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Leseprobe
Vorwort zur deutschen Ausgabe Wo beginnt sie, diese Reise zurück in die Vergangenheit? In meiner Jugend, so viel ist klar. Schon sehr früh hat man mir den Eindruck vermittelt, dass die Welt sehr viel mehr ist als das 'Hier und Jetzt'. Vielleicht lag es an den Antiquitäten, die mich in den Häusern meiner Großeltern umgaben, jenen dunklen Mahagoni- und Eichentönen, die von einem vornehmeren Lebensstil kündeten, als ich ihn von meinem vorstädtischen Südlondoner Heim her kannte. Eher noch lag es wohl an den Geschichten, die mein Vater, seine Schwestern und ihre Eltern erzählten, wenn wir hin und wieder sonntags zusammen am Mittagstisch saßen. Wenn wir von 'uns' sprachen, meinten wir eine jahrhundertealte Familie. Wir unterhielten uns darüber, was 'wir' im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert getan hatten, als ob die Familie ein alteingesessenes Unternehmen wäre. Und eigentlich war sie das auch: Meine Vorfahren hatten zwischen 1773 und 1932 einen guten Teil des im Südwesten Englands verkauften Tuchs gereinigt und gefärbt. Vor allem aber hatte mein persönlicher Zugang zur Vergangenheit etwas mit meinem Namen zu tun: Mortimer. Es ist einer der bekanntesten Namen des englischen Mittelalters. Die Mortimers kamen kurz nach der normannischen Eroberung in den 1070er-Jahren nach England und stiegen schließlich im 15. Jahrhundert sogar bis zur Thronanwartschaft auf, konnten sich aber nicht durchsetzen. Auf dem Weg dorthin beteiligten sie sich an Revolten gegen den König und dann auch wieder an Missionen, um die Königsfamilie vor Rebellen zu schützen. Einer aus der Familie, Roger Mortimer, verführte die Königin, regierte vier Jahre lang zusammen mit ihr im Namen ihres Sohnes und wurde schließlich von ebenjenem Sohn als Verräter gehängt. Der Vater jenes Mortimer hatte die Soldaten angeführt, die 1282 den letzten unabhängigen Fürsten von Wales töteten. Ein weiteres Mitglied der Familie war zu seiner Zeit ein berühmter Meister im Lanzenstechen. Und diese Liste könnte man beliebig verlängern. Heute bin ich mir ganz sicher, dass sie nicht meine Vorfahren in direkter männlicher Linie sind, aber als Junge fühlte ich mich von ihren faszinierenden Lebensläufen persönlich angesprochen, als ob sie tatsächlich meine Urururgroßväter gewesen wären. Im Stillen dehnte ich jenes 'wir' unserer Familie auf die letzten 900 Jahre aus. Und dabei fiel mir auf, dass 'wir', da im Allgemeinen auf der Verliererseite der Rebellionen stehend, von modernen Historikern gern die Schuld an allen negativen Aspekten der englischen Geschichte des Mittelalters zugeschoben bekamen. Instinktiv nahm ich eine Gegenposition ein und hinterfragte das Fundament historischer Autorität. Man könnte sagen, dass ich schon mit 13 ein Postmodernist war. Allerdings wollte ich mit meinen Fragen nicht nur einfach die herrschende historische Meinung umstürzen wie so viele kritische Denker der 1980er- und 1990er-Jahre; ich wollte mehr - ich wollte mich auf das wahre Leben dieser mittelalterlichen Menschen einlassen. Eine Begebenheit ist mir besonders in Erinnerung geblieben, und ich habe oft gesagt, dass sie der Beginn meines Nachdenkens über das Leben in der Vergangenheit war, das letztendlich zu Im Mittelalter führte. Als ich zehn oder elf Jahre alt war, besuchten meine leidgeprüften Eltern mit ihren Söhnen Grosmont Castle an der Grenze zwischen England und Wales. Es war die dritte mittelalterliche Burg, die ich an dem Tag zu sehen bekam, und ich war besonders gespannt darauf. An diesem abgelegenen Ort hatte Henry, der Herzog von Lancaster, Cousin von König Edward III. und der wohl größte Heerführer in vielen Schlachten des 14. Jahrhunderts, das Licht der Welt erblickt. Ich saß auf dem Weg dorthin auf dem Rücksitz, stellte mir die große Halle vor, das Feuer auf der Steinplatte in der Mitte, den Tisch auf dem Podium, überladen mit Fleisch für Lady Lancaster, den Priester neben ihr und die hochschwangere Dame, die sich langsam am Tisch niederlässt, während die Diener durch den mit Binse