Beschreibung
Lévinas' Kritik an der abendländischen Ontologie besteht darin, dass sie weder die Frage nach dem Anderen noch die ethische Frage nachdrücklich genug gestellt hat. Er betont, dass seine Beziehung zur Unendlichkeit des Anderen letztendlich der Erörterung unzugänglich bleibt. Gleichwohl hält er es für die Aufgabe der Philosophie, dieser Beziehung Sprache zu verleihen. Lévinas nimmt die Krise des neuzeitlichen Humanismus so ernst, dass im Kampf um die Sinnhaftigkeit einer bis an die Grenze gehenden Sprachlosigkeit die Berufung zu einer vorgängig anders bestimmten Conditio humana vernehmbar wird. Ihr Ort ist die Sinnlichkeit und Verletzlichkeit des Menschen, ihre Bestimmung eine unübernehmbare Passivität, für die man sich sowenig vertreten lassen kann wie für das eigene Sterben.
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Autorenportrait
Emmanuel Lévinas (geb. 1906 in Kowno / Litauen, gest. 1995), lebte seit 1923 in Frankreich. Studium der Philosophie in Straßburg und Freiburg i.Br.; Teilnahme am Krieg, Gefangenschaft in Deutschland; nach dem Krieg Leiter des Israelitischen Lehrerseminars in Paris; Arbeiten zum Judentum und zur Philosophie; seit 1962 Professor für Philosophie an der Sorbonne; 1983 Karl-Jaspers-Preis. Er zählt zu den bedeutendsten und einflussreichsten Denkern der Gegenwart.