Beschreibung
Ein mitreißendes Plädoyer für mehr religiöse Kompetenz in der Kirche Gegen Langeweile und Belanglosigkeit Die präzise und klare Vision eines religiös erneuerten Christentums Joachim Kunstmanns Buch ist Abrechnung und Appell zugleich. Er macht Schluss mit betulichen Beschönigungen oder larmoyanten Sehnsüchten nach der guten alten Zeit der Volkskirche und benennt das Elend in Kirche und Christentum: die Distanz der Menschen zur Kirche und ihren Traditionen, die kultische Belanglosigkeit der Gottesdienste, die Unverständlichkeit der Sprache, die Überforderung der Pfarrerinnen und Pfarrer und die Leblosigkeit der Gemeinden.Seine zentrale These: Die Kirche ist religiös inkompetent!Ist das zu ändern? Ja, wenn die Kirche endlich ernst nimmt, dass das Christentum eine Religion ist und dass von ihr nicht politische, soziale oder moralische, sondern religiöse Kompetenzen erwartet werden! Es geht darum, Erfahrung des Heiligen zu ermöglichen, die Lebensthemen der Menschen ins Zentrum zu rücken und Religiosität zu entwickeln statt Glauben zu fordern.Dieses Buch erschüttert, weil es ehrlich ist, und es macht Hoffnung, weil es die Vision eines erneuerten Christentums auf mitreißend neue Weise zur Geltung bringt.
Autorenportrait
Joachim Kunstmann, geb. 1961, ist Professor für Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten.
Leseprobe
Das vorliegende Buch versucht, zu einem neuen Verstehen des Christentums zu gelangen. Es stellt daher eingespielte kirchliche und theologische Selbstverständlichkeiten in Frage. Es geht von der Annahme aus: Das Christentum ist eine religions-kritische Religion, im Sinne eines permanenten Einspruchs gegen alle Vermittlungsformen, die sich zwischen Gott und den Mensch stellen.Ich meine: gerade darin ist es eine kluge und wahre, weil auf das Leben bezogene Religion. Kirche, Theologie und Glaube können niemals Selbstzweck sein, der Satz 'außerhalb der Kirche kein Heil' ist nicht nur religiös anmaßend, sondern unchristlich. Wollte die Kirche diese Überlegungen, die zum Urbestand christlicher Einsicht gehören, ernst nehmen, wäre ihr ein 'Ruck in den Köpfen' abverlangt, der in die Wurzeln ginge.Ich bin davon überzeugt, dass ein solcher Wandel im Verstehen angesichts des veränderten Bewusstseins überfällig und eine Frage des kirchlichen Überlebens geworden ist. Ebenso überzeugt bin ich davon, dass es für die Schattenseiten des modernen Lebens nichts Hilfreicheres gibt als die oft kaum noch verständlichen Einsichten und Orientierungen der christlichen Religion.Dankbar bin ich den vielen Menschen, die sich mit dem Christentum beschäftigen, sich auf es einlassen und ihre Erfahrungen mit ihm weitergeben. Dann danke ich denen, die mich begleitet haben. Zunächst dem Verlagslektor Diedrich Steen. Seine kluge, umsichtige und engagierte Begleitung des Buches hat gut getan und inspiriert; das zu sagen, ist mir mehr als eine Formalität. Ein herzlicher Dank geht an PD Dr. Johannes Schwanke für theologisches Gespräch und viele ebenso kritische wie kluge Rückmeldungen und Hinweise; an PD Dr. Ingo Reuter für seine skeptisch-konstruktiven Rückfragen und Anregungen; an Ruthild und Matthias Kunstmann für kritische Lektüre des Manuskripts. Der größte, schwer auszusprechende Dank gilt meiner Frau Sylvia und meinen Kindern. Das Buch verdankt so manches schließlich dem Blick auf den Altdorfer Wald und die Ostsee, die mich auf ihre Weise über die religiöse Tiefe des Lebens belehren.Im Oktober 2009Joachim Kunstmann 1. Das Christentum neu verstehenEine Einladung Religion?. und das Christentum? Religion ist als Thema in die öffentliche Diskussion zurückgekehrt. Religiöse Fragen und Ereignisse finden ihren Weg in die Medien, Soziologen und Philosophen denken neu über die Funktionen der Religion nach, und auch im Privatbereich zeigt sich eine neue Offenheit für Spiritualität und religiöses Erleben. Religion scheint wieder zu faszinieren. Eine 'Wiederkehr der Religion' wird diskutiert; sogar von einem 'Megatrend Religion' ist die Rede.Eine andere Beobachtung steht zur angeblichen Wiederkehr der Religion allerdings im klaren Widerspruch: gelebte religiöse Praxis und Deutung verschwinden merklich aus dem Leben der Menschen. Religiöse Überzeugung und fromme Übung findet sich im modernen Leben immer seltener, allenfalls noch bei religiösen Randgruppen, die öffentlich aber als unmodern und antiquiert gelten. Wenn zeitgleich Anfang Oktober 2007 die 'ZEIT' den Titel 'Warum die Kirche nervt' und der 'Stern' den Titel 'Warum es keinen Gott gibt' bringen, dann wird augenfällig, dass Religion als Thema durchaus da ist, freilich in ungewohnt neuem Zuschnitt.Immer mehr Menschen weichen vor dem religiösen Vakuum aus in die leere Betriebsamkeit eines pragmatischen Nihilismus. Für Peter Sloterdijk etwa ist Rilkes Satz 'Du musst dein Leben ändern', den er als Titel eines neuen Buches gewählt hat, gar kein religiöser Satz mehr, sondern eine Aufforderung zum permanenten Training und zur aktiven Lebensgestaltung. Religion gilt ihm als altes, inhaltsleer gewordenes Märchen. Damit aber werden die existenziellen Fragen nach Lebensdeutung und Sinn regelrecht suspendiert; die alten Kulturen, die für diese Fragen bisher zuständig waren -, Kunst, Philosophie und Religion - erscheinen als überflüssig.Diese Beobachtungen machen deutlich, dass das neue Interesse an Religion die Frage und Leseprobe