laut. Mensch und Tier hatten sich in die Schatten zurückgezogen und warteten darauf, dass die Sonne weiter zum Horizont wanderte. Die Basare waren fast menschenleer. Nur ein alter Mann irrte durch die engen Gassen, die noch vor einer Stunde vor Leben pulsiert hatten. Müde setzte er einen Fuß vor den anderen und stützte sich dabei schwer auf einen Wanderstab, an dem mit einer Lederschnur die flache Holzschale des Bettlers befestigt war. Für einen Augenblick verharrte der Alte und wischte sich mit dem Ärmel seines weit geschnittenen Kaftans den Schweiß von der Stirn. Es war offensichtlich, dass dieses prächtige, mit Silberfäden durchwirkte Kleidungsstück nicht schon immer ihm gehört hatte. An den Säumen war es mit verschlungenen aufgestickten Ornamenten verziert. Doch der Kaftan hatte schon bessere Tage erlebt. Der dunkelblaue Stoff war abgewetzt und an den Ärmeln so dünn, dass die Ellenbogen des Alten hindurchschimmerten. Schnaufend hatte sich der Mann wieder in Bewegung gesetzt und bog jetzt in dem unübersichtlichen Gewirr von Gässchen, das jedem Fremden wie ein Labyrinth erscheinen musste, nach links ab, um den Basar der Kupferschmiede zu betreten. Hier und da funkelte es rötlich aus dem Zwielicht, wo ein Sonnenstrahl auf eine der Metallarbeiten fiel. Große runde Teller, auf denen in reicheren Häusern am Abend Berge von Reis und Gemüse aufgetürmt wurden, lagen auf den Holzbänken der Händler und Schmiede und boten sich jedem Vorübergehenden mit dem Versprechen an, auch in die bescheidenste Lehmhütte einen Hauch von Wohlstand zu bringen. Daneben standen Öllampen, fein ziseliert oder bar jeden Schmucks, hier schlank und länglich, dort üppig und ausladend. Doch auch banalere Dinge stapelten sich in den Auslagen. Türbeschläge und Nägel, Schlüssel und schlichter Schmuck für all jene, die es sich nicht leisten konnten, kostbarere Metalle als Kupfer zu tragen. Wieder machte der Alte eine Pause und schöpfte Luft. Es war schwer zu schätzen, wie viele Sommer der Mann schon erlebt haben mochte. Sein Gesicht war von der Sonne verbrannt und so dunkel, dass es im Zwielicht fast schon schwarz wirkte. In sonderbarem Kontrast dazu stand der dünne schlohweiße Bart, der ihm vom Kinn bis weit auf die Brust hinabreichte. Das Alter hatte den Bettler ausgezehrt. Seine Waden, die unter dem Kaftan hervorstachen, waren fast so dürr und sehnig wie die Beine einer Wüstengazelle. So wirkte der Alte, obwohl er um einiges größer war als die meisten anderen Männer aus den Völkern der Tulamiden, keineswegs einschüchternd, sondern zerbrechlich. Nach kurzer Pause schlurfte er weiter. Vorbei an den Ständen der Kupferschmiede zu den Teppichwebern und Färbern. Plötzlich zerriss eine Kinderstimme die Stille der Mittagshitze. 'Mahmud ist wieder da! Seht nur, er ist wirklich zurückgekommen!' Für einen Augenblick spielte ein Lächeln um die Mundwinkel des alten Mannes. Er betrachtete mit großer Aufmerksamkeit einen Stapel bunter Teppiche, der sich unmittelbar neben der Eingangstür eines der weiß gekalkten Lehmhäuser türmte. Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ er sich darauf nieder, lehnte sich gegen die warme Hauswand und schloss die Augen. Es war schwer, alt zu werden. Nichts, was einem Rastullah schenkte, hatte Bestand. Etwas wehmütig dachte er an frühere Zeiten. An seine Jugend und seine Kraft, die er damals für so selbstverständlich gehalten hatte. Sanft schüttelte er den Kopf und sah auf. Eine Schar Kinder mit schwarzen Haaren und großen Augen hatte ihn umringt. 'Erzählst du uns wieder eine Geschichte?' Der Junge, der ihn gefragt hatte, mochte höchstens vier Jahre alt sein. Die an Leseprobe