Beschreibung
Mit dem 1963 erschienenen 'The Making of the English Working Class' wird dem deutschen Leser ein Werk zugänglich gemacht, das inzwischen zu den 'klassischen' Texten der Sozialgeschichtsschreibung zählt: eine Monographie, die ihren hochkomplexen Gegenstand, die Herausbildung der englischen Arbeiterbewegung, durch ein immenses Quellenstudium in ein neues Licht gerückt und zugleich eine neue, folgenreiche Methode der Historiographie begründet hat: 'history from below' ('Geschichte von unten'). Thompson beschreibt die Entstehung der englischen Arbeiterklasse aus den Volkstraditionen des 18. Jahrhunderts, den Erfahrungen der Arbeiter während der Industriellen Revolution, den Wertesystemen des plebeijischen Radikalismus und des Luddismus bis in die Periode um 1830. Seine Darstellung orientiert sich nicht an den spektakulären 'Staatsaktionen', sondern an den Lebensverhältnissen der 'armen und arbeitenden Schichten'. Thompson 'erzählt' ihre gesellschaftlichen Biographien. An den Dokumenten ihrer 'moral economy', ihrer Lebensweise, entziffert er die Gewalt der agrarisch-industriellen Revolution und den damit verbundenen Einbrüche der neuen kapitalistischen Verhaltensanforderungen. Der für Thompsons Geschichtsverständnis entscheidende analytische Begriff ist der der 'Erfahrung' - in ihr sieht er den Speicher und das Transformationsfeld für gesellschaftliche Lern- und Wandlungsprozesse, für überlieferungsfähige Interessen und Werte, für die Produktion und die Vergesellschaftung nicht von Waren, sondern von Haltungen und menschlichen Beziehungen. Es ist die 'Logik' der Erfahrung, die eine Klasse und Klassenbewußtsein konstituiert.
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