Beschreibung
Eine Streitschrift, die eingefahrene Denkmuster aufbrechen will
Wir sind mit den vielfältigsten Rassismen aufgewachsen: Wir spielten im Kindergarten ''Wer hat Angst vorm schwarzen Mann'', sangen ''Zehn kleine Negerlein'' und finden es normal, dass uns im Schuhgeschäft ein schwarzer Diener aus Porzellan begrüßt. Wenn wir gefragt werden, sind wir natürlich gegen Rassismus. Rassismus zu bekämpfen heißt jedoch, ihn zunächst zu verstehen. Dazu müssen wir lieb gewonnene Vorstellungen und ''Gewissheiten'' hinterfragen. Vor dem Hintergrund langjähriger Erfahrung mit Antirassismus-Arbeit legt Noah Sow den Finger in die Wunde des unbewussten Rassismus und sorgt für jede Menge erkenntnisfördernder Stolpersteine. Das Buch ist ein Angebot für mehr Fairness und Normalität.
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Bertelsmann, C. Verlag Penguin Random House Verlagsgruppe Gm
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Autorenportrait
Noah Sow, in Bayern geboren und aufgewachsen, arbeitet seit ihrem achtzehnten Lebensjahr fürs Radio. Sie lebt seit 1998 in Hamburg und ist Musikerin, Sprecherin, Hörspielautorin und Produzentin. Jungen Erwachsenen ist sie bekannt durch langjährige Persona
Leseprobe
Die Dinge, die ich in diesem Buch vermittle, sind keine Behauptungen, die ich neu aufstelle. Sie sind theoretisch Teil des Allgemeinwissens. Doch in Deutschland passiert gerade etwas sehr Interessantes: Der Zugang zu einem bestimmten Gebiet des Allgemeinwissens wird von der Mehrheit 'aktiv' nicht genutzt. Das verwundert: Die Deutschen wollen doch auch sonst immer alles ganz genau wissen. Warum nur über dieses eine Thema so wenig? Die Antwort ist ganz einfach: Weil es Angst macht. Weil das Informiertwerden 'ganz sachlich', losgelöst vom eigenen Leben, bei diesem Thema nicht möglich ist. Lohnen tut es sich natürlich trotzdem. Denn der Stand der Aufklärung über die Gesichter des Rassismus und die Rolle, die die Mehrheitsgesellschaft dabei spielt, ist in Deutschland noch sehr, sehr niedrig. Weiße Deutsche haben aber durch die Beschäftigung mit dem Thema die Chance, künftig viele Zusammenhänge (inklusive der Selbstdefinition) in einem neuen Licht zu sehen. Höchste Zeit wäre es allemal: Deutschland ist rückständig, was den Umgang mit Rassismus betrifft. Dies ist geschichtlich erklärbar, wichtiger aber: Es ist zu ändern. Und sollte zur Vermeidung größerer Blamagen und Verletzungen in nächster Zukunft auf die Reihe bekommen werden. In diesem Buch werden Sie eigenen Vorstellungen begegnen, die Sie bisher wahrscheinlich nie hinterfragt haben, sowie alten 'Wahrheiten'. Und Sie werden vor langer Zeit gelernte 'Gewissheiten' überprüfen müssen. Dafür benötigen Sie vor allem - wie man auf Englisch so schön sagt - 'the courage to be rational': den Mut, rational zu bleiben. Das wird anstrengend sein, es bedeutet Arbeit. Denn Rassismus zu bekämpfen heißt zunächst einmal, ihn zu verstehen. Dieser Prozess wird für weiße Deutsche nicht schmerzfrei vonstatten gehen können. Das vorliegende Buch ist ein Angebot für mehr Fairness und Normalität und gegen Gewalt. Denn jede Form von Rassismus ist Gewalt. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass Sie ein guter Mensch sind. Wenn ich denken würde, dass Sie doof und böse seien, würde ich mir nicht die Mühe machen, ein Buch zu schreiben, in dem ich versuche, Ihnen verschiedene Dinge zu erklären. Daran können Sie sich erinnern, wenn Sie sich im Lauf der Lektüre ab und zu mal ärgern. Gleichzeitig werden Sie auf den folgenden Seiten aber hin und wieder auch ganz schön hart angefasst werden. Nehmen Sie's als Erfahrung. Vorspann: Meine eigene Herkunft Ich stamme ursprünglich aus einem Land, dessen Zivilisationsgrad vor noch nicht allzu langer Zeit von vielen Staaten der westlichen Welt belächelt und interessiert, aber von oben herab zur Kenntnis genommen wurde. Kein Wunder: Ganz in der Nähe gab es beispielsweise noch Stämme, die die Schädel ihrer verstorbenen Kinder bemalten (!) und sammelten. Meine Großmutter, eine Eingeborene, hatte sechzehn Geschwister. Das Wasser kam selbstverständlich aus dem Dorfbrunnen statt wie heute aus dem Wasserhahn. Wenn es einmal regnete, wurde das Wasser eifrig gesammelt. Elektrizität hatte damals im Dorf kaum jemand. Auch heute noch kämpfen wir mit den in unserer Gegend üblichen Problemen: korrupte Politiker, ethnische Konflikte (was vielleicht kein Wunder ist, denn die Grenzen meines Landes waren noch nie länger als zwei Generationen dieselben), hohe Verschuldung und so weiter. In den letzten paar Jahrzehnten hat mein Land aber einen enormen Schritt nach vorne gemacht. Inzwischen ist es politisch recht stabil, und es kann heute auf einiges stolz sein: Bei der Einteilung des Landes durch Gebietszuteilungen an einzelne ethnische Untergruppen, die vor etwa zwei Generationen stattfand, war einige Willkür im Spiel. Die Grenzen der fast teilsouveränen Stammesgebiete spiegelten nicht wirklich die genaue Besiedelung durch die jeweiligen Völker wider. Zudem variierten die Gebiete stark in ihrer Größe. Trotzdem kam es nicht zum Bürgerkrieg. Seit über sechzig Jahren war das Land in keinen ethnischen Krieg mehr verwickelt. Kleinere 'Scharmützel' unter einzelnen ethnische Gruppie Leseprobe