Beschreibung
Jeremy Rifkin untersucht in seiner provokanten Analyse die ökonomischen und sozialen Konsequenzen der genetischen Revolution. Er erkennt die Chancen der Technologie explizit an, will aber auch die Risiken und gesellschaftlichen Veränderungen wahrgenommen wissen.Wie bei der Nuklearenergie werden letztlich die Menschen entscheiden, nichtWissenschaftler oder Unternehmer. Rifkin bietet Informationen, die jeden befähigen, mitzudenken, mitzureden und mitzuentscheiden.
Autorenportrait
Jeremy Rifkin ist Ökonom und streitbarer Intellektueller. Er ist Gründer der Foundation on Economic Trends und unterrichtet an der renommierten Wharton School. In seinen Büchern bringt er die großen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Zukunftsthemen auf den Punkt. Mit 'Das Ende der Arbeit' (1995), 'Access' (2001, 2007) sowie 'Der Europäische Traum' (2004) löste er hierzulande wichtige Debatten aus.
Leseprobe
Vorwort zur deutschen Neuausgabe Mitte des 19. Jahrhunderts begannen Wissenschaftler Äther als Betäubungsmittel zu verwenden, und seither wird diese Neuerung als Meilenstein in der Geschichte der Medizin gefeiert. Doch bereits Jahrhunderte zuvor nutzten die Chinesen die Akupunktur zur Schmerzlinderung und zur Behandlung von Krankheiten. Warum entdeckten oder verwendeten die Europäer offensichtlich niemals von sich aus die Akupunktur, und warum kamen die Chinesen nie auf den Äther? Was wir in der Natur finden, ist in den meisten Fällen eine Manifestation dessen, was wir suchen. Die europäische Geisteshaltung mit ihrem Schwergewicht auf Objektivität, Leidenschaftslosigkeit und Unabhängigkeit führte dazu, dass Wissenschaftler vor allem solche Neuentdeckungen ausprobierten, in denen sich ihre tief verwurzelten Grundannahmen über die Welt widerspiegelten. Der Äther entsprach ihrer Erwartungshaltung. Im Gegensatz dazu nahmen die Chinesen ihre Welt eher im Zusammenhang wahr, für sie waren Phänomene wechselseitig voneinander abhängig und in Systeme eingebettet, die wiederum Bestandteil anderer Systeme waren. Für Chinesen leuchtete die Akupunktur ein. Sie reflektierte ihr Denken. Das soll nicht heißen, dass die Entdeckung des Äthers oder der Akupunktur Schicksal gewesen sei. Sondern nur, dass verschiedene Kulturen sich in unterschiedlicher Weise auf die Realität einstellen und folglich sich ihre Welt so aufbauen, dass sie zu ihren Werten passt. Ich bin seit langem überzeugt, dass Wissenschaft und Technik, wie wir sie betreiben, letzten Endes die Mythen widerspiegeln, nach denen wir unser Leben ausrichten. Größtenteils malen wir uns die Welt in unserer Phantasie aus, und dann konstruieren wir die Realität so, dass sie unserer vorgefassten Meinung entspricht, wie die Dinge sind oder sein sollten. Das mag man bestreiten, aber für mich ist der interessanteste und ungewöhnlichste Unterschied zwischen Menschen und anderen Primaten, dass wir ständig erst uns selbst und dann die Welt neu erfinden können - und zwar so, dass sie unserem momentanen Identitätsgefühl entspricht. Einige Leser werden solche Vorstellungen als übertrieben subjektivistisch oder gar illusionistisch beziehungsweise desillusionierend betrachten, ich aber konzentriere mich lieber auf einen positiven Aspekt des menschlichen Bewusstseins: Ich bewundere unsere Fähigkeit, uns verschiedene Realitäten vorzustellen und über die Zukunft zu entscheiden. Dies sollte man vor allem zu Beginn des Biotech-Jahrhunderts im Hinterkopf behalten. Das 18. und 19. Jahrhundert beherrschte die Physik, die Chemie das 20., und Entdeckungen in der Biologie dominieren das 21. Jahrhundert. Unsere Wissenschaftler durchdringen die Basisstrukturen des Lebens und schicken die Gesellschaft auf eine exponenzielle Lernkurve. Schicht um Schicht schälen wir vom Gebäude des Lebendigen ab und werfen einen Blick auf die Kernprozesse, die der Biologie zugrunde liegen. Doch über der hastigen Jagd nach Entdeckungen haben wir fast die Frage vergessen, nach was wir eigentlich suchen. Unsere Molekularbiologen sind mehrheitlich eher Techniker als Theoretiker mit einem Blick für das "große Ganze". Sie befassen sich weit mehr mit dem "Wie" als mit dem "Warum" der Dinge. In diesem Sinn sind sie fest in der Tradition der Aufklärung verwurzelt, die sich darauf konzentrierte, der Natur ihre Wirkprinzipien zu entlocken, um biologische Prozesse so zu manipulieren, dass sie nützlichen Zwecken dienen. Von sich aus ist zwar nichts falsch an der Idee, die Umwelt so anzupassen, dass sie menschlichen Bedürfnissen dient - alle Tiere manipulieren ihre Habitate, um ihr Überleben zu sichern -; problematisch wird es aber, wenn wir nicht an den umfassenden Kontext denken, der unserem Bestreben Grenzen setzt. Die biologisch-technische Revolution ist dafür ein gutes Beispiel. Unsere Wissenschaftler und Biotech-Firmen konzentrieren sich so sehr darauf, Produktlinien und Prozesse mit kurzfristigem Marktpotenzial zu entwickeln, dass s
Inhalt
Inhalt Vorwort zur Neuauflage Einleitung Das biotechnische Zeitalter Die Patentierung von Leben Die zweite Schöpfung Eine eugenische Zivilisation Die Soziologie des Gens Computer und DNA - DNA-Computer Die Neuerfindung der Natur Eine persönliche Bemerkung Danksagung Anmerkungen Bibliografie Personenregister Sachregister
Schlagzeile
Der Klassiker zur Biotechnologie